BILD trifft Wadephul in Israel: Geisel-Freilassung „in der nächsten Woche“ möglich
Wadephul trug beim Interview die gelbe Schleife am Revers, das Symbol der Solidarität mit den israelischen Geiseln
Tel Aviv – Israel und die Hamas verhandeln derzeit bei indirekten Gesprächen in Ägypten über ein Kriegsende in Gaza und die Freilassung aller israelischen und deutschen Geiseln.
Auch Deutschlands Chefdiplomat Johann Wadephul (62, CDU) ist in der Region, besuchte am Sonntag Katar und am Montag Israel. Am Dienstag reist er nach Kairo weiter. BILD traf den Bundesaußenminister zum Interview in Tel Aviv und fragte ihn nach den Chancen für eine Freilassung der Geiseln und dem Ende des Leidens für die Zivilisten in Gaza.
„Ich bin optimistisch. Wir sind auf einem wirklich guten Weg“, sagte Wadephul, „das ist lange vorbereitet worden, übrigens auch mit deutscher Hilfe. Ich habe mich daran auch ein bisschen beteiligt.“
„Die Chance besteht“
Wadephul weiter: „Ich bin dem amerikanischen Präsidenten wirklich dankbar, dass er sein politisches Gewicht da hineingeworfen hat, aber jetzt sind viele Details auszuhandeln.“ Er hoffe, „dass wir eine erste Einigung, das heißt Waffenstillstand, Freilassung der Geiseln und humanitäre Hilfe für den Gaza-Streifen, innerhalb der nächsten Woche erreichen können. Die Chance besteht.“
Wadephul (r.) mit BILD-Reporter Paul Ronzheimer
Die Hamas müsse verstehen, dass sie jetzt alle Geiseln freilassen muss. „Das sage ich auch allen Gesprächspartnern der arabischen Welt. Diese Chance müssen sie ergreifen. Wenn sie irgendein Interesse daran haben, dass es Palästinensern gut geht, dann muss Hamas jetzt einschlagen.“
Und wenn die Hamas Nein sagt?
Aber was passiert, wenn der Deal platzt? Für diesen Fall hat Trump der israelischen Regierung seine volle Unterstützung zugesagt, weiter in Richtung Gaza-Stadt vorzugehen. Und Deutschland?
Wadephul: „Die deutsche Position ist, wir arbeiten jetzt an diesem Friedensplan und wenn er scheitern sollte, gucken wir uns andere Szenarien an. Hamas muss wissen, sie müssen jetzt einschlagen, sonst wird es für sie bittere Konsequenzen haben.“
Liefert die Bundesregierung dann wieder alle Waffen nach Israel?
„Das, was wir zurückgehalten haben, nur auf Systeme beschränkt, die im Gaza-Streifen eingesetzt werden können. Das heißt, Israel wird von uns umfangreich unterstützt. Übrigens, ich möchte darauf aufmerksam machen, mit Dankbarkeit. Israel unterstützt Deutschland auch sehr und ich bin, wie gesagt, sehr zuversichtlich, dass wir bald zu einem Waffenstillstand und zu einer völligen Normalisierung der gesamten Situation kommen.“
Hat Deutschland alles für seine Geiseln getan?
Seit dem 7. Oktober hat Israel nicht nur Krieg in Gaza geführt, sondern auch für große, überraschende Umwälzungen im Nahen Osten (Libanon, Syrien, Iran) gesorgt. Ob Wadephul Israel dafür auch Respekt zolle?
Wadephul: „Das hat der Bundeskanzler ja schon einmal gemacht. Natürlich zollen wir den Israelis auch Respekt für die Verteidigung ihres Landes und für den Kampf gegen Terrorismus. Ich sage nur eins dazu: Wir werden am Ende natürlich auch immer wieder diplomatische Lösungen finden müssen.“
Auf die Frage, ob Deutschland (die aktuelle und die Vorgängerregierung) alles getan hätten, damit die deutschen Geiseln freikommen, sagte Wadephul: „Ja, das finde ich, weil wir das Thema des Schicksals der Geiseln von Anfang an im Auge behalten haben, und auch von Anfang an der israelischen Regierung (…) gesagt haben: Vergesst die Geiseln nicht, denkt nicht nur an die Kriegsführung.“ Wenn aber die israelische Regierung ihm gesagt habe, dass gerade kein Deal mit der Hamas zu machen sei, dann habe er das akzeptieren müssen.
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