Weil er seine Frau über Jahre hinweg heimlich betäubte und vergewaltigte, ist ein Mann in Aachen zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der 61-jährige Fernando P. filmte seine Taten und stellte die Videos ins Internet, wie das Landgericht der nordrhein-westfälischen Stadt am Freitag feststellte. Es verhängte achteinhalb Jahre Haft, bestätigte eine Sprecherin des Gerichts dem SPIEGEL.
Die Taten beging der Mann dem Urteil zufolge zwischen 2018 und 2024 in der gemeinsamen Wohnung. Er wurde unter anderem wegen schwerer Vergewaltigung, gefährlicher Körperverletzung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, dagegen kann Revision eingelegt werden.
Die Ermittlungen in dem Fall waren nach Angaben des Gerichts durch einen Hinweis von Journalisten an das Bundeskriminalamt (BKA) in Gang gekommen. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre Haft gefordert, die Verteidigung acht.
Was passiert, wenn Videos von sexuellen Übergriffen im Netz geteilt werden und wie sie Betroffene unterstützt, berichtet eine Psychologin von »Hate Aid« im Interview .
Laut BKA sind die Opfer von Betäubung und anschließendem sexuellem Missbrauch fast ausnahmslos Frauen. Solche Straftaten finden »meist unter Ausnutzung eines Vertrauensverhältnisses, überwiegend im sozialen Umfeld statt: beispielsweise in der Ehe, Partnerschaft, Familie oder im engen Bekanntenkreis (z. B. Nachbarn, Freunde, Kollegen)«, heißt es auf der zugehörigen Informationsseite des BKA .
Parallele zum Fall Pelicot
Der Fall in Aachen weist Parallelen zum Fall Pelicot in Frankreich auf. Vor einem Jahr war Dominique Pelicot zu 20 Jahren Haft verurteilt worden, weil er seine damalige Frau Gisèle Pelicot über Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt und gemeinsam mit anderen Männern vergewaltigt hatte.
Gisèle Pelicot hatte auf einem öffentlichen Prozess bestanden, »damit die Scham die Seite wechselt«, und war im Lauf des Verfahrens zu einer Symbolfigur für den Kampf gegen sexualisierte Gewalt geworden. Neben Dominique Pelicot wurden 50 weitere Männer zu Haftstrafen verurteilt. Dominique Pelicot hatte sie über einschlägige Internetforen zu den Taten eingeladen.



