Ist Vegemite ein Menschenrecht? Ein australischer Häftling behauptet genau das und fordert, dass ihm der dunkelbraune, zähe Brotaufstrich aus Hefeextrakt auch im Gefängnis angeboten wird.
Der verurteilte Mörder Andre McKechnie, 54, hat den Bundesstaat Victoria verklagt und argumentiert, es sei Teil seiner Kultur und damit sein »Menschenrecht«, als Australier Vegemite zu essen. In der Menschenrechtserklärung des Bundesstaates ist verankert, dass es niemandem vorenthalten werden dürfe, seine Kultur zu leben. Der Fall soll im kommenden Jahr vor Gericht verhandelt werden.
Vegemite wurde 2006 in den Gefängnissen von Victoria verboten, aus Sorge, dass sich die Insassen daraus einen als »Prunu« oder auch »Hooch« bekannten und berüchtigten Alkohol brauen. Zudem könnte die intensiv riechende und klebrige Paste dazu genutzt werden, Spürhunde auf der Suche nach verbotenen Substanzen abzulenken.
Auch in den australischen Bundesstaaten Queensland und South Australia ist Häftlingen der Verzehr von Vegemite verboten. In New South Wales hingegen erlauben Gefängnisse den Brotaufstrich.
Entweder man liebt es – oder man kann es nicht ausstehen
Vegemite wurde erstmals 1923 in Melbourne zusammengerührt, als Ersatz für das knapp gewordene britische Original Marmite. Es genießt in Australien Kultstatus. Das Außenministerium des Landes listete den Brotaufstrich einst als eine der »Ikonen Australiens«, neben der Oper in Sydney und Uluru, Kängurus und Koalas. Schon Kinder bekommen im Land häufig Sandwiches und Cracker samt Vegemite serviert. Umgangssprachlich wird eine sehr glückliche Person im Land als »happy little vegemite« bezeichnet, der Ausruf geht auf eine Fernsehwerbung in den Fünfzigerjahren zurück.
Wer allerdings nicht mit dem Brotaufstrich aufgewachsen ist, beklagt häufig einen extrem salzigen, bitteren Geschmack. Ex-US-Präsident Barack Obama bezeichnete Vegemite einmal als »scheußlich«. In Schweden wurde es 2018 in das »Museum für ekeliges Essen« aufgenommen – neben Affenhirn, Käse mit Maden und der schwedischen Spezialität Surströmming, in Dosen fermentiertem Hering.


