Heute spricht man vom sogenannten Diebstahl des Jahrhunderts: 2013 verschwand umgerechnet eine Milliarde Dollar aus dem moldauischen Bankensystem. Das entsprach damals etwa zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Moldau. Nun ist einer der Hauptverdächtigen an Moldau ausgeliefert worden: Der Wirtschaftsmagnat Vladimir Plahotniuc ist lokalen Medienberichten zufolge in der Hauptstadt Chișinău gelandet.
Der Sender NewsMaker.md zeigte, wie Personen in Uniform einen Mann in weißem Hemd und dunkler Mütze mit auf den Rücken gefesselten Händen aus einem Flugzeug führten. Dann setzten sie ihn in ein Auto. Medienberichten zufolge soll Plahotniuc schon am Freitag vor Gericht erscheinen.
Plahotniuc war am 21. Juli am Flughafen in Athen festgenommen worden, nachdem er ein Flugzeug nach Dubai bestiegen hatte. Die griechische Polizei reagierte damals auf eine Interpol-Mitteilung vom Februar. Plahotniuc soll 16 Pässe besessen haben, darunter aus Rumänien, Mexiko und Russland.

Vladimir Plahotniuc verlässt das Flugzeug in Chișinău
Foto: Vadim Ghirda / AP
Das kriminelle Oligarchen-Regime
Der moldauische Oligarch galt einst als reichster Mann des Landes. Er war Vorsitzender der Demokratischen Partei, Teil der Regierungskoalition von 2016 bis 2019, und stellvertretender Parlamentspräsident. Während seiner Amtszeit übte er erheblichen Einfluss auf das zutiefst kriminelle Oligarchen-Regime aus. Als seine Partei die Parlamentswahl 2019 verlor, setzte sich Plahotniuc danach aus Moldau ab. Zuletzt soll er in einer Luxusvilla in Griechenland gelebt haben.
Nun wird ihm eine Beteiligung an dem Milliardenraub vorgeworfen. Der Oligarch bestreitet jegliches Fehlverhalten.
Plahotniucs Ankunft erfolgte wenige Tage vor den Parlamentswahlen in Moldau. Dort wird die regierende proeuropäische Partei der Aktion und Solidarität (PAS) angesichts der Unzufriedenheit der Wähler mit den wirtschaftlichen Problemen wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, ihre Mehrheit zu halten. Dazu kommt, dass die Bekämpfung von Korruption im Land nur langsam vorangeht.
»Auch wenn Plahotniuc hofft, dass Moldau nach den Wahlen in die Hände Russlands fällt und er frei nach Hause zurückkehren kann, müssen die Institutionen ihn in Handschellen nach Hause bringen«, hatte der moldauische Ministerpräsident Dorin Recean am 17. September gesagt.