»Peace, Love & Ice Cream« (auf Deutsch: »Frieden, Liebe und Eiscreme«) – so lautet das Markenversprechen des US-amerikanischen Speiseeisherstellers Ben & Jerry’s. Ganz so friedlich geht es bei dem Konzern gerade jedoch nicht zu. Gegen den geplanten Börsengang der Eissparte seines Mutterkonzerns Unilever gehen die Mitbegründer von Ben & Jerry’s nun auf die Barrikaden.
In einem offenen Brief an die Magnum Ice Cream Company werfen die Mitgründer Ben Cohen und Jerry Greenfield Unilever vor, »sich eher von kurzfristigen politischen Opportunitäten« leiten zu lassen als von einem »Verständnis für die Bedeutung der Markenwerte für die Liebhaber und Käufer ihrer Eiscreme«.
Börsengang für November geplant
Der Börsengang der Eissparte Magnum Ice Cream Company mit ihren Marken Magnum, Langnese und Ben & Jerry’s ist für Mitte November geplant. Der Mutterkonzern Unilever will jedoch einen Anteil von unter 20 Prozent behalten. Die Gesellschaft wird nach eigenen Angaben gut ein Fünftel des weltweiten Eismarktes von rund 88 Milliarden Dollar kontrollieren und mit Rivalen wie der von Nestlé unterstützten Froneri konkurrieren.
Die Verpflichtungen, die Ben & Jerry’s gegenüber Mitarbeitern und Kunden eingegangen sei, würden durch den Verbleib in Unilevers Eissparte untergraben, schreiben Cohen und Greenfield nun in ihrem offenen Brief. »Ob es darum geht, sich gegen ungerechte Kriege zu wehren, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, sich für Gerechtigkeit für Minderheiten einzusetzen oder die Demokratie zu verteidigen – Aktivismus ist der Kern der Markenidentität.«
Die geforderte Abspaltung folgt auf Jahre von Spannungen zwischen Ben & Jerry’s und dem Mutterkonzern. Bei der Übernahme im Jahr 2000 hatte der britisch-niederländische Konzern der US-Eismarke versprochen, dass sie sich weiter sozial engagieren dürfe. Im November 2024 hatte Ben & Jerry’s Unilever verklagt und ihnen vorgeworfen, Versuche, Unterstützung für palästinensische Geflüchtete zu äußern, unterdrückt zu haben. Zuvor hatte Ben & Jerry’s im Juli 2021 mit einer Ankündigung für Aufsehen gesorgt, den Vertrieb ihrer Produkte im Westjordanland und in Ostjerusalem ab Ende 2022 einzustellen. Begründung: Die dortige Siedlungspolitik sei mit den Unternehmenswerten »unvereinbar«.
Die Mitbegründer machen zudem Unilever für den Wertverlust ihrer Marke verantwortlich. Derzeit sei man Teil eines Konglomerats, »das seine Gründungsmission nicht unterstützt und den Wert des Unternehmens mindert«. Deshalb fordern Cohen und Greenfield die Ausgliederung der Marke aus dem Konglomerat und die Etablierung eines unabhängigen Ben & Jerry’s.
Unilevers Eisgeschäft erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von 7,9 Milliarden Euro. Obwohl die Sparte zuletzt am schnellsten wuchs, sind ihre Gewinnmargen traditionell niedriger als in anderen Bereichen wie Körperpflege oder Kosmetik. Mit dem Börsengang folgt Unilever dem Vorgehen von Wettbewerbern wie Keurig Dr Pepper, die sich ebenfalls auf ein strafferes Portfolio konzentrieren.