Rotweine aus der Rhône faszinieren mit Tiefe, Würze und mediterranem Flair. Drei Côtes du Rhône treten im Vergleich an und offenbaren überraschend verschiedene Persönlichkeiten. Weinexperte Michael Quandt zeigt, welcher Wein welchen Genussmoment liefert.
Testsieger:Clefs du Sud – Côtes du Rhône Vieilles Vignes 2023
Dunkelrot im Glas, mit leichtem Braunschimmer – klassisch südfranzösisch. In der Nase Kirsche, Brombeere und eine feine Kräuternote – dezent, aber ansprechend.
Am Gaumen zeigt die Cuvée aus 80 % Grenache und 20 % Syrah ihre Stärke: weich, samtig, mit schöner Frucht von roten Beeren und reifen Kirschen. Die Tannine sind geschmeidig, die Säure angenehm frisch, alles wirkt harmonisch und rund. Kein lauter Wein, sondern ein eleganter Rhône-Vertreter mit ruhiger Kraft und Balance.
Ein ehrlicher Franzose mit Charme – perfekt zu Ratatouille, Lamm oder gereiftem Käse. Typisch Rhône: mediterrane Würze, feine Struktur und viel Trinkfreude.
Wertung (Erläuterung siehe unten – orientiert sich am europaweit verbreiteten 20-Punkte-System):
- Farbe: 2 von 2 Punkten
- Klarheit/Reinheit: 1 von 2 Punkten
- Geruch: 3 von 4 Punkten
- Geschmack: 5 von 7 Punkten
- Gesamteindruck: 4 von 5 Punkten
Gesamtpunkte: 15 – gut
Frankreich-Klassiker erklärt:So vielfältig ist der berühmte Côtes du Rhône
Wer im Supermarkt eine Flasche „Côtes du Rhône“ entdeckt, steht oft vor einem großen Namen – hinter dem sich ganz unterschiedliche Weine verbergen können.
Côtes du Rhône ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung aus dem französischen Rhône-Tal – von Vienne im Norden bis Avignon im Süden.
Der Name bedeutet: „Hügel des Rhône“. Denn viele Weinberge liegen an den Hängen des Flusses. 85 Prozent der Côtes-du-Rhône-Weine sind Rotweine. Sie entstehen meist aus einer Cuvée von Grenache, Syrah und Mourvèdre. Das Ergebnis: fruchtige, würzige Weine, oft angenehm weich und gut zugänglich.
Die Herkunftsbezeichnung umfasst viele Winzer. Entsprechend schwankt das Niveau. Die Basis bildet der einfache „Côtes du Rhône“. Besser: „Côtes du Rhône Villages“. Noch besser: mit Ortsangabe – etwa „Séguret“ oder „Plan de Dieu“.
Wer einen Cru wie „Châteauneuf-du-Pape“ sucht, muss tiefer in die Tasche greifen. Côtes-du-Rhône ist ein französischer Alltagswein mit Charakter. Wenn man weiß, worauf es ankommt.
Michael Quandt – preisgekrönter Bestseller-Kochbuchautor, leidenschaftlicher Food-Blogger und Wein-Liebhaber – hat drei spannende Côtes du Rhône aus Frankreich, den USA und Deutschland für den BILD-Kaufberater getestet.
Für unsere Wein-Kaufberater arbeiten wir mit dem Fachhändler Vicampo zusammen. Auf diese Weise können wir für Sie sicherstellen, dass die getesteten und empfohlenen Tropfen auch immer in ausreichenden Mengen vorrätig und zügig lieferbar sind. Selbstverständlich hat Vicampo keinerlei Einfluss auf die Bewertung der geprüften Weine – das zeigt sich auch an den sehr unterschiedlichen Noten, die bei unseren bisherigen Tests von „Hervorragend“ bis „Befriedigend“ und „Ausreichend“ reichten.
Kraft aus dem Rhône-Tal:Réserve de la Roncière – Côtes du Rhône 2022
Dunkelrot im Glas mit feinen violetten Reflexen – kräftig, klar und typisch Rhône. In der Nase intensive Aromen von Schwarzkirsche, Brombeere und Pflaume, begleitet von einer dezenten Kräuternote – warm, würzig, klassisch.
Am Gaumen zeigt die Cuvée aus 85 % Grenache, 10 % Syrah und 5 % Mourvèdre ordentlich Power: dunkle Früchte, viel Kirsche, spürbare Tannine und eine präsente Säure. Der Alkohol ist merklich, aber nicht unangenehm – sorgt für Fülle und Druck. Der Abgang ist mittellang, leicht würzig und trocken.
Ein kräftiger Südfranzose mit Charakter – eher rustikal als fein, aber ehrlich und geradlinig. Passt hervorragend zu gegrilltem Fleisch, kräftigem Eintopf oder einfach zu einem kühlen Herbstabend mit Brot und Käse.
Wertung:
- Farbe: 2 von 2 Punkten
- Klarheit/Reinheit: 1 von 2 Punkten
- Geruch: 3 von 4 Punkten
- Geschmack: 4 von 7 Punkten
- Gesamteindruck: 4 von 5 Punkten
Gesamtpunkte: 14 – gut
Helles, leuchtendes Kirschrot im Glas – optisch elegant, fast verspielt. In der Nase zeigen sich Kirsche und rote Beeren, leicht würzig und kräutrig, insgesamt aber eher zurückhaltend – kein Nasenschmeichler, sondern ein leiser Typ.
Am Gaumen spürt man sofort die Tannine. Die Frucht bleibt dezent im Hintergrund, etwas Kirsche, ein Hauch Pfeffer, dazu Würze. Der Körper wirkt schlank, der Abgang kurz – die Tannine bleiben, die Frucht geht. Die Cuvée aus 55 % Grenache, 30 % Syrah und 15 % Mourvèdre zeigt Handwerk, aber wenig Finesse.
Ein unkomplizierter, ehrlicher Alltagswein aus dem Rhône-Tal – rustikal, trocken, geradlinig. Passt gut zu Wurst, Käse und Brot – kein Wein zum Grübeln, sondern zum Einfach-Trinken.
Wertung:
- Farbe: 2 von 2 Punkten
- Klarheit/Reinheit: 1 von 2 Punkten
- Geruch: 2 von 4 Punkten
- Geschmack: 3 von 7 Punkten
- Gesamteindruck: 3 von 5 Punkten
Gesamtpunkte: 11 – ausreichend
So testen wir:Danach wurden die Weine bewertet
0 bis 20 Punkte: Die Bewertungsskala
Die Weine konnten in der Verkostung maximal 20 Punkte erzielen. Aus dem jeweiligen Punktwert ergab sich die Endnote gemäß folgender Bewertungsskala:
- 18 bis 20 Punkte: Note 1 (hervorragend)
- 16 bis 17 Punkte: Note 2 (sehr gut)
- 14 bis 15 Punkte: Note 3 (gut)
- 12 bis 13 Punkte: Note 4 (befriedigend)
- 10 bis 11 Punkte: Note 5 (ausreichend)
- 0 bis 10 Punkte: Note 6 (ungenügend)

(Foto: BILD)
So setzen sich die Punkte zusammen
Die Weine wurden nicht nur in ihrer Gesamtheit, sondern auch anhand spezifischer Qualitätsmerkmale beurteilt. Für jedes Kriterium gab es eine feste Punkteskala, die feine Unterschiede im Geschmack und Eindruck sichtbar macht. Auf diese Kriterien kam es bei der Verkostung an:
Farbe
- fehlerhaft, unschön: 0 Punkte
- ansprechend: 1 Punkt
- besonders schöne Farbe: 2 Punkte
Klarheit und Reinheit
- trüb, staubig, matt, glanzlos: 0 Punkte
- klar, rein: 1 Punkt
- kristallklar, brillant: 2 Punkte
Geruch (Duft, Blume, Bukett)
- kein Geruch erkennbar, schlecht bis verdorben: 0 Punkte
- schwach, diffus, verhalten: 1 Punkt
- ansprechend, sauber, reintönig: 2 Punkte
- sehr gut entsprechend, duftig, fein: 3 Punkte
- charakteristisch, besonders fein und ausgeprägt: 4 Punkte
Geschmack (Körper, Extrakt, Süße, Säure, Tanninstruktur)
- verdorben, schlecht: 0 Punkte
- kein Weingeschmack, fremd: 1 Punkt
- leer, dünn, wenig Ausdruck: 2 Punkte
- geradlinig: 3 Punkte
- reintönig, ausdrucksstark: 4–5 Punkte
- gehaltvoll, aromatisch, reich, charaktervoll: 6 Punkte
- stilistisch, überragend, perfekt: 7 Punkte
Gesamteindruck (Harmonie, Finesse, Abgang)
- mangelhaft, unharmonisch: 0 Punkte
- kurzer Abgang, wenig harmonisch: 1 Punkt
- guter Gesamteindruck: 2–3 Punkte
- mittlerer bis langer Abgang, balanciert, typisch, delikat: 4 Punkte
- langer Abgang, hochfein, sehr harmonisch, großer Wein: 5 Punkte
Unser Fazit:Drei Weine, drei Gefühle im Glas
Drei Franzosen, drei Temperamente: Der Clefs du Sud zeigt sich weich, harmonisch und trinkfreudig – der Charmeur. Die Réserve de la Roncière kommt kräftig, würzig und alkoholstark – der Rustikale. Der Joseph Castan Trésor du Rhône bleibt schlank und geradlinig – der Einfache. Zusammen zeigen sie: Die Rhône kann alles – von charmant bis kantig.
FAQ:Häufige Fragen zu Côtes du Rhône
Was macht Côtes du Rhône so besonders?
Worin unterscheiden sich Côtes du Rhône, Villages und Cru?
Welche Rebsorten bestimmen den Geschmack?
Welcher Wein eignet sich für welchen Anlass?
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