Berlin – Nachdem die Zahl der überschuldeten Menschen in Deutschland sechs Jahre lang zurückging, steigt sie nun wieder an. 2025 sind es 5,67 Millionen Erwachsene, die mit ihren Schulden kämpfen. Das sind 111.000 mehr als noch im Vorjahr.
Das bedeutet einen Anstieg um zwei Prozent. Die Überschuldungsquote klettert damit auf 8,16 Prozent, ein Wert, den es seit 2018 nicht mehr gegeben hat.
„Die Trendwende ist da – und sie kommt mit Ansage“, warnt Patrik-Ludwig Hantzsch von Creditreform. „Die Multikrise hat Spuren hinterlassen, die wir jetzt spüren.“
Schon 2016 gab es einen starken Anstieg mit 130.000 neuen Fällen.
„Lifestyle-Überschuldete“
Die Überschuldung zieht sich quer durch alle sozialen Schichten. Besonders betroffen: die sogenannten „Lifestyle-Überschuldeten“ und „Überschuldungspragmatiker“.
Diese Menschen, oft mit mittlerem bis hohem Einkommen, wollen ihren Lebensstandard trotz knapper Kassen halten. Hantzsch erklärt: „Überschuldung ist kein Randphänomen mehr. Viele überschätzen ihre finanzielle Belastbarkeit.“
Harte und weiche Schulden
Ein Blick auf die Details zeigt, dass sowohl harte als auch weiche Überschuldungen zunehmen. Rund 39.000 neue harte, juristische Fälle, wie Vollstreckungen und Inkassoverfahren, wurden registriert. Gleichzeitig stieg die Zahl der sanften Überschuldungen, also anhaltende Zahlungsstörungen, um 72.000 Fälle.
Bernd Bütow von Creditreform sieht darin ein klares Alarmsignal. „Viele Verbraucher rutschen langsam in die Überschuldung – erst geraten Rechnungen ins Hintertreffen, dann kommen Mahnungen und schließlich rechtliche Schritte.“ In den vergangenen 20 Jahren gab es so eine Entwicklung nur viermal.
Jung und Alt in der Schuldenfalle
Die Überschuldung wächst besonders bei den ganz Jungen unter 30 und den Älteren über 60 Jahre. Junge Leute stolpern über Konsum, Kredite und Onlinekäufe. Die Älteren kämpfen mit steigenden Lebenshaltungskosten und mageren Renten. „Wir erleben eine neue Zweiteilung der Überschuldung“, so Bütow. „Die Jungen durch Konsumverhalten, die Älteren durch strukturelle Knappheit.“
In 69 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte steigen die Schuldenquoten. In Bremen (12,11 Prozent) und Sachsen-Anhalt (10,73 Prozent) am meisten, in Bayern (6,05 Prozent) und Baden-Württemberg (6,88 Prozent) am geringsten.

