Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor der Chinareise von Kremlchef Wladimir Putin von internationalen Staatenführern Druck auf Russland gefordert.
Er habe mit Indiens Premierminister Narendra Modi, der Putin treffen wolle, gesprochen, damit bei dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) die Notwendigkeit unterstrichen werde, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden, sagte Selenskyj. Er erwartet, dass sich Modi für einen Waffenstillstand in der Ukraine einsetzt.
Einmal mehr forderte Selenskyj auch eine Waffenruhe als Voraussetzung für den Beginn von Friedensverhandlungen. Russland dagegen will nach eigenen Angaben einen dauerhaften Frieden aushandeln, ohne vorher die Waffen niederzulegen. In der Nacht zum Samstag griff Moskau die Ukraine erneut massiv an. Einen Großteil der Drohnenschwärme fing das Militär ab. Trotzdem starb mindestens eine Person, Dutzende wurden verletzt.
Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow hat ungeachtet westlicher Forderungen nach Friedensverhandlungen eine Fortsetzung des russischen Angriffskriegs mit neuen Zielen für eine Herbstoffensive angekündigt.
Es liefen derzeit unaufhörlich Angriffe entlang der gesamten Frontlinie, sagte Gerassimow zu der seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden Invasion in die Ukraine. »Heute legen wir die Aufgaben fest für die Gruppen der Streitkräfte, die auf die Herbstperiode gerichtet sind«, sagte er.
Selenskyj weiter zu Treffen mit Putin bereit
Trotz fehlender Signale aus Moskau zeigte sich Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft einmal mehr zu einem Treffen mit Putin bereit . Sein Unterhändler Rustem Umjerow habe dazu in der Türkei und in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Saudi-Arabien und in Katar Gespräche geführt. Sie alle seien bereit, ein solches Treffen auszurichten – auch die Schweiz.
Selenskyj kündigte zugleich weitere Treffen nächste Woche in Europa an, um eine »starke Antwort« gegen Moskau zu gewährleisten. Details nannte er nicht, es dürfte aber um neue Sanktionen gegen Russland gehen.
Putin nimmt bei seinem viertägigen Aufenthalt in China am Sonntag zuerst am Gipfel der Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin teil.
Am Mittwoch wird er in Peking einer Militärparade beiwohnen. Dem chinesischen Außenamt zufolge soll es der größte Gipfel seit Bestehen der SOZ werden. Insgesamt erwartet das aktuelle Vorsitzland China Vertreter von 20 Staaten und zehn Organisationen.
Die SOZ wurde vor 24 Jahren als Organisation für den Kampf gegen Terrorismus und wirtschaftliche Zusammenarbeit gegründet. Mittlerweile gehören ihr zehn Staaten an – neben den Gründungsländern Russland, China und Kasachstan auch Indien, Pakistan, sowie seit 2023 Iran und seit 2024 auch Belarus.