Hanau (Hessen) – Das konnte niemand ahnen. Eine deutsche 250‑Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurde am Donnerstag in Hanau gesprengt. Die Experten gingen von einer Phosphorbombe aus, aber sie war stattdessen randvoll mit Sprengstoff.
Trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen, wie einem Schutzwall aus 15 mit Wasser gefüllten Seecontainern, gingen zahlreiche Fenster zu Bruch, wurden Dächer beschädigt.
Wie kam es zu der Verwechslung?
BILD fragte beim zuständigen Kampfmittelräumdienst des Regierungspräsidiums Darmstadt nach.
BILD: Um was für eine Bombe hat es sich gehandelt?
Sprecher Matthias Schieder zu BILD: „Die Bombe wies alle Merkmale einer deutschen Brandbombe vom Typ Brand C 250 A auf. Allerdings war sie nicht wie üblich mit Brandmitteln, sondern mit Sprengstoff gefüllt. Das war für die Experten vor Ort nicht sichtbar, sie können die Bombe ja nicht aufbohren.“
Eine Bombe dieses Typs wurde in Hanau gefunden, nur dass sie mit Sprengstoff und nicht mit Brandmitteln befüllt war
Hätte es anderer Schutzmaßnahmen bedurft?
Die daraufhin sehr aufwendigen Schutzmaßnahmen sind unabhängig vom Bombentyp getroffen worden. Auf Hanau bezogen hat es die Nähe (30 Meter von Gebäuden entfernt) zu den Gebäuden leider nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass es trotz aller Vorkehrungen zu Sachschäden kommen kann – dies kommt bei solchen Einsätzen regelmäßig vor. Wichtig: Die Auswirkungen der Bombe hätte auch ein anderer Bombentyp ausgelöst.
Mit einem Erdwall und wassergefüllten Seecontainern wurde versucht, die Wucht der Detonation abzumildern
Am Ende ist entscheidend: Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Nach unseren Informationen konnten alle Menschen wieder in ihre Wohnungen zurück.
Wie sind die Erfahrungen mit deutschen Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg? In der Regel liest man von alliierten Blindgängern.
In Deutschland werden fast täglich „reichseigene Kampfmittel“ gefunden und entschärft. Deutsche Kampfmittel können von den Fachleuten der Länderräumdienste genauso erfasst und identifiziert werden, wie es mit Kampfmitteln der Alliierten geschieht.
Anliegende Gebäude und Wohnungen wurden durch die Detonation nicht unerheblich beschädigt, aber verletzt wurde niemand.
Wird es 80 Jahre nach dem Krieg vermehrt zu Sprengungen von Bomben kommen?
Die Entscheidung, wie die Gefahrenbeseitigung stattfinden kann, ergibt sich durch die genaue Betrachtung des aufgefundenen Objektes. Faktoren wie der Allgemeinzustand, die Bezünderungsart und Größe ergeben den weiteren Verfahrensweg. Aufgrund des großen Zeitraumes und der Lage des Objektes kann es aber auch dazu führen, dass eine Sprengung als letztes Mittel der Gefahrenabwehr gewählt werden muss.



