Briefkasten am Eingang zum Haus in den Abruzzen
Foto: Antonella Salvatore / AFP
Briefkasten am Eingang zum Haus in den Abruzzen
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In Italien hat der Entzug des Sorgerechts für drei Kinder heftige Diskussionen ausgelöst, wie die italienische Presseagentur Ansa berichtet . Am Wochenende entschied das Jugendgericht in L’Aquila, einem Paar die elterliche Verantwortung vorübergehend abzuerkennen. Die Kinder – sechsjährige Zwillinge und ihre achtjährige Schwester – befinden sich nun zusammen mit der Mutter in einer staatlichen Einrichtung.
Das Gericht stützt seine Entscheidung auf den unkonventionellen Lebensstil der »Waldfamilie«, wie sie in der italienischen Presse genannt wird. Die Familie lebte in einem kleinen Haus ohne Strom-, Gas- und Wasseranschluss auf dem Land in der Nähe von Palmoli, einem Dorf in den Abruzzen.
Die Eltern, die 45-jährige Australierin Catherine Birmingham und der 51-jährige Brite Nathan Trevallion, bestreiten ihren Lebensunterhalt weitgehend durch Selbstversorgung und haben kein geregeltes Einkommen. Wasser beziehen sie aus einem Brunnen, Strom aus einer Solaranlage. Eine Toilette im Haus fehlt.
Die Kinder besuchen keine Schule, sondern wurden bisher von den Eltern unterrichtet. Sie leben isoliert, ohne Kontakt zu anderen Kindern, und unter prekären hygienischen Verhältnissen, wie das Gericht feststellte.
Die Behörden wurden aufmerksam, als die Familie im September 2024 an einer schweren Pilzvergiftung erkrankte und ins Krankenhaus musste. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte verständigten die Polizei, die den Fall an das Jugendamt weiterleitete. Bei einer anschließenden Prüfung stellte das Jugendamt fest, dass das Haus unbewohnbar sei und die Lebensbedingungen für die Kinder äußerst prekär seien.
Der Fall hat zu politischen Beschwerden, öffentlichen Protesten und generell zu einer Diskussion über die Grenze zwischen Kindeswohl und privater Freiheit geführt. Auf der Plattform change.org wurde eine Kampagne mit dem Namen »Wir verteidigen die Bildungsfreiheit: Gebt die Kinder der Familie zurück, die im Wald lebt« gestartet. Am 6. Dezember soll in Rom eine Kundgebung in Solidarität mit der »Waldfamilie« stattfinden. Die zuständige Richterin Cecilia Angrisano hat nach ihrer Entscheidung Drohungen und Anfeindungen auf Social Media bekommen.
Unter anderem äußerte sich der Chef der rechten Partei Lega, Matteo Salvini. Er sprach von einer »Entführung« der Kinder und kritisierte das staatliche Vorgehen scharf. Gerichtsinstanzen und Expertengremien verteidigen hingegen die Entscheidung des Jugendgerichts als berechtigte Schutzmaßnahme für die Minderjährigen. Auch die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni zeigte sich »besorgt« über den Fall und forderte den Justizminister Carlo Nordio auf, die Entscheidung zu überprüfen.
Dass ein Einzelfall so viel Aufmerksamkeit von den Spitzen der nationalen Politik bekommt, könnte als Instrumentalisierung vonseiten der institutionellen Rechte in Italien wahrgenommen werden, um Stimmung gegen den Justizapparat zu machen. Ein Verhalten, das sich unter dem ehemaligen Premierminister Berlusconi etabliert hat.
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