WM-Qualifikation: Deutschland siegt in Luxemburg

WM-Qualifikation: Deutschland siegt in Luxemburg
Ein Sieg, aber sehr viel Luft nach oben für die DFB-Auswahl

Ein Sieg, aber sehr viel Luft nach oben für die DFB-Auswahl


Foto: Ronald Wittek / EPA

Dieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.

Noch ein Schritt: Am Montag kann sich Deutschland mit einem Remis oder einem Sieg gegen die Slowakei (20.45 Uhr, Liveticker: SPIEGEL.de) für die WM 2026 qualifizieren. Bei einem Erfolg wäre das Team sogar im günstigen Lostopf 1 bei der Gruppeneinteilung gesetzt. So weit die guten Nachrichten aus deutscher Sicht. Die schlechte: Die Leistung der DFB-Auswahl in Luxemburg war über weite Strecken untauglich für ein großes Turnier. So droht – bei erfolgreicher Qualifikation – die dritte herbe Enttäuschung in Folge bei einer Weltmeisterschaft.

Ergebnis: Deutschland hat am 5. Spieltag der WM-Qualifikationsgruppe A 2:0 (0:0) in Luxemburg gewonnen.

Erste Hälfte: Vor 9214 Fans im Stade du Luxembourg begann die Nummer 97 der Fifa-Weltrangliste offensiv. Die ersten Minuten gehörten den Gastgebern, die trotz vier Niederlagen in vier Partien offensiv und zweikampfstark starteten. In der 8. Minute vergab Florian Wirtz die erste deutsche Chance. Auf der Gegenseite ging der Schuss von Danel Sinani, im Hauptberuf Offensivkraft des FC St. Pauli, nur knapp vorbei (11. Minute). In der 17. Minute tanzte der 20-jährige Aiman Dardari Leon Goretzka und Waldemar Anton aus und zielte nur knapp rechts vorbei. Torschussverhältnis nach 25 Minuten: vier zu zwei für Luxemburg. Kurz vor der Pause hatte der deutsche Torhüter Oliver Baumann so viele Ballkontakte wie die Offensiven Serge Gnabry und Nick Woltemade zusammen. Am RTL-Mikro fragten sie sich: Was muss aus deutscher Sicht besser werden? Antwort: alles.

Käpt’n Tah: In seinem 42. Länderspiel führte der Neu-Münchner Jonathan Tah erstmals das Nationalteam als Kapitän auf den Platz. Einerseits eine große Auszeichnung für seine Leistungen, andererseits ein wunderbares Beispiel für die personelle Schieflage im Nagelsmann-Kader. Die Stellvertreter des verletzten Kapitäns Joshua Kimmich: Antonio Rüdiger und Kai Havertz, aktuell beide verletzt. Weitere Mitglieder des Teamrats neben Tah: Marc-André ter Stegen, Niclas Füllkrug und Pascal Groß. Verletzt, verletzt, nicht nominiert. Kurz vor Schluss übernahm Oliver Baumann die Kapitänsbinde. In seinem erst neunten Länderspiel. Es ist kompliziert.

Zweite Hälfte: Es wurde besser. Ein Stellungsfehler der Luxemburger Abwehr brachte Leroy Sané an den Ball. Dessen scharfe Hereingabe drückte Woltemade über die Linie (48.). Sein zweites Länderspieltor nach dem 1:0 in Nordirland. Doch nur kurz darauf schoss erneut Dadari nur Zentimeter am langen Pfosten vorbei (51.). Goretzka hatte kurz darauf Glück, nicht mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen, und wurde prompt ausgewechselt. Auch mit der Führung im Rücken blieben die Deutschen fahrig und anfällig: Christopher Martins vergab mit dem Knie aus wenigen Metern die Riesenchance auf den Ausgleich (65.). Woltemade beruhigte das Geschehen nach Vorarbeit von Ridle Baku – 2:0 (70.).

Leroy Sané (l.) gab vor fast exakt zehn Jahren sein Debüt im Nationaldress

Leroy Sané (l.) gab vor fast exakt zehn Jahren sein Debüt im Nationaldress


Foto: Ronald Wittek / EPA

Was macht Sané? Weil einige Profis nicht dabei sein konnten, holte Nagelsmann Sané zurück in den Kader des Nationalteams – und zählte ihn direkt wieder an. »Er weiß, was gefragt ist, und er weiß auch, dass es nicht mehr unzählige, viele Chancen gibt, sich auf der Nationalmannschaftsebene, zumindest unter meiner Führung, zu beweisen.« Diese Art der Kommunikation kritisierte wiederum Matthias Sammer, den wiederum Nagelsmann kritisierte. Und Sané selbst? Lieferte ein Länderspiel, das stellvertretend für seine zehn Jahre im Nationaltrikot stand. Er bereitete das 1:0 vor, verlor viele Zweikämpfe, schoss frei stehend drüber und schüttelte bei seiner Auswechslung den Kopf.

Luxemburgs Nationaltrainer Jeff Strasser

Luxemburgs Nationaltrainer Jeff Strasser


Foto: Sebastian Bach / Fussball-News Saarland / IMAGO

Jeffsache: 15 Jahre lang lenkte Luc Holtz die Geschicke der luxemburgischen Auswahl. Dann ging er, von allerlei Nebengeräuschen begleitet, zum deutschen Drittligisten Waldhof Mannheim. Die erfolgreiche Arbeit von Holtz, der aus einer Schießbude ein schwer zu bespielendes Team geformt hat, soll nun der 98-malige Nationalspieler Jeff Strasser fortsetzen. In den ersten vier Spielen gab es allerdings vier Niederlagen, es droht das schlechteste Abschneiden seit 20 Jahren. In der Qualifikation zur WM 2006 blieben die Luxemburger letztmals punktlos, unterlagen dabei sogar zweimal der Auswahl Liechtensteins. Am Montag kann er in Nordirland die Nullnummer verhindern.

Die Bockigkeit des Bundestrainers: Je drängender in der Öffentlichkeit die Stimmen wurden, Nagelsmann solle doch den Freiburger Torhüter Noah Atubolu ins DFB-Rampenlicht rücken, desto bockiger wurde der Coach. Gegen Luxemburg musste Atubolu als Nummer vier im deutschen Tor auf die Tribüne, als Nummer drei saß Finn Dahmen auf der Bank. Der Augsburger hat in dieser Bundesligasaison mehr Gegentreffer kassiert als jeder andere Torhüter der Liga. Der Bundestrainer erweckt den Eindruck, er müsse auch bei den kleinsten Punkten seiner Arbeit Pflöcke einschlagen, während das große Ganze weiterhin vor sich hin taumelt.

Keine Niederlage gegen die Slowakei und die WM-Qualifikation ist geschafft für Julian Nagelsmann

Keine Niederlage gegen die Slowakei und die WM-Qualifikation ist geschafft für Julian Nagelsmann


Foto: Federico Gambarini / dpa

Die Stimme von Lëtzebuerg: Für Gerry Schintgen hat sich heute Abend ein Kreis geschlossen. 1987 lief er als U21-Nationalspieler Luxemburgs gegen Deutschland auf, wobei er gegen Bayern-Spieler Ludwig »Wiggerl« Kögl meist das Nachsehen hatte, wie der dem »Luxemburger Wort« verriet. 38 Jahre später begrüßte er erstmals als Stadionsprecher den großen Nachbarn. »Ein Unentschieden wäre ein Traum«, sagte der 60-Jährige, der auch Präsident des F91 Düdelingen ist, vor der Partie. Es blieb ein Traum.

Der Suchende: 209 Tage hat Nagelsmann noch, bis das WM-Turnier 2026 im Aztekenstadion in Mexiko-Stadt eröffnet wird. Bislang hat er mehr Fragen als Antworten bei seiner Kaderplanung. Einige Spieler fehlen verletzt, die Ersatzbank in Luxemburg war eines Teams mit Ambitionen bei einem WM-Turnier nicht würdig. Bei vielen Profis ist nicht klar, ob sie es womöglich in die Startelf oder gar nicht erst in den Kader schaffen. Seit mehr als zwei Jahren ist Nagelsmann Bundestrainer. Es ist vieles anders, aber wenig besser geworden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes stand, Niclas Füllkrug wäre vom Bundestrainer nicht nominiert worden. Tatsächlich fällt Füllkrug bei West Ham United seit Wochen verletzt aus. Wir haben die Textpassage angepasst.

Weiterlesen

Weitere Nachrichten

Ex-König Juan Carlos rechnet mit Sohn Felipe ab

"Den Rücken gekehrt"Ex-König Juan Carlos rechnet mit Sohn Felipe ab – und würdigt DiktatorAutorenprofil: Leonievon Leonie Winstermann13.11.2025, 09:48 Uhr13. November 2025 um 09:48 UhrJuan Carlos I. zieht in seiner Autobiografie Bilanz über sein Leben. Darin spricht...

mehr lesen