Parteilose Kandidatin triumphiert
SPD verliert Oberbürgermeisteramt in Potsdam
35 Jahre lang haben im Potsdamer Rathaus die Sozialdemokraten regiert. Bei der Stichwahl hat sich nun die parteilose Kandidatin Noosha Aubel durchgesetzt. Einen Erfolg gegen die AfD verbuchte die SPD dagegen in Eisenhüttenstadt.

Ins Amt gewählte Potsdamer Oberbürgermeisterin Aubel
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Carsten Koall / dpa
Die SPD verliert in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam nach 35 Jahren den Oberbürgermeister-Posten. Die Stichwahl um das Amt gewann die parteilose Bewerberin Noosha Aubel, wie aus dem vorläufigen Endergebnis hervorgeht. Auch in Frankfurt an der Oder und Eisenhüttenstadt wurden die Stadtoberhäupter gewählt.
In Potsdam landete Aubel, einstige Bildungsbeigeordnete der Stadt, mit 72,9 Prozent der Stimmen deutlich vor dem SPD-Bewerber Severin Fischer, der 27,1 Prozent der Stimmen bekam. Mit Aubel wird zum ersten Mal seit der Wende eine Frau die Stadt regieren.
Sieg als kleine Sensation
Der Sieg der Parteilosen über die SPD gilt Beobachtern als kleine Sensation : Seit dem Jahr 1990 stellten Sozialdemokraten den Oberbürgermeister, der prominenteste unter ihnen wohl Matthias Platzeck. Er wurde später Ministerpräsident Brandenburgs und SPD-Chef.
Aubel hatte bereits im ersten Wahlgang vor drei Wochen mit 34,0 Prozent der Stimmen vor Fischer gelegen (16,9 Prozent). Die Bewerberin wurde von den Grünen, Volt, dem Bündnis für Vernunft und Gerechtigkeit sowie einer Wählergruppe unterstützt. Die Wahlbeteiligung lag bei der Stichwahl bei 42,5 Prozent.
Die künftige Oberbürgermeisterin zeigte sich von ihrem deutlichen Wahlsieg bewegt. »Ich bin überwältigt«, sagte sie am Abend. Auf der Wahlparty ertönten Sprechchöre mit ihrem Namen. »Ich glaube, was sich ausgezahlt hat, ist, dass ich echt geblieben bin, dass ich bei mir geblieben bin, dass die Menschen mich so kennengelernt haben, wie ich bin«, sagte Aubel. Sie wolle den Menschen auch nicht alles versprechen. «Es geht nicht immer alles.» Sie wolle den Bürgerinnen und Bürgern dann erklären, warum Dinge auch nicht funktionieren.
Sieg gegen AfD-Kandidaten
In Frankfurt an der Oder setzte sich der parteilose Axel Strasser in der Stichwahl zum Oberbürgermeister durch. Der 48 Jahre alte Kandidat bekam laut offiziellen Zahlen 69,8 Prozent der Stimmen und lag damit deutlich vor seinem Konkurrenten Wilko Möller von der AfD, der auf 30,2 Prozent kam. Die Wahlbeteiligung betrug 49,4 Prozent.
Auch im ersten Wahlgang hatte Strasser vor drei Wochen mit 32,4 Prozent der Stimmen vor dem AfD-Kandidaten gelegen, allerdings nur um 2,2 Prozentpunkte. Der gebürtige Berliner lebt seit fünf Jahren in Frankfurt und war zuvor nicht in der Politik tätig. Er arbeitete als Referent bei der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg.
In Eisenhüttenstadt ist Marko Henkel neuer Bürgermeister. Mit 57 Prozent der Stimmen gewann er in der Stichwahl gegen den AfD-Kandidaten Maik Diepold, der auf 43 Prozent kam, wie aus dem vorläufigen Endergebnis am Abend hervorging. Henkel ist parteilos, wurde aber von der SPD nominiert.