Normalerweise zählen Gerte und Mistgabel zum Arbeitswerkzeug von Dressurreiterin Lisa Müller, 35. Ab sofort tauscht sie die jedoch gegen Zettel und Stift ein: Müller macht ein Praktikum im Büro der bayerischen Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), 60. »Ich möchte mitbekommen, wie Politik funktioniert und die Hintergründe kennenlernen«, sagte Müller zur »Bild«.
Sie habe sich immer schon für Politik interessiert, »verpasse keine Talkshow oder Podcast«, so Müller weiter. Nachdem sie Aigner bei deren Sommerempfang auf Schloss Schleißheim davon erzählt habe, habe diese sie in den bayerischen Landtag eingeladen. »Ich habe mich sehr gefreut, als Lisa Müller mich gefragt hat, ob sie ein Praktikum bei mir machen kann«, sagte Aigner dem Blatt. Wie lange der Aufenthalt dauern soll, teilten die Frauen nicht mit.
Sitzungen im Landtag und Unternehmensbesuche
Kaffeekochen und kopieren soll Müller aber nicht – oder zumindest nicht vorrangig: »Sie wird mich auch zu verschiedenen Terminen begleiten, etwa zur Plenarsitzung im Landtag oder zu Gesprächen über Frauenförderung in Unternehmen«, beschrieb Aigner das künftige Aufgabengebiet ihrer Praktikantin. Den Besuch einer CSU-Fraktionssitzung und eine Stippvisite bei Airbus Helicopters stellte Aigner als besondere Highlights der Schnupperzeit heraus. Müllers Engagement könne womöglich »auch andere junge Frauen ermutigen, sich stärker politisch einzubringen«, hoffte Aigner. »Wir brauchen mehr Frauen, die Lust haben, mitzureden und mitzugestalten.«
Fürs Erste möchte Lisa Müller, die mit dem Fußballprofi Thomas Müller verheiratet ist, allerdings lieber zuhören und lernen, sagte sie dem Blatt. Sie sei offen für Input aus allen Parteien – »auch wenn meine politische Ausrichtung und Heimat schon immer die CSU war.« Wichtig sei ihr, zu verstehen, »wie Kompromisse auf dem häufig kleinsten gemeinsamen Nenner entstehen.« Müller zeigte sich überzeugt: »Jeder Politiker, egal von welcher Partei, will nur das Beste für die Bürger. Nur die Wege sind eben unterschiedlich.«
Apropos Wege: Die legt Müller normalerweise hoch zu Ross im Dressurviereck zurück. Mit ihrem Pferd »Stand By Me« gewann sie 2019 bei den Stuttgart German Masters ihre erste internationale Prüfung. Daraufhin wurde sie in den deutschen Perspektivkader aufgenommen. Derzeit stehe ihr Sport »noch an erster Stelle«, so Müller. Deshalb absolviert sie ihr Praktikum auch während einer Turnierpause. »Frau Aigner hat sich netterweise danach gerichtet.«