Gänsehaut pur: Nicole dankte in der jüngsten „Giovanni Zarrella Show“ ihrem Mentor Ralph Siegel. Da blieben keine Augen trocken.
Es ist ein Moment, der sich in den Köpfen vieler eingebrannt hat: Am 24. April 1982 gewinnt die damals 17-jährige Nicole als erste Deutsche überhaupt den Grand Prix Eurovision De La Chanson (heute ESC) im englischen Harrogate. „Ein bisschen Frieden“ war das erfolgreiche Ergebnis eines talentierten Trios: Bernd Meinunger (†81) hatte den Text geschrieben, Ralph Siegel (80) war Produzent und Nicole war es schließlich, die dem Song eine Stimme und ein Gesicht gegeben hat.
Nicole bedankt sich in „Die Giovanni Zarrella Show“ bei Ralph Siegel
Heute, mehr als 43 Jahre später, verspüre Nicole immer noch ganz viel Dankbarkeit für diesen Song. Und für ihre Freundschaft mit Ralph Siegel, ihrem Entdecker, ihrem Mentor, wie sie ihn liebevoll nennt. Auf der großen ZDF-Bühne, in der „Giovanni Zarrella Show“ am 22. November, sagt sie daher im großen Stil „Danke“ – und dabei fließen die Tränen.
„Ein bisschen Frieden“ habe „nichts an seiner Aktualität verloren“
BUNTE.de ist vor Ort in Offenburg. Kurz vor 22 Uhr betritt Nicole die Bühne, Giovanni kommt zu Ralph Siegels Platz im Parkett. Ein Einspieler ist zu sehen, Ralph Siegels Mega-Karriere wird in Kürze gezeigt – und auch einen seiner größten Erfolge, den Grand-Prix-Song mit Nicole. „Ich danke dir, wir haben so viele schöne Jahre miteinander verbracht“, sagt Ralph Siegel zu Nicole, die bereits auf der Bühne steht. Dann ist sie es, die das Wort ergreift.
„Lieber Ralph. Du, Bernd und ich. Wir haben Musikgeschichte geschrieben. Ich hatte ein Friedenslied im Gepäck nach Harrogate. Mehr hatte ich nicht. Und doch sang ich an diesem Abend 750 Millionen Menschen aus dem Herzen. Nach mehr als vier Jahrzehnten stehe ich hier heute Abend und stelle fest, dass dieses Lied nichts, aber auch gar nichts, von seiner Aktualität verloren hat. Und das wird wohl immer so bleiben. Hab Dank.“
Nicole weint, als sie Ralph Siegel für ihre Freundschaft dankt
Sie muss schlucken, in ihren Augen sind bereits Tränen zu erkennen. Nicht nur in ihren. Wo man auch im Publikum hinschaut, sieht man Menschen, die sichtlich mit ihren Emotionen kämpfen. „Die Menschen wünschen sich nichts sehnlicher als endlich Frieden in der Welt. Hab Dank und ich sage es ganz klar, und mit fester Stimme, auch wenn sie droht zu wackeln: Danke für dieses Jahrhundertlied. Das damals wie heute so vielen Menschen aus dem Herzen, mit der gleichen Intensität, spricht. Das schaffen ganz wenige Lieder.“
Ralph schickt einen Luftkuss zu Nicole, die danach ein Medley aus „Mit dir vielleicht“, „Ich hab‘ dich doch lieb“ und „Ein bisschen Frieden“ singt.
Ralph Siegel küsst Nicole auf die Stirn
Sobald der letzte Ton verklingt, ist Nicole am Bühnenrand und verneigt sich vor Ralph. Sie steigt zu ihm hinunter und dann liegen sich die beiden minutenlang in den Armen. Er küsst sie auf die Stirn, sie weint. Diese Bilder sagen mehr als 1000 Worte.

Rückblick, 1982: Nicole gewinnt mit „Ein bisschen Frieden“ den Grand Prix
BUNTE.de traf die 61-Jährige bereits einen Tag vor der „Giovanni Zarrella Show“ in Offenburg zum Interview. Wenn Nicole an damals denkt, sei sofort wieder alles da. „Bei der ersten Probe wusste ich schon, wo die Reise hingeht. Die Putzfrau hat aufgehört zu putzen, hat zugehört und erst, als das Lied verklungen war, weitergemacht“. Der Sieg katapultierte Nicole, die seit ihrem vierten Lebensjahr Musik macht, in neue Sphären. Plötzlich war sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt. „Es ist ein großes Geschenk, dass, wenn der Name Nicole fällt, man mich auf dem Hocker mit der weißen Gitarre sieht, wie ich ‚Ein bisschen Friede‘ singe. Dieser Name, dieses Lied, die sind untrennbar. Ich glaube auch nicht, dass es damals mit einem Mann nicht funktioniert hätte. Das war einfach ich, dieses Reine, dieses Ungefälschte.“
Ralph Siegel war es, der sie zwei Jahre zuvor, 1980, entdeckt hatte. „Während alle anderen mich abgelehnt haben, hat er sofort ‚Ja‘ gesagt. Er hat damals schon gewusst, irgendwie gespürt, dass da was ganz Besonderes entsteht“, erinnert sich Nicole im Interview mit BUNTE.de. Sie veröffentlichten ihre erste gemeinsame Schalplatte, gewannen den Grand Prix, 17 Mal die Hit-Parade – mit Songs wie „Papillon“ (1982), „Allein in Griechenland“ (1985), „Steh wie ein Mann zu mir“ (1991) oder „Mit dir vielleicht“ (1992).

„Was viele unterschätzen, ist seine Großzügigkeit“
„Uns verbindet nicht nur ‚Ein bisschen Frieden‘, uns verbindet eine langjährige tiefe Freundschaft“, beteuert Nicole im BUNTE.de-Interview. Sie hätte eine Zeit lang in seinem Haus gewohnt, sei die Patentante seiner jüngsten Tochter Alana (*1996).
„Was viele unterschätzen, ist seine Großzügigkeit. Es gibt ganz wenige Menschen, die so ein großes Herz haben. Man sieht das nur nicht immer. Aber ich spüre das, zum Beispiel, wenn er im Hotel dem Parkwächter, der sein Auto parkt, einen Schein in die Hand drückt. In solchen Momenten sind da keine Kameras, das macht er aus absoluter Großzügigkeit.“ Nicoles Stimme wird immer leiser, sie kämpft mit den Tränen. Darauf angesprochen sagt sie: „Ja, das macht mich emotional. Uns verbindet so viel, ich bin ein Teil seines Lebens und er meines. Ich habe auch alle Frauen mitbekommen, jede Freude, jeden Schmerz.“
Als Nicole von Ralph Siegel spricht, kippt ihre Stimme
Deshalb möchte sie ihm nun Danke sagen, und das im großen Stil in der „Giovanni Zarrella Show“ am 22. November (20.15 Uhr, ZDF). „Man sagt viel zu wenig Danke. Der Mann ist im September 80 Jahre alt geworden, Bernd ist leider nicht mehr unter uns. Wenn nicht also jetzt, wann dann? Und so eine Bühne dann zu nutzen, ich glaube, das wird …“ Nicoles Stimme kippt. „Da bekomme ich gerade Gänsehaut, das wird ein ganz besonderer Moment. Wir wissen alle, dass das Leben endlich ist. Du weißt nicht, was morgen ist, es kann alles ganz schnell vorbei sein und deshalb muss man jeden Tag nutzen und wann immer du kannst, dankbar sein. Sei dankbar für alles, was der liebe Gott dir gegeben hat. Meine Stimme, sie ist auch ein Gottesgeschenk.“
Ralph Siegel wünsche sie: „Gesundheit, Gesundheit, Gesundheit. Das ist das A und O. Und nehmt ihm nie die Musik, dann stirbt er.“

Seit 1984 verheiratet: Das ist Nicoles Ehemann Winfried Seibert
Der wichtigste Mann in ihrem Leben ist aber ein anderer. Mit süßen 14 Jahren verliebte sich die Saarländerin in den drei Jahre älteren Winfried Seibert. Die beiden wurden ein Paar, heirateten fünf Jahre später – entgegen der Meinung vieler. Doch die beiden beweisen es allen: junge Liebe, sie kann auch die Liebe für die Ewigkeit sein. Das Paar hat zwei Töchter, mittlerweile sogar Enkelkinder.

Ihre Ehe bezeichnet Nicole im BUNTE.de-Interview als „großes Glück.“ Trotzdem dürfe man sie nicht als selbstverständlich hinnehmen. „Das große Zauberwort ist Respekt. Man darf verschiedener Meinung sein, man darf auch streiten, aber dabei nie den Respekt voreinander verlieren. Wenn der mal verloren geht, das ist der Anfang vom Ende.“ Die beiden würden sich ergänzen, den gleichen Humor teilen. „Und wir lieben unsere Freunde, laden sie gerne zu uns ein. Man sagt uns Saarländern ja nach, wir seien sehr gesellig.“ Eifersucht hätte es nie gegeben. „Bei mir hat immer ein Schild ‚Vergeben‘ auf der Stirn geklebt.“



