Polens Präsident Nawrocki exklusiv in BILD: „Wir müssen alles tun, um für einen Krieg bereit zu sein“
Seit August diesen Jahres Polens Staatspräsident: Karol Nawrocki (42)
Warschau – Vergangenen Dienstag attackierten russische Drohnen sein Land, diesen Dienstag ist er zum Empfang bei Kanzler Friedrich Merz (69, CDU): Polens Präsident Karol Nawrocki ist erst seit einem Monat im Amt, muss sein Land durch die gefährlichste Zeit seit dem Ende des Kalten Krieges führen. Im Präsidentenpalast in Warschau empfing er BILD zum exklusiven Interview.
Er erinnert sich gut an die Nacht des russischen Drohnen-Angriffs. Ob er Angst hatte? „Ich bin kein ängstlicher Mensch, ich spüre die Verantwortung“, sagt Nawrocki. „Wir wissen, dass wir in schweren Zeiten leben.“ Der Präsident sei „im direkten Kontakt mit den Generälen“ gewesen, habe sich anschließend Analysen zeigen lassen.
Nawrocki macht klar: „Natürlich haben wir keine Zweifel, dass es ein direkt aus Moskau gesteuerter Angriff war. Es ist ein Art Angriff, der zeigt, zu was Wladimir Putin fähig ist.“
Obwohl nur drei oder vier von 19 Drohnen abgeschossen wurden, zeigt der Staatschef sich zufrieden: „Sie haben keinen polnischen Soldaten, keinen Polen getötet.“
Doch was würden Polen und die Nato tun, wenn Wladimir Putin mit hunderten Drohnen angreifen würde? So, wie es in der Ukraine fast täglich passiert.
Der Präsident geht davon aus, dass es „solche Angriffe auf Nato-Territorium“ nicht mehr geben werde. Und verspricht: „Die Nato wird noch besser vorbereitet sein.“ Denn: „Wir müssen alles tun, um für einen Krieg bereit zu sein. Denn nur das gibt uns Frieden.“
Polens Präsident Nawrocki empfing im Präsidentenpalast in Warschau BILD-Vize Paul Ronzheimer zum Interview
Auch gegenüber Verbündeten spart Polens Präsident nicht mit deutlichen Worten.
Er erinnert an die Warnungen seiner Vorgänger vor Putin: „Manche westlichen Länder, darunter Deutschland, haben Geschäfte mit der Russischen Föderation gemacht und sie so finanziell und wirtschaftlich ermuntert, die Ukraine anzugreifen.“
Polens Präsident im BILD-Talk: „Wie fühlt sich Russlands Aggression an, Herr Nawrocki?“
Quelle: bild
Polen unterstützt Trumps Forderung: Kein Öl aus Russland!
Deshalb befürwortet er die Forderung von US-Präsident Donald Trump an alle Nato-Mitglieder, alle Öl-Importe aus Russland einzustellen. Gemeint sind u.a. Ungarn und Slowakei, aber auch Frankreich, das russisches Öl aus Indien importiert.
„Alle Länder, die Frieden und Freiheit wollen, sollten die Subventionierung der Russischen Föderation aufgeben“, so Nawrocki. Geschäfte mit Russland würden Moskau nur ermuntern: „Und dann kann das passieren, was in der Ukraine passiert ist.“
Nawrocki besuchte Anfang des Monats US-Präsident Donald Trump (79) im Weißen Haus
Der Präsident ist sicher: „Nur Sanktionen und nur Donald Trump als US-Präsident können Druck auf Putin ausüben, so dass der Krieg beendet und die territoriale Integrität der Ukraine bewahrt wird.“
Den Glauben an Trumps Friedenspläne hat er nicht aufgegeben: „Er ist der einzige Anführer der freien Welt, der solche Verhandlungen führen kann.“ Europa sollte „ihn in diesen Anstrengungen unterstützen“.
Hier gibt es Konfliktpotenzial mit Merz
Nawrockis Besuch in Berlin birgt aber auch Konfliktpotenzial. Die Forderung nach Reparationen für Verbrechen im Zweiten Weltkrieg in Höhe von 1,3 Billionen Euro erhält er aufrecht. Anders als die Bundesregierung hält er sie nicht für „rechtlich abgeschlossen“.
Auch die deutschen Grenzkontrollen sieht Polens Präsident kritisch. Deutschland habe „Fehler gemacht in der Migrationspolitik“, die sein Land vermieden habe. Unter den Grenzkontrollen müssten nun polnische Unternehmer und Einwohner der Grenzregion leiden.
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