Geschlechtstests mit Gen-Material sind in Frankreich seit der Verabschiedung eines Gesetzes im Jahr 1994 nur unter strengen Auflagen erlaubt. Der Verband entschloss sich laut eigener Aussage deshalb, bis zur Ankunft der Athletinnen in England zu warten, um die Tests durchzuführen.
»Frustration, Wut und Enttäuschung«
»Trotz der Garantien, die uns World Boxing gegeben hatte, war das von ihnen empfohlene Labor nicht in der Lage, die Ergebnisse rechtzeitig zu liefern«, hieß es in einer Stellungnahme. Maelys Richol, eine der fünf betroffenen Boxerinnen, sagte, sie empfinde »Frustration, Wut und Enttäuschung«.
Ende Mai hatte der junge, seit März vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannte Weltverband im Amateurboxen die Geschlechtstests eingeführt, um die Eignung männlicher und weiblicher Athleten für seine Wettkämpfe zu prüfen.
World Boxing weist Schuld von sich
Gemäß der Richtlinie von World Boxing müssen alle Athletinnen und Athleten über 18 Jahren einen PCR-Test absolvieren. Dieser ist ein Laborverfahren zum Nachweis spezifischen genetischen Materials, in diesem Fall des SRY-Gens. Dieses weist auf das Vorhandensein des Y-Chromosoms hin, das als Indikator für das biologische Geschlecht dient.
Der Weltverband wies die Schuld an dem Ausschluss von sich: Seit Ende Mai sei bekannt, dass »die Tests in der Verantwortung der nationalen Verbände« liegen, hieß es in einer Erklärung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: »Sie haben die engsten Verbindungen zu ihren Boxern und den besten Zugang zu ihnen und sind daher am besten in der Lage, den Testprozess zu verwalten.«
Zudem würden die nationalen Verbände das Anmeldeverfahren überwachen und wüssten daher, welche Boxerinnen und Boxer wann getestet werden müssen. Für die Athletinnen und Athleten sei es sehr enttäuschend, dass einige nationale Verbände diesen Prozess nicht rechtzeitig abschließen konnten, schrieb der Verband weiter.