Trickreiche Futtersuche: Wölfin schnappt sich Fisch aus Krabbenfalle

Trickreiche Futtersuche: Wölfin schnappt sich Fisch aus Krabbenfalle

Sie schwimmt und zieht an einer Boje. Eine Wölfin hat Erstaunliches gelernt, um an Fisch in einer Krabbenfalle zu gelangen. Forscher fragen sich nun: Nutzt das Tier hier Werkzeug?

Ein Video zeigt die Wölfin, wie sie die Falle an Land zieht

Ein Video zeigt die Wölfin, wie sie die Falle an Land zieht


Foto:

Place of Wolves: Haíɫzaqv Wolf and Biodiversity Project / YouTube


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In British Columbia, einer Provinz an der Westküste Kanadas, haben Forscher eine Wölfin beobachtet, wie sie sich trickreich Zugang zu Futter verschafft hat. Das Verhalten fiel auf, als Einheimische Schäden an Krabbenfallen entdeckten, mit denen eine invasive Art eingefangen werden sollte. Teils waren die Fallen gar in Stücke gerissen.

Wer oder was könnte für die Schäden verantwortlich sein? Einem Bericht des US-Senders CNN zufolge  hatte ein Team nordamerikanischer Forscher zunächst einen Otter oder eine Robbe im Verdacht – und installierte Kameras, um den Täter zu studieren.

Es dauerte nicht lange, dann war das verantwortliche Tier identifiziert. Es war keines, das die Wissenschaftler erwartet hatten: Stattdessen fing eine der Kameras  eine Wölfin ein, die mit einer Boje im Maul ans Ufer schwimmt. Die Boje legt sie am Ufer ab und zieht an der Befestigungsleine, schließlich taucht eine Krabbenfalle aus dem Wasser auf. Diese zieht das Tier bis in eine flache Zone und öffnet dann den Behälter mit dem Köder – einem Stück Hering.

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Dass sich die Wölfin intelligent und kreativ verhalten hat, steht außer Frage – aber hat sie womöglich gar bewusst ein Werkzeug genutzt? In einer in der Fachzeitschrift »Ecology and Evolution«  veröffentlichten Arbeit werfen die Wissenschaftler diese Frage auf. Sie attestieren dem Tier ein »ausgefeiltes Verständnis« der komplexen Konstruktion der Falle. Diese sei vollständig untergetaucht und nicht einsehbar gewesen.

Die Wölfin habe offenbar dennoch verstanden, dass die sichtbare Boje an einem Seil befestigt gewesen sei und daran wiederum die untergetauchte Falle mit dem Köder. »Sie schien zu verstehen, dass diese Komponenten nacheinander gezogen werden konnten, um die Falle schrittweise aus dem Wasser zu holen und den vermutlich darin befindlichen Köder zu bekommen.«

Ob das als Einsatz von Werkzeug gelten könne, sei eine Definitionsfrage, so die Forscher: Die Verwendung eines Werkzeugs werde typischerweise als »die Nutzung eines externen Objekts verstanden, um ein bestimmtes Ziel mit Absicht zu erreichen«, heißt es in der Studie. Danach würde die Wölfin ein Werkzeug verwenden.

Andere Definitionen würden dagegen besagen, »dass man das Werkzeug auf irgendeine Weise konstruieren muss. In diesem Fall hat sie die Leine also nicht an die Krabbenfalle gebunden. Es war bereits für sie gebaut«, so Studienautor Kyle Artelle im Gespräch mit CNN.

Artelle selbst tendiert zur ersten, weniger strengen Definition. Wenn ein Mensch getan hätte, was die Wölfin getan hat, würde niemand zögern, es Werkzeugnutzung zu nennen, erklärt er. »Wir würden nicht einfach sagen: ›Sie hat die Krabbenfalle nicht gebaut, also ist das nicht wirklich Werkzeugnutzung.‹« So habe er den Laptop, den er verwende, auch nicht selbst gebaut. »Wir verwenden viele Werkzeuge, die wir nicht selbst bauen.«

Unterstützung für seine Sichtweise erhält Artelle von Marc Bekoff, einem nicht an der Studie beteiligten Biologen von der University of Colorado Boulder. »Wenn es sich um einen Schimpansen oder einen anderen nicht menschlichen Primaten gehandelt hätte, hätte niemand daran gezweifelt, dass es sich um Werkzeugnutzung handelt«, sagte dieser nach Angaben des Fachmagazins »Science« .

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