Lebensmittel-Vergiftung! Tragödie um Hamburger Familie: „Sie haben immer alles zusammen gemacht“
Freunde trauern um Mutter und zwei Kinder, die im Türkei-Urlaub starben
Zerstörtes Familienglück: Mutter Çiğdem posiert stolz mit Sohn Kadir (6) bei seiner Einschulung und Tochter Masal (3) im Spätsommer in Hamburg
Hamburg/Istanbul – Zu Hause in Hamburg wartete eine Überraschung auf Kadir (6) und Masal (3): ein Baby-Kätzchen, noch ohne Namen – den sollten die Kinder aussuchen. Doch sie werden das Tier nie streicheln, denn Kadir und Masal kehren aus einem Urlaub in der Türkei nicht mehr zurück nach Hamburg. Die Kinder und ihre Mutter Çiğdem B. sind tot, gestorben an einer Lebensmittelvergiftung.
Die Tragödie von Istanbul beginnt am Dienstag (11. November) im angesagten Touristen-Viertel Ortaköy am europäischen Ufer des Bosporus. Es ist bekannt und beliebt für seine Streetfood-Stände, die an der Uferpromenade aufgereiht sind. An einem solchen bestellen Vater, Mutter und die zwei Kinder Muscheln, die es hier vor allem als „Midye Dolma“ gibt, gefüllt mit Kräuterreis. Laut dem Portal „Nöbetçi Gazete“ ist es da 14.20 Uhr.
Nach diesem Snack gehen Çiğdem, Servet und die Kinder um 14.40 Uhr in ein Restaurant. Mutter und Tochter essen Suppe, Vater und Sohn Kokorec (klein geschnittene, gegrillte Lammdärme) und Tantuni (gefülltes Fladenbrot). Um 15.17 Uhr verlassen sie das Lokal, fahren zurück nach Fatih.
Dort kaufen sie um 18.30 Uhr in einem Laden türkische Süßigkeiten, um 18.43 Uhr ist die Familie zurück im Hotel.
So werden gefüllte Muscheln in Istanbul an der Straße oft angeboten (Archivfoto)
„Sie haben immer alles zusammen gemacht“
In der Nacht geht es allen schlecht. Übelkeit, starke Schmerzen. Im Krankenhaus werden die Vier untersucht und zurück ins Hotel geschickt. In ihrem Zimmer wird die Familie am Mittwoch reglos aufgefunden, in die Klinik gebracht. Dort sterben erst die beiden Kinder, dann ihre Mutter. Vater Servet B. (38) liegt im Koma und wird künstlich beatmet. Sein Zustand ist nach BILD-Informationen kritisch.
Während in Istanbul noch ermittelt wird, sind in Hamburg die Herzen schwer. Seit vielen Jahren lebt die Familie in der Hansestadt. „Ich bin schockiert, mir fehlen die Worte“, sagt eine Freundin und Nachbarin zu BILD. Sie versorgt die Katze, die Kadir und Masal bekommen sollten. „Kurz vor dem Unglück hatten wir uns noch auf WhatsApp geschrieben.“
Das Katzen-Baby sollte eine Überraschung nach der Rückkehr aus der Türkei für die Kinder werden. Jetzt bleibt das noch namenlose Tier weiterhin bei Freunden der Familie
Ihr Partner erinnert sich: „Die Vier waren eine so friedliche und harmonische Familie, sie haben immer alles zusammen gemacht und waren sehr eng.“ Ein großes Glück.
Vater Servet arbeitete am Hamburger Flughafen, die Mutter kümmerte sich um die Kinder. Kadir war im Herbst eingeschult worden. Stolz steht er auf einem Familienfoto vor der Schule, posiert mit Mutter und Schwester, hebt strahlend den Daumen. Masal ging im Osten der Stadt in eine Kita.
Vor der Wohnung der Familie sieht es so aus, als wären sie nur kurz zur Tür hinaus – doch nur der Vater wird vermutlich zurückkehren
Ermittlungen gegen vier Verdächtige
Die Menschen in der Türkei sind erschüttert, sogar die Regierung meldet sich zu Wort. „Ich bete um Gottes Gnade für die beiden verstorbenen Kinder und ihre Mutter und spreche ihren Familien mein tiefstes Beileid aus“, sagt Justizminister Yılmaz Tunç (54). „Dem Vater, der sich in Behandlung befindet, wünsche ich eine rasche Genesung.“
Kadir (6) umarmt seine Schwester Masal (3) auf einer undatierten Aufnahme
Tunç hat den Fall zur Chefsache gemacht. „An den Orten, an denen die Familie mutmaßlich gegessen hat, wurden Proben entnommen, und vier Personen, die für diese Orte verantwortlich waren, wurden festgenommen“, gibt er bekannt.
Die Ergebnisse der Spurensicherung werden noch in der Rechtsmedizin untersucht. Um festzustellen, ob es wirklich die Muscheln waren, die Mutter Çiğdem und ihre beiden Kinder vergifteten.
Die sterblichen Überreste der Toten sind nach der Autopsie an die Familie übergeben und ins westtürkische Afyonkarahisar gebracht worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Dort sollen Mutter und Kinder am Samstag beigesetzt werden.
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