Insolvenz nach krasser Fehlinvestition: Gemeinde baut Wellness-Tempel und erlebt Desaster
Zweites Bad muss schließen
Das zweite Schwimmbad der Gemeinde an der Nordsee muss schließen: ein Meerwasser Hallenbad. Die Insolvenz hat Auswirkungen auf die ganze Region
Wangerland – Die idyllische Gemeinde Wangerland an der Nordsee setzte alles auf die Tourismuskarte – und verzockte sich mit einem millionenschweren Luxus-Spa. Jüngste Schock-Nachricht: Das eigene Wellenbad schließt zum 15. Oktober. Damit gibt es auch kein Schulschwimmen mehr. Und es droht weiteres Unheil.
Eine ganze Region steckt nach der Pleite mit dem Wellness-Tempel „Thalasso Meeres Spa“ in der Krise. Weil die Baukosten von 8,8 auf 23 Millionen Euro explodierten, rutschte die Wangerland Touristik (WTG), ein Unternehmen der Gemeinde Wangerland (Niedersachsen), in die Insolvenz. 180 Mitarbeiter sind betroffen.
Zwei Schwimmbäder wegen Insolvenz dicht
Und die WTG-Pleite weitet sich aus: Erst machte die Friesland-Therme am 1. September dicht. Und nun auch noch das Meerwasser-Wellenbad in Hooksiel. Das letzte Bad der Gemeinde schließt zum 15. Oktober.
WTG-Sprecherin Daniela Antoniadis zu BILD: „In welchem Umfang es im Zusammenhang mit den beiden Hallenbädern zu Kündigungen kommen wird, steht derzeit noch nicht fest.“ Bitter: Die Grundschule Hooksiel verliert damit ihr Schulschwimmen. Und die DLRG kann in dem Bad an der Nordsee kein Rettungstraining mehr anbieten.
Laut WTG werden weiterhin mit möglichen Investoren Gespräche geführt. „Unser Ziel ist es, Investoren zu gewinnen, die die touristische Infrastruktur im Wangerland langfristig sichern.“
Die Friesland-Therme machte im September dicht. Grund war die Pleite des Betreibers
Großer Investor droht abzuspringen
Zumindest einer dieser Investoren ist verärgert. Er könnte ein Hoffnungsträger sein, droht aber, sich abzuwenden. Die Unternehmerfamilie Demiani plant große Teile des insolventen Unternehmens in Niedersachsen zu kaufen, darunter die beiden Bäder, das Luxus-Spa und das Verwaltungsgebäude. Im Paket bieten die Investoren mindestens 30 Millionen Euro. Die „Nordwest-Zeitung“ berichtete zuerst darüber.
Das luxuriöse „Thalasso Meeres Spa“ ist der Grund für die Insolvenz. Es kostete 23 Millionen Euro
Das sagt der Investor
Alfredo Demiani zu BILD: „So was wie in Wangerland habe ich bisher nicht erlebt.“ Der Grund: fehlende Unterlagen und schleppende Kommunikation seitens der Gemeinde. Der Bürgermeister beantwortete eine BILD-Anfrage bislang nicht, äußert sich aber in sozialen Medien: „Wir müssen wissen, was geplant ist. Wie hoch sollen zum Beispiel die Hotels in Horumersiel und Hooksiel werden?“
Die Räume des Luxus-Spas sind lichtdurchflutet, die Architektur ist erstklassig
Investor Demiani hält dagegen: „Wir haben sofort alle Dokumente und Zeichnungen der Wangerland Touristik übergeben. Reden die nicht miteinander?“ Nach eigenen Angaben hat Demiani Investoren an der Hand, die bereit sind, 200 bis 300 Millionen Euro in neue Hotelanlagen zu investieren. Der Unternehmer zu BILD: „Die Gemeinde muss jetzt etwas machen!“
Nach dem Finanzdesaster könnte es ein Befreiungsschlag für die Region werden. Oder auch ein noch größeres Luftschloss. Schon jetzt diskutieren Tourismus-Akteure über die Zukunft. Am 7. Oktober will der neue Tourismusverein mit Leistungsträgern sprechen. Die Stimmung in Wangerland: angespannt.
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