Sean »Diddy« Combs zu mehr als vier Jahren Gefängnis verurteilt

Sean »Diddy« Combs zu mehr als vier Jahren Gefängnis verurteilt

Kurz vor der Verkündung des Strafmaßes hatte der Rapper vor Gericht das Wort ergriffen. In einer emotionalen Ansprache bat er den Richter um Gnade. Combs dankte dem Richter für die Möglichkeit, sich endlich selbst äußern zu können. Es sei sehr schwierig gewesen, nicht ausdrücken zu können, wie sehr ihm seine früheren Handlungen leidtun würden, sagte der 55-Jährige übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge.

Er wollte sich erneut bei seiner Ex-Freundin Cassie Ventura für zugefügtes Leid entschuldigen. Er entschuldigte sich auch bei seiner Mutter und seinen Kindern. Sein früheres Verhalten sei widerlich, beschämend und krank gewesen, sagte Combs. Er habe unter Einfluss von Drogen völlig die Kontrolle verloren. Er würde sich jetzt selbst hassen, doch er sei kein schlechter Mensch. Er könne die Vergangenheit nicht ändern, aber er könne die Zukunft ändern. Er habe viel gelernt und könne ein besserer Mensch werden.

Zuvor hatten ihn sechs seiner Kinder vor Gericht in New York unterstützt. Die Zeit im Gefängnis habe seinen Vater »völlig verändert«, sagte sein Sohn Quincy Brown, der übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge mit den anderen Kindern vor Richter Arun Subramanian auftrat. »Wir sind immer noch einfach nur Töchter, die unseren Vater brauchen«, sagte Tochter Chance Combs. Die Kinder baten den Richter um eine zweite Chance für ihren Vater, den sie damit zu Tränen rührten.

Lesen Sie hier  mehr über den Prozess.

Wäre der Rapper in allen Punkten für schuldig befunden worden, hätte ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe gedroht. In diesem Fall hatte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von elf Jahren und drei Monaten anvisiert, die Verteidigung des Rappers hatte eine Höchststrafe von 14 Monaten gefordert.

Außerdem werfen ihm in Zivilklagen mehr als 70 Frauen und Männer vor, sie misshandelt oder sexuell missbraucht zu haben.

Opfer berichteten von Gewalt

Ex-Freundin Ventura sowie eine zweite Frau, die beide im Prozess als Opfer von Combs ausgesagt hatten, hatten unmissverständlich erklärt, dass sie nicht freiwillig an Combs’ Sexorgien teilgenommen hatten. Dass es ihnen keine Freude gemacht hatte, auf Combs’ Anweisung stunden- und tagelang Sex mit männlichen Escorts zu haben.

Combs hatte den Frauen deren Aussagen zufolge Drogen gegeben und sie abhängig von sich gemacht – er drohte demnach mit Liebesentzug, Schlägen oder dem Karriere-Aus. Ventura beschrieb, wie Combs sie wiederholt verprügelt habe. So hatte ein Überwachungsvideo von 2016 gezeigt, wie Ventura versucht, aus einem Hotel zu fliehen und Combs sie zu Boden reißt, auf sie eintritt und versucht, sie zurück ins Zimmer zu schleifen.

Wenige Stunden vor der Verkündung des Strafmaßes hatte Combs den zuständigen Richter in einem emotionalen Brief noch um eine »zweite Chance« gebeten. »Ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht, aber ich renne nicht mehr vor ihnen davon«, schrieb er. »Das Leid, das ich verursacht habe, tut mir so leid.«

SPIEGEL-Redakteur Matern von Boeselager hat den Prozess in New York begleitet. Lesen Sie hier  seinen Leitartikel nach der Urteilsverkündung im Juli: »Rückschritt in die Vergangenheit«.

Schlange vor dem Gerichtssaal

Bereits seit Mittwochabend gab es eine Schlange, um in den Gerichtssaal hineinzukommen. Einige Fans von Combs hatten vor dem Gericht im Süden Manhattans übernachtet, um einen Blick auf ihn werfen zu können. Wegen zahlreicher schlüpfriger Aspekte war der Prozess auch ein Clickbait- und Boulevardfest. Millionen Amerikaner und Menschen weltweit verfolgten den Prozess in den Medien, die intimen und auch verstörenden Details zu dem Fall wurden Teil des täglichen Klatsches und Tratsches vieler Leute.

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