Medienberichten zufolge haben mehrere US-Konzerne ausländische Mitarbeitende dazu aufgerufen, in den USA zu bleiben oder im Falle eines Auslandsaufenthalts umgehend zurückzukehren.
Das geht aus internen E-Mails der Techriesen Microsoft und Amazon sowie der Großbank JPMorgan hervor, die die Nachrichtenagentur Reuters nach eigenen Angaben einsehen konnte. Auch der »Business Insider« berichtete . Demnach habe auch Facebook-Mutter Meta entsprechende Anweisungen an Mitarbeitende gegeben.
Die Schreiben richten sich demnach an Inhaber sogenannter H-1B-Arbeitsvisa für hochqualifizierte ausländische Fachkräfte. Die Jahresgebühr dieser Visa soll auf 100.000 Dollar (etwa 85.000 Euro) steigen, wie die US-Regierung am Freitag bekannt gab.
Dem »Business Insider«-Bericht zufolge befürchteten die Unternehmen, dass eine Anstellung der ausländischen Mitarbeiter künftig sehr viel teurer beziehungsweise unmöglich werden könnte, wenn sie nach einem Aufenthalt außerhalb der USA wieder einreisen wollten. Die Lage ist derzeit noch unklar.
Das H-1B-Programm ist insbesondere für Technologiekonzerne von Bedeutung, die Fachkräfte vor allem aus Indien rekrutieren. Bislang fallen für die Visa nur einige Tausend Dollar Gebühren an.
Frist bis Sonntag
Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2025 wurden laut »New York Times«, die sich auf Regierungsdaten berief, mehr als 10.000 H-1B-Visa für Amazon genehmigt. Bei Microsoft und Meta Platforms waren es demnach jeweils mehr als 5000. Die Visa sind befristet.
Die neue Gebührenregelung soll am Sonntag um 6 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit in Kraft treten. Offenbar versuchen Firmen nun, ihre Mitarbeitenden vor dieser Frist zurück in die USA zu bringen.
Wer es absehbar nicht innerhalb der Frist zurück schaffe, solle erst einmal gar nicht einreisen, bis weitere Anweisungen vorlägen, hieß es laut »Business Insider« in einem internen Hinweis ans Personal des Onlinehändlers Amazon.
Microsoft, Amazon und JPMorgan sowie die Anwaltskanzlei Ogletree Deakins, die JPMorgan in der Angelegenheit vertritt, reagierten zunächst nicht auf Anfragen von Reuters. Anfragen des SPIEGEL blieben zunächst ebenfalls unbeantwortet.
Trump-Verbündete kritisieren Visa
Einige Verbündete von Trump kritisieren schon seit einiger Zeit, die Visa-Kategorie werde zweckentfremdet; sie nähme amerikanischen Beschäftigten Jobs weg.
Mit der angekündigten Änderung soll es sich laut US-Handelsminister Howard Lutnick für US-Unternehmen nicht mehr rechnen, unerfahrene Mitarbeiter ins Land zu holen und auszubilden. Die Firmen müssten abwägen, ob ein Jobkandidat wertvoll genug sei, um für ihn zusätzlich 100.000 Dollar an die Regierung zu zahlen, und könnten stattdessen eher amerikanische Arbeitnehmer einstellen, sagte der Minister.
Die Chefs großer Techunternehmen hatten in den vergangenen Monaten versucht, ein engeres Verhältnis zur Trump-Regierung aufzubauen, bei einem Event im Weißen Haus hatten sie sich mit Lob für den US-Präsidenten nicht zurückgehalten. Trump sagte, er denke, die Techkonzerne würden »sehr glücklich« über die neue Regelung sein.
Der Präsident unterzeichnete auch den Erlass zur bereits zuvor angekündigten »Trump Gold Card«, mit der man sich für eine Million Dollar in den USA werde niederlassen können.