Reicht der Dobrindt-Plan?: Experte: Deutsche Drohnen-Abwehr ist „nicht existent“
Soll Drohnen abwehren: der deutsche Flugabwehrkanonenpanzer Skyranger 30 von Rheinmetall
Berlin – Putins Drohnen schrecken Europa fast täglich auf, sabotieren Flughäfen und stören Militärstützpunkte. Die Antwort von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (55, CSU): ein geheimer Drohnen-Abschussplan, dessen zentraler Bestandteil die Erlaubnis für die Bundeswehr ist, Drohnen auch abzuschießen.
Doch: Reicht der Dobrindt-Plan wirklich aus? Es bleiben Zweifel! BILD sprach mit Experten. Sie sagen: Deutschland wäre zur Abwehr eines großangelegten Drohnen-Angriffs nicht in der Lage. Das bestätigte ein hochrangiger Mitarbeiter der deutschen Rüstungsindustrie. Er sagt zu BILD: „Die deutsche Drohnen-Abwehr ist nahezu nicht existent.“
Es sei „eine Mär“, dass die Bundeswehr und andere Sicherheitsbehörden im Verbund in der Lage wären, die kritische Infrastruktur vor Drohnen-Angriffen zu schützen. DENN: „Was wir haben, steht entweder an der Nato-Ostflanke oder in der Ukraine.“
▶︎ Sein bitteres Fazit: „Wenn Deutschland mit Drohnen-Schwärmen angegriffen wird, erreichen die meisten davon ihr Ziel – auch Berlin.“
Drohnen-Abwehr wurde außer Dienst gestellt
Auch ein einfaches Nach- und Aufrüsten der Bundeswehr sei kurzfristig gar nicht möglich. „Die Lieferzeiten für bereits bestellte Luftverteidigungs- und Flugabwehrsysteme sind lang. Oft sogar sehr viel länger als auf dem Papier vereinbart. Und wenn sie dann fertig produziert sind, heißt das noch lange nicht, dass sie auch sofort einsatzbereit und gefechtstauglich sind.“
Kann was: Der frühere Flugabwehrpanzer der Bundeswehr, Gepard 1A2
Laut dem Rüstungsexperten sei „das einzige voll taugliche System zur Drohnen-Abwehr“, das die Bundeswehr zuletzt besessen habe, der Gepard gewesen. Der leistungsstarke deutsche Flak-Panzer sei jedoch zwischen 2010 und 2012 „ohne Not“ außer Dienst gestellt worden, leiste heute in der Ukraine aber weiter „wertvolle Dienste bei der Drohnen- und Luftabwehr von russischen Angriffen“, sagte der Experte weiter.
Auf BILD-Nachfrage hieß es zu der Entscheidung, den leistungsfähigen Flak-Panzer Gepard außer Dienst zu stellen, aus dem Verteidigungsausschuss des Bundestages: „Die Entscheidung, den Gepard auszumustern, war ein ganz großer Fehler.“
Israel führend bei Drohnen- und Raketenabwehr
Die größte Expertise bei der Abwehr von Drohnen und Raketen haben nach Einschätzung des Rüstungsexperten die Israelis. Deutschland sei von dessen Luftabwehr-Fähigkeiten „Lichtjahre“ entfernt. Nicht einmal für ihre eigenen Kasernen habe die Bundeswehr genug Abwehrsysteme. „Für die kritische Infrastruktur reicht das Material schon gar nicht“, so der Experte zu BILD.
Das laserbasierte Luftabwehrsystem Iron Beam in einem Werbevideo des Herstellers
Das größte Problem sei aber die „Detektion der Drohnen“. Sprich: das Aufspüren und Orten der kleinen Flugkörper. DENN: „Die Bandbreite ist groß: Von kleinen Discounter-Modellen bis hin zu waffenfähigen Shahed-Drohnen können alle unterhalb des Radars fliegen.“ Die Bundeswehr habe „viel zu wenige mobile Systeme, die die Detektion im großen Stil möglich machen“.
Die Politik reagiert besorgt auf die jüngsten Drohnen-Störfälle, fordert ein Umdenken bei der Verteidigung. Innenexperte Marc Henrichmann (49, CDU) zu BILD: „Wir müssen uns wirksam und entschlossen zur Wehr setzen können.“ Dafür brauche es im Ernstfall schnelle Entscheidungen. Henrichmann zu BILD: „Lange Befehlsketten oder unklare Zuständigkeiten passen nicht zu einem Gegner, der uns täglich attackiert und der ohne jede Regeln ‚spielt‘.“
Haben Sie eine Meinung zu diesem Artikel? Hier können Sie uns schreiben.
Haben Sie Fehler entdeckt? Dann weisen Sie uns gern darauf hin.