Fünf Opfer aus Deutschland: Hier bergen sie die Lawinen-Toten

Fünf Opfer aus Deutschland: Hier bergen sie die Lawinen-Toten

5 Deutsche sterben beim Bergsteigen in Südtirol: Die Lawine presste die Opfer in eine Gletscherspalte

17-Jährige und ihr Vater unter den Toten

Einsatzkräfte der Bergwacht transportieren die beiden Leichen am Sonntagmittag ab

Einsatzkräfte der Bergwacht transportieren die beiden Leichen am Sonntagmittag ab

Bozen (Südtirol) – Der Rettungshubschrauber landete um 12.59 Uhr. An Bord: die Leichen der jungen Frau (17) und ihres Vaters (52). Wie drei weitere deutsche Bergsteiger (21, 21, 58) wurden sie am Samstag von einer Lawine im Ortler-Massiv in Südtirol erfasst und getötet.

Nachdem der Hubschrauber gelandet war, brachten Bergretter die Leichen in eine Hütte. Wenig später holte sie ein Bestatter ab. Einsatzleiter Olaf Reinstadler (61) war am Samstag dabei, als die drei anderen Todesopfer im Schnee entdeckt wurden: „Sie lagen unter einem Meter Schnee, in einer Gletscherspalte.“

Bergretter im Einsatz am Ortler-Massiv

Bergretter im Einsatz am Ortler-Massiv

Reinstadler, der selbst die Vertainspitze mehrfach bestiegen hat, sagt: „Die Lawine war selbst für relativ erfahrene Alpinisten nicht vorhersehbar. Die Gefahr hätten höchstens ausgesprochene Experten erkennen können. Das Wetter war gut, die getöteten Bergsteiger hatten alle eine gute Ausrüstung dabei.“

Der Rettungshubschrauber flog die beiden Leichen am Sonntag ins Tal

Der Rettungshubschrauber flog die beiden Leichen am Sonntag ins Tal

Was über das Unglück bekannt ist

Nach ersten Erkenntnissen waren am Samstagnachmittag drei Seilschaften unabhängig voneinander an der steilen Nordwand der Vertainspitze (3545 Meter) unterwegs – eine berüchtigte Eistour im Ortler-Massiv. Gegen 16 Uhr löste sich plötzlich eine mächtige Lawine.

Vater und Tochter wurden zuerst erfasst und in die Tiefe gerissen. Dann streiften die Schneemassen zwei weitere Alpinisten – sie überlebten wie durch ein Wunder. Eine 21-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 21 und 58 Jahren wurden zuletzt mitgerissen. Die Retter fanden alle fünf Leichen mehrere Hundert Meter tiefer – verschüttet in einer Gletscherspalte.

5 Bergsteiger tot: Hier bringen sie die Lawinen-Opfer ins Tal

Quelle: Extremewetter.tv

Die Einschätzung des Meteorologen

Nach Angaben des Südtiroler Landeswetterdienstes hatte es am Ortler in den Tagen und Wochen vor dem Unglück immer wieder geschneit. Der Südtiroler Meteorologe Dieter Peterlin zu BILD: „Da oben hat es in den letzten Tagen geschneit. Es liegt einiges an Schnee.“ Zum letzten Mal habe es in der Nacht auf Dienstag, den 28. Oktober, geschneit. Am heutigen Sonntag schneit es wieder – bis zu 20 Zentimeter werden erwartet. Das schlechte Wetter erschwerte die Bergung.

Nach ersten Einschätzungen könnte sich die Lawine durch starke Schneeverwehungen gelöst haben – sicher ist das aber nicht. Meteorologe Peterlin kann diese Vermutung bislang nicht bestätigen. Nur eines steht für ihn fest: „Wo Schnee liegt, kann immer etwas passieren.“

Auto der Bergsteiger steht im Tal

Ob auch dieses Unglück mit dem Klimawandel zusammenhängt, ist noch unklar. Meteorologe Peterlin warnt aber: „Der Permafrost taut, dadurch kommt es im Hochgebirge häufiger zu Steinschlägen und Eisabbrüchen.“ Auch veränderte Schneeverhältnisse spielen eine Rolle – weniger Schnee, mehr Spalten.

An der steilen Nordwand der Vertainspitze ging die Lawine ab

An der steilen Nordwand der Vertainspitze ging die Lawine ab

Trotzdem sieht der Experte keinen generellen Anstieg solcher Unglücke, wenn man die Menge an Menschen in den Bergen bedenkt: „So große Lawinenunglücke sind bei uns in Südtirol selten. Dass gleich fünf Menschen sterben, ist eine große Tragödie.“

Auf einem Schotterparkplatz in Sulden steht noch ein blauer VW Touran. Darin leere Einmachgläser, aus denen Müsli gegessen wurde. Mit diesem Auto soll die dreiköpfige Gruppe angereist sein – zu ihrer letzten Tour.

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