Rede-Duell zwischen Palmer und Frohnmaier: Zoff bei Klima, Wohnen und Migration
Der baden-württembergische AfD-Landeschef Markus Frohnmaier (34, l.) und Tübingen-OB Boris Palmer (53, parteilos, r.) am Freitagabend in Tübingen.
Tübingen – Brisantes Rede-Duell in Tübingen!
Am Freitagabend stieg Tübingen-OB Boris Palmer (53, parteilos) gegen den baden-württembergischen AfD-Landeschef Markus Frohnmaier (34) in den Ring – live vor 850 Zuschauern.
Eigentlich sollte die Diskussion nur zwei Stunden dauern. Doch schon zu Beginn kam’s zum Chaos. Mehrere Dutzend Menschen musste die Polizei aus dem Saal schmeißen. Grund: Sie hatten lautstark die Veranstaltung gestört, „Nazis raus“ gerufen, über Lautsprecher schrille Töne abgespielt. Folge: Es kam zu minutenlangen Unterbrechungen.
Erst mit deutlicher Verzögerung konnte das Duell richtig losgehen. Palmer und Frohnmaier klapperten einmal alles ab: Klima, Migration, Wohnen, Bauen, Meinungsfreiheit, Rechtsstaat. Währenddessen ging draußen der Protest weiter.
Lesen Sie das gesamte Debatten-Duell im BILD-Ticker.
Live-Ticker
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Moderator beendet das Streitgespräch
Laute „Nein“-Rufe, als der Moderator Palmer das Abschlussfazit abnehmen will. Er legt trotzdem los, spricht sich für Emotionen und Diskurs gleichermaßen aus. Aber:„Ob es ein Nachfolgeformat gibt, das weiß ich nicht.“ Das ist nach diesem turbulenten Abend in Tübingen durchaus ungewiss.
Das Publikum verlässt die Halle. Demonstranten machen draußen weiter Krach mit Buh-Rufen und Trillerpfeifen.
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Palmer: „Ich habe Angst vor Ihnen“
Palmer fordert von Frohnmaier, sich zu einer seiner früheren Aussagen zu positionieren. Frohnmaier sagte demnach: „Ich sage diesen linken Gesinnungsterroristen, diesem Parteienfilz ganz klar: Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet, dann wird wieder Politik für das Volk und nur für das Volk gemacht – denn wir sind das Volk, liebe Freunde.“
Palmer: „Ich habe Angst vor Ihnen.“ Von Frohnmaier will er wissen, ob mit der AfD an der Macht nicht mehr das Gesetz gelte, sondern was die AfD wolle.
Frohnmaier fühlt sich missverstanden: „Das Zitat bezieht sich auf einen Politikstil und nicht auf Menschen.“
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Palmer attackiert AfD-Wirtschaftspolitik
Palmer fährt eine Attacke gegen die Wirtschaftspläne der AfD. Das Programm seiner Gegner sei ein Angriff auf die arbeitende Bevölkerung, warnt er. Tübingen würde damit verarmen – und der deutsche Wirtschaftsstandort insgesamt leiden. „Sie zerstören den Wohlstand in Deutschland“, ruft Palmer.
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Schulpolitik, Wirtschaft, Schluss
Hektische Sprünge zwischen den Themenblöcken. Ständig grätscht der Moderator in die Debatte, um über die restliche Redezeit zu verhandeln. Frohnmaier referiert hintereinander weg über Schulpolitik und Wirtschaft – dann hält er sein Schluss-Statement: Ein Dank an Palmer, dass er sich auf die Debatte eingelassen habe. Dann ist Palmer wieder dran – allerdings nicht mit seinem Abschluss-Vortrag, sondern mit Wirtschaftspolitik.
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AfD-Politiker mit Rede-Vorsprung
AfD-Politiker Frohnmaier hat bisher 29 Minuten gesprochen – und damit deutlich mehr als Palmer. Der OB kommt nur auf 23 Minuten.
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Debatte um fehlenden Wohnraum
Frohnmaier fordert, dass sich in Deutschland wieder mehr Menschen ein eigenes Haus leisten können. Palmer plädiert dagegen für sozialen Wohnungsbau. Als Beispiel nennt er Wien, das die höchste Sozialwohnungsquote Europas hat. Sozialen Wohnungsbau zu streichen und durch Zuschüsse zu ersetzen – wie es die AfD verlangt – treibe die Preise nach oben, erklärt Palmer.
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Halbzeit in Tübingen
Die ursprünglich geplanten zwei Stunden sind vorbei – aber erst drei von sechs Themenblöcken abgehakt. Moderator Knape hängt deshalb eine Dreiviertelstunde dran. Weiter geht es mit dem Streitgespräch zum Thema „Wohnungsbau und Soziales“ – die Publikumsfragen werden aus Zeitgründen gestrichen.
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Palmer platzt der Kragen
Palmer sagt, viele Menschen hätten Angst – er begegne Bürgern, die fürchteten, „dass sie das Land verlassen müssen, wenn die AfD an die Macht kommt“. Auf diese Sorgen müsse Frohnmaier reagieren – macht dieser aber nicht.
Anschließend geht es um Zahlen zur Kriminalität. Palmer trägt Statistiken vor, nach denen Tötungsdelikte und andere schwere Straftaten trotz Bevölkerungszuwachs rückläufig seien. Frohnmaier feixt: „Man muss schon richtig lesen können.“ Das lässt Palmer nicht auf sich sitzen, widerspricht heftig. Frohnmaier stelle Einzeltaten heraus und bringe sie als Beispiel für steigende Kriminalität an.
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Blaskapelle vor der Halle
Während es drinnen um Migration geht, spielt draußen die Musik. Eine Blaskapelle ist eingetroffen, die Menge singt dazu: „Raus aus Tübingen, Nazis raus.“ Dazu haben Menschen ihre Handy-Lampen angeschaltet.
Polizeisprecher Michael Schaal zu BILD: „Die Teilnehmer einer weiteren Kundgebung wollen jetzt mit einem Protestmarsch zu den Demonstranten vor der Hermann-Heppert-Turnhalle stoßen.“ – – wohl mehrere 100 weitere Demonstranten. Derzeit sind über 1000 Demonstranten vor der Halle.
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Palmer: Darum wählen Menschen AfD
Palmer: „Viele Menschen wählen die AfD aus Angst vor Ausländerkriminalität.“ Dieses Thema müsse man ernsthaft angehen, um die Wähler zurückzugewinnen. Die anderen Parteien hätten das Problem viel zu lange verharmlost und zugedeckt. Für ihn selbst gelte das jedoch nicht, betonte Palmer – er habe die Schwierigkeiten der Migration stets offen angesprochen.
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