Marokko klagt nach Protestwelle 2480 Menschen an

Marokko klagt nach Protestwelle 2480 Menschen an

Marokkos Staatsanwaltschaften gehen in großem Stil gegen Teilnehmer der regierungskritischen Proteste vor, die das Land seit Wochen beschäftigen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Dienstag wurden bislang 2480 Personen angeklagt.

Etwa ein Fünftel wurde wegen »Rebellion als Teil einer Gruppe« angeklagt, mehr als ein Drittel wegen »Angriffs auf Polizeibeamte« oder »Anstiftung zu Straftaten und Teilnahme an bewaffneten Versammlungen«, berichtete etwa die französische Tageszeitung »Le Monde «. 1473 Personen befinden sich demnach weiterhin in Untersuchungshaft.

In dem nordwestafrikanischen Land protestieren seit Ende September Tausende gegen die Regierung, inzwischen sind Teilnehmerzahl und Frequenz der Kundgebungen allerdings merklich zurückgegangen. Marokkos König Mohammed hatte Mitte Oktober Reformen angekündigt.

Todesfälle in einem Krankenhaus lösten Proteste aus

Auslöser der Proteste war eine Serie von Todesfällen schwangerer Frauen in einem Krankenhaus in der Stadt Agadir. Die vor allem jungen Protestierenden fordern bessere Bildung, bessere Gesundheitsversorgung, Jobchancen, ein Ende von Korruption und einen sinnvolleren Umgang mit Steuergeldern. Auch gegen die kostspielige Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2030 richtet sich der Frust.

Die Bewegung wurde unter dem Namen »GenZ212« bekannt, organisiert sich überwiegend über soziale Medien und ist Teil weltweiter Jugendproteste. Nicht immer verliefen die Proteste in Marokko friedlich, bei Auseinandersetzungen mit der Polizei gab es bislang mehrere Tote und zahlreiche Verletzte. (Mehr über das Aufbegehren junger Menschen in Asien und Afrika lesen Sie hier. )

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch  kritisierte das juristische Vorgehen der Staatsanwaltschaft. »Diejenigen, die faire Chancen für ihre Zukunft fordern, sollten nicht mit tödlicher Gewalt und Unterdrückung konfrontiert werden«, erklärte Hanan Salah, stellvertretende Direktorin der Organisation, bereits in der vergangenen Woche in einer Stellungnahme.

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