Fußball-Bundesliga: Der FC St. Pauli befindet sich im freien Fall, RB Leipzig verfolgt Bayern München

Fußball-Bundesliga: Der FC St. Pauli befindet sich im freien Fall, RB Leipzig verfolgt Bayern München


Bundesliga kompakt





Der FC St. Pauli im freien Fall

Sechs Spiele, sechs Niederlagen, 1:14 Tore. Das ist die Bilanz des FC St. Pauli nach dem 0:4-Debakel gegen den bisherigen Tabellenletzten aus Mönchengladbach. Bayern-Verfolger Leipzig feiert einen 18-Jährigen.

Mathias Pereira Lage und seine Teamkollegen haben seit sechs Spielen keinen Punkt mehr geholt

Mathias Pereira Lage und seine Teamkollegen haben seit sechs Spielen keinen Punkt mehr geholt


Foto: Justus Stegemann / IMAGO

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Teams* (*Bayern München ausgenommen) der Stunden: Während der Vorberichterstattung überschlugen sich die Kommentatoren beim Streamingdienst Dazn beinahe vor Vorfreude auf das Topspiel des Nachmittags. Sogar die Frage, ob er sich als Kind je ausgemalt habe, eines Tages in einem solchen Duell zu stehen, musste sich Leipzigs Trainer Ole Werner anhören. Das war am neunten Bundesliga-Spieltag vielleicht doch ein wenig dick aufgetragen, auch wenn Leipzig gegen den VfB Stuttgart tatsächlich Topspielcharakter hatte.

Bayerns Hilfsarbeiter: Die Stuttgarter kamen mit fünf Siegen in Serie, RB Leipzig hatte in den vergangenen fünf Partien 13 Punkte geholt. Beides zusammen ein Beleg dafür, dass es in der Bundesliga durchaus Mannschaften gibt, die überzeugend aufspielen, auch jenseits des FC Bayern. Wie schön bloß für die Münchner, dass nun ein Verfolger von einem anderen ausgebremst worden ist. Oder besser: Ein Verfolger hat sich selbst gestoppt. Leipzig in Führung brachte nämlich der Stuttgarter Jeff Chabot per Eigentor.

Chabot lenkt eine Hereingabe ins eigene Tor, VfB-Torwart Nübel hat keine Chance

Chabot lenkt eine Hereingabe ins eigene Tor, VfB-Torwart Nübel hat keine Chance


Foto: Hendrik Schmidt / dpa

Ergebnisse des Nachmittags: RB Leipzig besiegte den VfB am Ende 3:1 und ist mit 22 Punkten jetzt Bayern Münchens (24 Punkte) Verfolger Nummer eins. Außerdem gewann Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal in dieser Saison, es sollte gar ein Befreiungsschlag werden: 4:0 beim FC St. Pauli. Der 1. FC Heidenheim kam zu einem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt, Mainz und Werder Bremen trennten sich 1:1 und das Duell zwischen Union Berlin und dem SC Freiburg endete 0:0.

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Traumtag: Noch mal zurück zum Topspiel des Tages, Leipzig gegen Stuttgart. Es war nicht allein das Eigentor von Chabot, das diesen Tag vorentschieden hat. Zuvor hatte der Leipziger Yan Diomande eine scharfe Hereingabe in den Strafraum gebracht, die der VfB-Verteidiger unglücklich ins eigene Tor lenkte. In der 53. Minute traf eben jener Diomande zum 2:0 für RB Leipzig. Der Mann von der Elfenbeinküste kam im Sommer für knapp 20 Millionen Euro nach Leipzig. Am vergangenen Spieltag erzielte er sein erstes Bundesligator und jetzt entschied er ein Spitzenduell. Hat er als Kind wohl von so einem Tag geträumt? Also vor gar nicht so langer Zeit. Diomande ist erst 18.

Yan Diomande kam im Sommer aus der spanischen zweiten Liga

Yan Diomande kam im Sommer aus der spanischen zweiten Liga


Foto: Filip Singer / EPA

Aufbauhilfe West: Das erste Tor des Nachmittags fiel am Hamburger Millerntor, und Nikola Vasilj trug maßgeblich seinen Teil dazu bei. Der Torwart des FC St. Pauli eilte aus seinem Kasten, um einen Ball zu klären. Statt ihn kompromisslos wegzuschlagen, spielte er den Ball jedoch genau in die Füße des Mönchengladbachers Florian Neuhaus. Der reagierte schnell, legte weiter zu Haris Tabakovic – der zwar im Abseits stand, aber Glück hatte: Ein St.-Pauli-Verteidiger hatte beim Zuspiel von Neuhaus noch den Ball berührt, wodurch die Abseitsstellung aufgehoben war. Es war ein Tor, wie es dem bis dato Tabellenletzten aus Gladbach nur recht sein konnte.

Nikola Vasilj: Musste viermal hinter sich greifen

Nikola Vasilj: Musste viermal hinter sich greifen


Foto: Susanne Hübner; Susanne Huebner / Susanne Hübner / IMAGO

Die Sommerschläfer: Für Borussia Mönchengladbach wurde es am Ende der erste Bundesligasieg seit dem 29. März. Einen Tag später wurde damals die Uhr auf Sommerzeit gestellt, inzwischen tickt sie wieder im Wintermodus. Und prompt gewinnt Gladbach. Vielleicht hat die Mannschaft schlicht eine mächtige Sommerpause eingelegt? Bis zur nächsten Zeitumstellung bleiben 18 Spieltage. Genug Zeit also, um Punkte zu sammeln, und sich ein ordentliches Polster für den Abstiegskampf anzufuttern.

Freier Fall: Gladbach gab den letzten Tabellenplatz an Heidenheim (1:1 gegen Frankfurt) ab. Ein Kandidat für die rote Laterne könnte allerdings auch schon bald St. Pauli werden: Das 0:4 gegen die Borussia war der nächste Offenbarungseid. Die Bilanz seit dem dritten Spieltag lautet: sechs Niederlagen, 1:14 Tore. Es war die höchste Bundesliganiederlage seit einem 1:8 gegen Bayern München in der Saison 2010/2011, in jener Saison stieg St. Pauli ab. Am zweiten Spieltag hatte der FC St. Pauli dem HSV im Volksparkstadion noch ziemlich beeindruckend die Grenzen aufgezeigt und anschließend gegen Augsburg gewonnen. Seither herrscht am Millerntor jedoch die schlimmste Stufe von Katerstimmung.

Hollerbachs Annäherung: Für zwölf Millionen Euro wechselte er von Union Berlin zu Mainz 05, als Königstransfer angekündigt, als Ersatz für den abgewanderten Torjäger Jonathan Burkardt. Doch es dauerte, bis Benedict Hollerbach tatsächlich zeigen konnte, warum die Mainzer so viel für ihn bezahlten. Am ersten Spieltag durfte er für 15 Minuten ran, danach stoppte ihn eine Muskelverletzung, und die Formkurve seiner Mannschaft zeigte stetig nach unten. Nun stand Hollerbach erstmals in der Startelf und lieferte prompt ab: Er bereitete mit einer sehenswerten Hackenvorlage das 1:0 gegen Werder vor. Am Ende reichte es trotzdem nur zu einem 1:1: Bremens Jens Stage traf kurz vor Schluss zum Ausgleich. Mainz ist damit als Vorletzter weit hinter den Erwartungen zurück.

Hollerbach: Erster Startelfeinsatz, erste Torvorlage

Hollerbach: Erster Startelfeinsatz, erste Torvorlage


Foto: Torsten Silz / dpa

Zwei Ecken, kein Tor: In der 17. Minute brachte Mathias Ginter die Freiburger bei Union Berlin nach einem Eckball zunächst in Führung. Da sich der frühere Nationalspieler aber selbst an die Hand köpfte, zählte das Tor nach einer rund zweiminütigen Überprüfung nicht. Noch viel länger dauerte es, als Union in der zweiten Halbzeit nach einem Eckball traf: Die VAR-Schiedsrichter studierten rund fünf Minuten lang die Videobilder, dann stellten sie eine Abseitsstellung von Rani Khedira fest. Am Ende gab es eine üppige Nachspielzeit von sieben Minuten, aber keine Tore mehr.

Wie geht es weiter? Mit einer Frage. Wankt der FC Bayern vielleicht doch mal? Wird der sehr intensive Fußball von Vincent Kompany aus den vergangenen Wochen jetzt doch einmal kräftetechnische Spuren hinterlassen? Um 18.30 Uhr wird diese Frage beantwortet. Dann treffen die Münchner auf Bayer Leverkusen, das sich nach dem großen Umbruch im Sommer inzwischen gefangen und zuletzt vier Siege in Serie gefeiert hat. Aber reicht das als Hoffnungsmacher gegen die Superbayern? RB Leipzig, Bayern Münchens aktuell ärgster Verfolger, spielte auch schon in dieser Saison in München. Ergebnis: 0:6 aus Sicht von Leipzig.

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