Nach geplatztem HSV-Transfer
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Eigentlich wäre Adam Karabec (22) gerne beim HSV geblieben, doch die Hamburger konnten sich mit Sparta Prag nicht auf eine Weiterbeschäftigung einigen – für den Offensivspieler im Nachhinein wahrscheinlich eine günstige Fügung des Schicksals. Für den Tschechen öffnete sich eine Tür beim französischen Europa-League-Vertreter Olympique Lyon, wo Karabec als unerwarteter Stammspieler als Glücksgriff auf dem Transfermarkt gefeiert wird.
Als Karabec Mitte August beim Ligue-1-Klub aufschlug, galt er als flexibler Back-up für den Angriff. Nach Kapitän Corentin Tolisso (31) und Malick Fofana (20) hat Karabec bislang jedoch von Trainer Paulo Fonseca die drittmeiste Einsatzzeit unter den Offensivspielern bekommen. Den langfristigen Ausfall von Ernest Nuamah (21) hat der Linksfuß am besten genutzt, er agiert anders als beim HSV nicht als Zehner, sondern als Rechtsaußen. Für Fonseca ist Karabec die ideale Ergänzung zu Linksaußen Fofana, der dort als Rechtsfuß spielt.
„Auf dieser Position haben wir nicht viele Optionen“, wird der Portugiese von „L’Équipe“ zitiert. Der als Nuamah-Alternative kurz nach Transferschluss zurückgeholte Rachid Ghezzal (33) braucht noch Zeit. „Rachid muss sich körperlich noch stark verbessern, um eine Option zu sein“, sagte Fonseca weiter. Karabec hat sich aber auch gegen den wertvollsten Neuzugang durchgesetzt: Landsmann Pavel Sulc (24).
Während dieser für eine Basisablöse von 7,5 Millionen Euro als potenzieller Stammspieler von Viktoria Pilsen nach Lyon kam, kostete Karabec zunächst mal nur eine Leihgebühr von 300.000 Euro. Sollte OL im kommenden Sommer die Kaufoption ziehen, würden weitere 3,5 Mio. Euro fließen. Doch Karabec hat Sulc schnell den Rang abgelaufen, seit dem 3. Spieltag ist er gesetzt. Am vergangenen Donnerstag standen die beiden in der Europa League gegen Salzburg (0:2) erstmals zusammen in der Startelf – und der Unterschied wurde deutlich. Während Karabec zwei Vorlagen lieferte, verschoss Sulc einen Elfmeter.
Ex-HSV-Profi Karabec überzeugt als Qualitätsspieler bei Olympique Lyon
Angesichts der Ablöse sprechen französische Medien von einem Glücksgriff auf dem Transfermarkt. „Wir wussten schon vor seiner Ankunft, dass er ein Qualitätsspieler ist“, sagte Fonseca über Karabec. „Er kann sowohl offen (über die Außen; d. Red.) als auch eher im Zentrum spielen, er ist intelligent. Außerdem ist er im Abschluss sehr klar und sehr effizient. Er ist kein Dribbler, aber ein sehr guter Passgeber und hat einen guten Schuss. Er kann auch das Verständnis für unsere Spiele noch verbessern.“
Das scheint aber mehr und mehr zu funktionieren. In Fonsecas System braucht es einen passstarken Rechtsaußen, der Verteidiger Ainsley Maitland-Niles (28) ergänzt und den Flügel für den Offensivdrang des Engländers freimacht. Karabecs mangelnde Explosivität kompensiert er mit seiner Technik. All das wird ihm im Zwischen-Update der Ligue 1 am kommenden Freitag ein Marktwert-Plus bescheren – und einen Karrierehöchstwert. Dieser steht bislang bei 5 Mio. Euro aus dem vergangenen März.
Der starke Start in Frankreich, wo er mit Lyon in der Spitzengruppe steht, brachte Karabec im September auch sein Debüt in der tschechischen Nationalmannschaft ein. Fünf Jahre, nachdem er als 17-Jähriger erstmals auf der Bank Platz genommen hatte, wurde er im Freundschaftsspiel gegen Saudi-Arabien (1:1) in der Halbzeit eingewechselt – 18 Minuten vor Teamkollege und Kontrahent Sulc.