Die USA und China erheben seit Dienstag Hafengebühren auf Frachtschiffe, die von Spielzeug bis zu Rohöl alles transportieren. Damit weitet sich der Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt auf die Seeschifffahrt aus.
China teilte mit, man werde Sonderabgaben auf Schiffe erheben, die sich in US-Besitz befinden, von den USA betrieben, gebaut oder beflaggt werden. Gleichzeitig stellte die Regierung in Peking klar, dass in China gebaute Schiffe von den Abgaben ausgenommen seien. Wie der Staatssender CCTV am Dienstag berichtete, gelten die Ausnahmen auch für leere Schiffe, die zur Reparatur in chinesische Werften einlaufen.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, Hafengebühren auf Frachtschiffe in chinesischem Besitz und auf in China gebaute oder in China beflaggte Schiffe zu erheben. Damit soll die Dominanz Chinas in der globalen Schifffahrtsindustrie verringert und der Schiffbau in den USA gestärkt werden. China hatte vergangene Woche mit der Ankündigung eigener Hafengebühren gekontert.
Dem Analysten Omar Nokta vom Analysehaus Jefferies zufolge sind 13 Prozent der weltweiten Öltankerflotte und elf Prozent der Containerschiffe betroffen. Das Athener Maklerhaus Xclusiv Shipbrokers warnte in einer Analyse vor einer »Spirale der maritimen Besteuerung, die die globalen Frachtströme zu verzerren droht«.
Zwischenzeitlich schien es, als würde sich die Stimmung in dem Handelskonflikt ein wenig bessern. Auf seiner Plattform Truth Social hatte Trump am Wochenende geschrieben: »Machen Sie sich keine Sorgen um China, alles wird gut! Der hochgeschätzte Präsident Xi hatte nur einen schlechten Moment. Er will keine Depression für sein Land, und ich auch nicht. Die USA wollen China helfen, nicht schaden!!!«
Weiter Ärger wegen seltener Erden
Ende des Monats könnte es zu einem Treffen von Trump mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Südkorea kommen. Allerdings steht der Termin seit der jüngsten Eskalation auf der Kippe. Streit gibt es derzeit vor allem um die sogenannten seltenen Erden. Peking hatte zuletzt erklärt, die Exportkontrollen auf seltene Erden zu erweitern.
Das chinesische Handelsministerium teilte in einer ausführlichen Erklärung mit, seine Exportkontrollen für seltene Erden seien eine Reaktion auf eine Reihe von US-Maßnahmen seit den bilateralen Handelsgesprächen in Madrid im vergangenen Monat. Als Beispiele nannte Peking die Aufnahme chinesischer Unternehmen in eine schwarze Liste der USA für den Handel und die Erhebung von Hafengebühren für Schiffe mit chinesischer Verbindung.
China ist für die wichtigen Rohstoffe ein globaler Hauptproduzent und hat damit einen entscheidenden Hebel in den Verhandlungen mit den USA. Die Rohstoffe und daraus gefertigte Magnete werden in der Industrie sowie der Hightech- und Rüstungsbranche benötigt. Sie stecken in zahlreichen Produkten – von Elektromotoren und Halbleitern bis hin zu Turbinen.
US-Medien berichten, dass die Regierung in Washington von der Maßnahme offenbar kalt erwischt worden sei. Die Reaktion fiel dafür umso heftiger aus: Die USA kündigten einen Zollaufschlag von 100 Prozent auf alle chinesischen Importe an, und zwar zusätzlich zu den bereits verhängten Zöllen, die schon jetzt zweistellig sind. Auch sollen bestimmte Exporte von US-Software nach China aus strategischen Gründen verboten werden können.