Wangerooge: Bürgermeisterwahl ist entschieden

Wangerooge: Bürgermeisterwahl ist entschieden

Bürgermeisterwahl auf Ostfriesen-Insel: WATT für ein Finale! Sie ist die neue Nr. 1 auf Wangerooge

Tina Mißmahl (52) hat es geschafft. Bei der Wahl zur neuen und damit ersten hauptamtlichen Bürgermeisterin der Nordseeinsel konnte sie die Stichwahl am Strand gewinnen

Tina Mißmahl (53) hat es geschafft. Bei der Wahl zur neuen und damit ersten hauptamtlichen Bürgermeisterin der Nordseeinsel konnte sie die Stichwahl am Strand gewinnen

Wangerooge – Ganz Polit-Deutschland schaut aufs Sommerinterview von Kanzler Friedrich Merz (69, CDU). Das ganze Land? Nein. Denn der Wahlkrimi des Wochenendes fand hier statt: WATT war das denn auf Wangerooge?

Am Strand der ostfriesischen Insel im Wattenmeer (kaum acht Quadratkilometer groß, rund 1200 Einwohner) lieferten sich in der Stichwahl zum vakanten Bürgermeisteramt die Einheimische Tina Mißmahl (parteilos, verheiratet, drei Kinder) und Festland-Bewerber Sven Janisch (unterstützt von CDU, SPD und Grünen) einen spannenden Wahlkampf – bis zum Schluss um die Stimmen der 1093 Wahlberechtigten. Sie siegte mit 419 (56,9 Prozent) zu 317 (43,07).

Einer der knapp 1 000 wahlberechtigten Wangerooger verlässt das Gebäude der Kurverwaltung direkt an der Promenade. Bis 18 Uhr konnten die Inselbewohner in der Stichwahl wählen

Einer der knapp 1000 wahlberechtigten Wangerooger verlässt das Gebäude der Kurverwaltung direkt an der Promenade. Bis 18 Uhr konnten die Inselbewohner in der Stichwahl wählen

Die Wahl nach dem Rücktritt des Insel-Bürgermeisters vor zwei Jahren hatte für Aufsehen gesorgt. Hunderte Bewerber wollten den gut dotierten, aber auch anspruchsvollen Posten (bis zu 100.000 Euro Gehalt/Jahr). Immer wieder war Wangerooge in den Schlagzeilen. Oft wegen besonderer Job-Anzeigen wie der als Lokomotivführer für die kleine Inselbahn oder als Leuchtturmwärter.

Wangerooge ist die östlichste und zweitkleinste der sieben bewohnten ostfriesischen Inseln und begrüßt bis zu 100 000 Gäste pro Jahr

Wangerooge ist die östlichste und zweitkleinste der sieben bewohnten ostfriesischen Inseln und begrüßt bis zu 100.000 Gäste pro Jahr

Rund um die Wahl rumorte es

Sportlich fair blieb es zwischen den beiden letzten verbliebenen Kandidaten für den Verwaltungsjob. Doch rund um die Wahl rumorte es. Erst wenige Tage vor der endgültigen Entscheidung über das Amt hatten Ex-Mitbewerber Stefan Kruse (lebt ebenfalls auf der Insel) und ein weiteres Ratsmitglied bekannt gegeben, dass sie nicht weiter für die Grünenfraktionen im Rat sitzen würden.

Sven Janisch (51) ist Kämmerer in Sarstedt. Er hatte es in die Stichwahl geschafft. Doch die Insulaner wollten lieber eine Bürgermeisterin, die sie schon lange kennen

Sven Janisch (51) ist Kämmerer in Sarstedt. Er hatte es in die Stichwahl geschafft. Doch die Insulaner wollten lieber eine Bürgermeisterin, die sie schon lange kennen

Die Bewohner der Insel wollen jemanden, der sich auskennt, der die Bedürfnisse und Herausforderungen (fast eine Million Gästeübernachtungen pro Jahr) kennt. Küstenschutz, Wohnraumprobleme, offene Stellen, Kinderbetreuung: All das ist auf kleinstem Raum auch hier großes Thema.

Das Siegerfoto: Wangerooges neue Bürgermeisterin Tina Mißmahl mit ihrer jüngsten Tochter Merja, Ehemann Markus und ihrer Tante Ute. Die kleine Familie stemmte den Wahlkampf fast im Alleingang mithilfe von Freunden

Das Siegerfoto: Wangerooges neue Bürgermeisterin Tina Mißmahl mit ihrer jüngsten Tochter Merja, Ehemann Markus und ihrer Tante Ute. Die kleine Familie stemmte den Wahlkampf fast im Alleingang mithilfe von Freunden

Mit Tina Mißmahl bekommt nun die einzige der sieben ostfriesischen Inseln aktuell eine Frau im Bürgermeisteramt. Die diplomierte Bauingenieurin (arbeitet derzeit als Referentin für Schulausbauplanung in Bremen) lebt mit ihrem Mann Markus und drei Töchtern auf der Insel. Sie wird viel zu tun bekommen. Das Schwimmbad „Oase“ muss saniert werden. Das Meerwasserbad mit seinen Angeboten ist wichtig, um den Status als „Nordseeheilbad“ nicht zu riskieren. Seit Jahren ist nur das Hallenbad nutzbar. Das Freibad nicht mehr. Außerdem steht ein großes Hotelprojekt direkt auf der Promenade zur Diskussion.

Tief verwurzelt mit der Insel

Schon ihr Urgroßvater war als Seenotretter ein geschätzter Insulaner. Die Familie betreibt hier eine Pension mit Gastronomie. Über der Villa Strandreich weht gelegentlich die finnische Flagge.

Die finnische Flagge weht öfter über der Pension Villa Strandreich auf Wangerooge. Es ist die Erinnerung an Tina Mißmahls Mutter, eine Finnin, die als Hotelmitarbeiterin auf die Insel kam und sich hier in den späteren Vater der neuen Bürgermeisterin verliebte

Die finnische Flagge weht öfter über der Pension Villa Strandreich auf Wangerooge. Es ist die Erinnerung an Tina Mißmahls Mutter, eine Finnin, die als Hotelmitarbeiterin auf die Insel kam und sich hier in den späteren Vater der neuen Bürgermeisterin verliebte

WATT für ein Wahlkampf-Fin(n)ale!

Die Geschichte hinter der Fahne ist zauberhaft. Mißmahls Mutter kam aus Finnland als Hotelmitarbeiterin auf die Insel und verliebte sich hier in einen Insulaner. Mamas Namen „Marjatta“ trägt die neue Bürgermeisterin als Zweitnamen, ebenso wie ihre älteste Tochter.

Der neue Job an der Spitze der Gemeinde – er wird eine Herzensangelegenheit.

Ende der 60er Jahre auf Wangerooge: Die finnische Gastarbeiterin Marjatta (6.,v.r.) wirft ihrem späteren Ehemann (2.v.r.) schon einen Blick zu

Ende der 60er-Jahre auf Wangerooge: Die finnische Gastarbeiterin Marjatta (6. v. r.) wirft ihrem späteren Ehemann (2. v. r.) schon einen Blick zu

Schon vor sieben Jahren trat Tina Mißmahl mit Unterstützung ihrer Familie als Kandidatin an, unterlag damals erst in der Stichwahl. Auch diesmal konnte sie sich auf Ehemann Markus (heute 48) und die Töchter Merja (oben, 12), Marjatta (l., 22) und Luca (19) verlassen

Schon vor sieben Jahren trat Tina Mißmahl (heute 52) mit Unterstützung ihrer Familie als Kandidatin an, unterlag damals erst in der Stichwahl. Auch diesmal konnte sie sich auf Ehemann Markus (heute 48) und die Töchter Merja (oben, heute 12), Marjatta (l., heute 22) und Luca (heute 19) verlassen

Tina Mißmahl zu BILD: „Die letzten Wochen waren herausfordernd. Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht worden ist, und verspreche, dass ich nach diesem langen Wahlkampf und in der Zukunft für jeden einzelnen Wangerooger da sein und die Zukunft unserer Insel mit aller Kraft mitgestalten werde.“

Getreu ihres Wahlkampfspruches: „Von der Insel – für die Insel.“

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