Gefahr für Radfahrer: So können Sie Dooring-Unfälle mit geöffneten Autotüren vermeiden

Gefahr für Radfahrer: So können Sie Dooring-Unfälle mit geöffneten Autotüren vermeiden

Immer wieder krachen Radfahrer in Autotüren, wenn Pkw-Insassen unachtsam aus dem Fahrzeug aussteigen. Manche dieser Unfälle gehen tödlich aus, wie ein Fall in Berlin. Dabei ließen sich wohl viele Crashs verhindern.

Radfahrerin nähert sich geöffneter Autotür: Parkende Autos gehören zur größten Gefahr für Radfahrer

Radfahrerin nähert sich geöffneter Autotür: Parkende Autos gehören zur größten Gefahr für Radfahrer


Foto: Barbara Gindl / picture alliance / APA / picturedesk.com

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Im Februar 2023 ließ sich ein Senior mit dem Taxi von Berlin-Spandau nach Charlottenburg fahren. Der Mann hatte gerade bezahlt und öffnete die hintere rechte Tür, um auszusteigen – als sich ein Radfahrer von hinten näherte und gegen die sich öffnende Autotür prallte. Der 50-Jährige stürzte und verletzte sich so schwer am Kopf, dass er im Krankenhaus starb.

Am Dienstag musste sich der inzwischen 74-jährige Fahrgast vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten. Ihm wurde fahrlässige Tötung vorgeworfen – doch die Richter sprachen ihn mit der Begründung frei, dass sich das Geschehen nicht eindeutig rekonstruieren lasse. Auch überregionale Medien wie der SPIEGEL berichteten über das Urteil.

Unfälle wie dieser werden »Dooring-Unfälle« genannt: Ein Autoinsasse öffnet unachtsam eine Tür, ein Radfahrer kann nicht mehr schnell genug bremsen. Wenn Radfahrende innerorts im Zusammenhang mit parkenden Autos verunglücken, hat das in mehr als der Hälfte der Fälle mit »Dooring« zu tun, ergab eine Analyse der Unfallforschung der Versicherer aus dem Jahr 2020. Parkende Autos gehörten damit zu den größten Gefahren für Radfahrende.

Wie lassen sich diese Unfälle also verhindern?

So können Autofahrer Dooring-Unfälle verhindern

Verkehrssicherheitsexperten sehen zuerst die Autoinsassen in der Pflicht, beim Aussteigen auf den Verkehr um sich herum zu achten. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat etwa hat sich vor einigen Jahren mit animierten Clips auf Social Media an Autofahrer gerichtet: Darin sollen zum Leben erwachte Autotüren für Situationen stehen, in denen Autofahrer oft unaufmerksam die Tür öffnen, zum Beispiel, wenn sie im Auto Musik aufgedreht haben.

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Der Slogan der Kampagne: »Kopf drehen, Radfahrende sehen«. Die wichtigste Handlungsempfehlung ist also, beim Aussteigen über die Schulter nach hinten zu schauen.

Wer die Tür mit dem sogenannten »holländischen Griff« öffnet, macht das ganz automatisch, dieser Griff wird daher oft als Mittel gegen Dooring-Unfälle empfohlen. Dabei öffnet, wer auf der linken Seite des Autos aussteigt, die Tür mit der rechten Hand – oder umgekehrt. Dadurch dreht man automatisch den Oberkörper und wirft eher einen Blick nach hinten. Der Griff hat diesen Namen, weil Fahrlehrer in den fahrradfreundlichen Niederlanden ihn oft ihren Schülern beibringen.

Der Tipp ist einfach, weil er sich als Faustregel mit griffigem Namen so einfach merken lässt. Der Unfallforscher Siegfried Brockmann sieht ihn aber eher als Ergänzung. Schließlich sei es auch möglich, die linke Tür mit der rechten Hand zu öffnen, ohne sich richtig zu drehen. Wichtig sei daher, auch in die Spiegel zu schauen.

Radfahrer im Spiegel: Beim Aussteigen nach hinten schauen

Radfahrer im Spiegel: Beim Aussteigen nach hinten schauen


Foto: Jürgen Ritter / IMAGO

So können Kommunen Dooring-Unfällen vorbeugen

Nur ein Bruchteil aller Autofahrer dürfte das wirklich verinnerlicht haben – gut, wenn die Straße dann so geplant ist, dass unachtsam geöffnete Autotüren nicht gleich zu Unfällen führen. Dafür sind Verkehrsplaner und -planerinnen in den Kommunen verantwortlich.

Die Leitlinien , nach denen diese sich richten, sehen inzwischen einen Sicherheitspuffer vor: Zwischen Radstreifen auf der Fahrbahn und Parkflächen am Straßenrand sollen demnach Trennstreifen von mindestens 75 Zentimetern markiert werden.

Das bezieht sich nur auf neue Planungen. Es wird also dauern, die bestehende Infrastruktur umzubauen – wenn die Kommunen das Problem überhaupt angehen. Im baden-württembergischen Fellbach etwa stimmte der Gemeinderat vor Kurzem darüber ab, bestimmte Radfahrstreifen etwa in breitere Schutzstreifen umzuwandeln, nachdem es an einer Stelle einen Unfall gegeben hatte. Die Vorschläge fanden keine Mehrheit, berichtet die »Stuttgarter Zeitung« .

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) fordert von den Ordnungsämtern weiterhin, Falschparker konsequent zu ahnden. Denn wo Autofahrer gegen die Regeln verstoßen , bringen auch markierte Trennstreifen wenig.

Darauf können Radfahrer achten

Auch für Radfahrer gibt es eine Faustregel zum Schutz gegen Dooring-Unfälle: Mindestens einen Meter Abstand sollten sie zu geparkten Autos halten, empfiehlt der ADFC. Andere Fahrradinitiativen  rechnen vor, dass selbst dieser Meter für die gängigen Türbreiten heutiger Fahrzeuge zu knapp bemessen sei – und empfehlen eher 1,20 Meter.

Um als Radfahrer so viel Abstand zu halten und auf Fahrbahnen entsprechend mittig zu fahren, braucht man allerdings nicht nur Platz. Sondern oft wohl auch viel Willensstärke und Mut.

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