18-Jähriger fährt Jungen (12) nach Streit tot: Hinter dieser Schutzwand trauerten die Eltern vier Stunden
Die Feuerwehr schirmt den Tatort und die trauernden Eltern auf dem Supermarktparkplatz ab
Niedernhall – Die Stimmung auf dem ländlich gelegenen Supermarktparkplatz in Baden-Württemberg ist erdrückend: Trauer mischt sich mit Wut und Fassungslosigkeit. Hier starb am Donnerstag ein Junge (12) – er wurde nach einem Streit von einem 18-Jährigen überfahren.
Am Tag nach der schrecklichen Tat fuhr gegen 12 Uhr ein grauer SUV auf den Parkplatz. Darin sitzen die Eltern des toten Jungen, bestätigt Bürgermeister Achim Beck (39) gegenüber BILD. Sie tragen einen Mantel mit Pokémon-Motiv an den Ort, an dem ihr Kind gestorben ist.
Auf den Markierungen, die von den Ermittlern auf dem Boden hinterlassen wurden, legten Trauernde Kerzen, Blumen und ein Kuscheltier nieder
„Er war doch mein einziges Kind“
Die Mutter schreit verzweifelt: „Er war doch mein einziges Kind!“ Auf dem Boden stehen zwölf Kerzen, Rosen und ein lilafarbenes gehäkeltes Kuscheltier. Die Eltern sitzen minutenlang auf dem Boden, lassen ihrer Trauer freien Lauf. Dann wird die Feuerwehr dazugerufen. Sie stellen aufblasbare Sichtschutzwände auf, um den Angehörigen in ihrem Schmerz etwas Ruhe zu verschaffen.
Der Betrieb in der danebenliegenden Rossmann-Filiale und dem EDEKA-Markt läuft normal weiter. Während der Vater immer wieder unter Tränen zusammenbricht, während er in die Knie geht, hallt der störende Lärm von Einkaufswagen und einparkenden Autos über den Platz. Am Nachmittag werden Bauzäune anstelle des provisorischen Sichtschutzes aufgebaut. Vier Stunden lang nehmen die Eltern hier Abschied von ihrem Sohn.
Junge (12) nach Streit überfahren
Der tödliche Vorfall ereignete sich am Donnerstag gegen 20.20 Uhr. Ein 18-jähriger Deutscher und sein 16 Jahre alter Begleiter gerieten mit zwei Kindern in Streit. Als die Kinder mit Fahrrad und Tretroller fliehen wollten, stiegen die Älteren in einen dunklen Audi und rasten los. Der 12-Jährige wurde erfasst und so schwer verletzt, dass er noch am Tatort starb. Der Fahrer wurde festgenommen und sitzt seit Freitag in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Totschlag. Ob es sich bei der Tat auch um Mord handeln könnte, sei noch Teil der Ermittlungen, sagte eine Sprecherin. Der junge Mann soll im Besitz eines Führerscheins sein. Wie BILD erfuhr, ist der Audi nicht auf den 18-Jährigen, aber auf ein nahes Familienmitglied zugelassen.
Großvater Siegfried Lorenz (61) am Tatort
Neben den Eltern besuchte am Freitag auch Siegfried Lorenz, der Opa des verstorbenen Jungen, den Tatort. „Meine Tochter bekam gestern Abend einen Anruf und ist gleich hierhergefahren. Als sie hier eintraf, sagte ihr ein Mann, sie solle nicht weiterlaufen, ein Junge sei tot.“ Der Zeuge wusste offenbar nicht, dass der Tote ihr Sohn ist.
Karatetrainer Timmy Sarantoudis (36), Ex-Europameister im Kickboxen, kannte den toten Jungen seit sechs Jahren
„Er ging immer jedem Streit aus dem Weg“
Timmy Sarantoudis, Besitzer einer Kampfsportschule, trauerte auf dem Parkplatz. Er kannte den 12-Jährigen seit Jahren. „Er trainierte bei uns, seit er sechs Jahre alt ist, Karate und Kickboxen“, sagt er zu BILD. „Er war ein sehr netter und höflicher Junge. Er ging immer jedem Streit aus dem Weg. Wir sind alle erschüttert über seinen Tod.“
Nach rund vier Stunden, gegen 16 Uhr, verließen die trauernden Eltern den Tatort. Der Bauzaun, der für sie aufgestellt wurde, bleibt vorerst stehen.
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