So tütete Werder Bremen den überraschenden Boniface-Transfer ein

So tütete Werder Bremen den überraschenden Boniface-Transfer ein

Fritz erklärt bei Transfermarkt 

So tütete Werder Bremen den überraschenden Boniface-Transfer ein

©IMAGO

Zum Jahresausklang blicken wir zurück auf einige unserer Interview-Highlights des Jahres 2025. Im September veröffentlichten wir den Artikel zu unserem Gespräch mit Werder-Manager Clemens Fritz.

Am Deadline Day gelang Werder Bremen mit der Leihe von Mittelstürmer Victor Boniface einer der überraschendsten Bundesliga-Transfers der vergangenen Jahre. Der 24 Jahre alte Nigerianer war im Sommer schon auf dem Sprung zur AC Mailand, der italienische Traditionsklub machte aber wegen vermeintlich medizinischer Bedenken einen Rückzieher. Kurz vor Transferschluss ergab sich für die Grün-Weißen plötzlich die Möglichkeit, beim Angreifer von Bayer Leverkusen reinzugrätschen. Was Werder-Sportchef Clemens Fritz Anfang Juli darauf gesetzt hätte, dass Boniface bald im Bremer Trikot zu bestaunen sein würde? „Zu dem Zeitpunkt bestimmt nicht so viel“, erklärt der 44-Jährige im Transfermarkt-Interview.

Der Manager gibt detaillierte Einblicke in das Zustandekommen des Deals. „Im Laufe einer Transferphase führst du unheimlich viele Gespräche und klopfst vieles ab. Johannes Jahns (Kaderplaner; d. Red.), Peter Niemeyer (Lizenzleiter) und ich waren enorm häufig am Telefon. Das Entscheidende ist, so viele Informationen wie möglich zu haben. An Tag X können sich Gespräche konkretisieren, zwei Tage später kann sich das Thema wieder erledigt haben – und am nächsten Tag geht es doch wieder weiter“, verrät Fritz, als TM ihn zum ausführlichen Gespräch im Inneren des Weserstadions trifft.

Der gebürtige Erfurter erklärt: „Es gibt nicht diesen einen geraden Plan. Du musst auf Szenarien reagieren und vorbereitet sein, wenn dir ein Name wegfällt, damit du immer wieder nachlegen kannst. Je später du dich im Transferfenster befindest, desto mehr Optionen brechen weg. Dann musst du ein gewisses Risiko eingehen, weil du sofort auf den einen Knopf drücken könntest, aber jemanden mit höherer Qualität im Hinterkopf hast, bei dem auch noch etwas gehen könnte. Gehst du dann auf Nummer sicher? Das ist die Herausforderung.“ Die Bremer Verantwortlichen nahmen sich ebenjener an – und die Fährte auf. Auf die Frage, ob er der Typ Risiko oder Typ Sicherheit sei, sagt Fritz mit einem Schmunzeln: „Ich neige schon zum Mut. Trotzdem bin ich nicht der Typ, der alles auf eine Karte setzt. Ich versuche immer, einen Fallschirm zu tragen, um eine gute Landung hinzubekommen.“

Dank der Verpflichtung von Boniface und der ebenfalls erst spät perfekt gemachten Neuzugänge Yukinari Sugawara (Southampton), Isaac Schmidt (Leeds) und Cameron Puertas (Al-Qadsiah) stieg der Marktwert des SVW auf der Zielgeraden um 70 Prozent auf nun 195 Millionen Euro an, was den Klub von der Weser zu den 20 größten Kaderwert-Gewinnern im zurückliegenden Transferfenster machte.

Die größten Kaderwert-Gewinner des Transferfensters 2025

Boniface ist mit einer Taxierung von 40 Mio. Euro der wertvollste Bremer seit 2004 – dem Jahr, als Transfermarkt die Marktwerte einführte. Zuvor war dies Milot Rashica, der im Dezember 2019 einen Marktwert von 35 Mio. Euro hatte. Sportchef Fritz stand nach den Abgängen der Stürmer Marvin Ducksch und Oliver Burke unter Zugzwang – und lieferte. Wie war Boniface, der zu Beginn des Transferfensters selbst noch von anderen Zielen träumen durfte, plötzlich für Werder zu knacken?

Fritz klärt auf: „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch mit ihm. Es war wichtig, ein Gefühl füreinander zu bekommen. Es ist kein Geheimnis, dass Victor auch bei einem anderen Verein im Gespräch war, wo wir vielleicht von einer anderen Kategorie sprechen. Als Werder Bremen möchtest du natürlich von ihm wissen: Kannst du dir das gut vorstellen, hier bei uns im Weserstadion zu spielen? Kannst du dich mit unserem Verein, unserem Weg und unseren Zielen identifizieren? Und so entstand ein beidseitiges Gefühl. Wir waren schnell auf einem Nenner.“ Mit am Tisch saßen neben Fritz Trainer Horst Steffen, Jahns und Niemeyer. „Manchmal teilen wir das auf zwei Gespräche auf, aber in diesem Fall mussten wir hintenraus ein bisschen aufs Gaspedal drücken“, so Fritz.

Werder Bremens guter Draht zu Bayer 04 und Rolfes half bei Boniface

Als Türöffner erwies sich für den Ex-Nationalspieler der gute Draht zu Bayer 04 und einem früheren Teamkollegen, der inzwischen als Sportchef beim Doublesieger von 2024 arbeitet. „Man ist mit Vereinen im Austausch und ich kenne Simon Rolfes schon sehr lange. Wir tauschen auch mal lose Gedanken aus, ohne dass es konkret wird. Die haben ihre Hausaufgaben und wir haben unsere, ohne dass ich näher auf die Inhalte unserer Gespräche eingehen möchte. Aber durch unseren Austausch wusste ich, dass bei Victor Boniface eventuell eine Tür aufgehen kann. Und die ging auf. Also haben wir uns gesagt: Lasst uns das umsetzen! Und wenn die Zusammenarbeit mit Leverkusen nicht so gut gewesen wäre, wäre dieser Transfer eventuell gar nicht zustande gekommen. Großes Kompliment dafür. Es musste alles reibungslos laufen. Aber es war nicht so, dass es hektisch wurde, wir hatten noch einen zeitlichen Puffer.“


Mit Puertas
Alle Zu- und Abgänge beim SVW
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Bei der Werkself steht Top-Zugang Boniface noch bis 2028 unter Vertrag. 22,6 Mio. Euro hatte Leverkusen für die Dienste des im Juli 2023 von Union SG aus Belgien geholten bulligen Offensivspielers überwiesen. Vorerst ist die Zusammenarbeit mit Werder auf ein Jahr ausgelegt, eine Kaufoption ist – anders als bei den übrigen Leihspielern – nicht vereinbart. Zunächst gilt es für Boniface, zu 100-prozentiger Fitness zu gelangen, um dem SVW größtmögliche Impulse geben zu können. Der Start war verheißungsvoll: Als Joker assistierte er Justin Njinmah zum 4:0-Endstand in Gladbach.

Ob Werder eine Chance besitzt, Boniface über die Saison hinaus zu halten? Fritz antwortet gegenüber TM: „Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Wir bewegen uns im Hier und Jetzt. Die Saison hat gerade angefangen. Wir wollen Victor bestmöglich integrieren, damit wir seine beste Leistung aus ihm rausholen. Dafür müssen wir ihm das beste Umfeld bieten – darum kümmern wir uns. Alles andere sind Themen der Zukunft.“

Interview: Philipp Marquardt

Hier geht es zu Teil 2: Sportchef Clemens Fritz spricht im Transfermarkt-Interview über Werders wilden Transfersommer und Transferstau, das Schattenteam der Bremer, absolute Überzeugung bei 10-Millionen-Einkauf Samuel Mbangula und Frustration wegen geplatzter Deals. Zudem erklärt der Manager die Ablösesummen für Michael Zetterer und Marvin Ducksch.

Hier geht es zu Teil 3: Fritz erklärt im Transfermarkt-Interview die mögliche Gefahr bei Leihspielern sowie die Vorzüge des neuen Trainers Horst Steffen und spricht über den Verlust von Eigengewächsen wie im Fall Nick Woltemade. Zudem verrät der Manager, was es braucht, um die „Riesen-Lücke“ im internationalen Wettbewerb nicht noch größer werden zu lassen.

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