Ich liebe mein Baby

Ich liebe mein Baby
Was ich gerne gewusst hätte, bevor ich Mutter wurde

Ich liebe mein Baby – aber manchmal will ich einfach nur weg

von Alina Bähr

10.11.2025, 07:36 Uhr

10. November 2025 um 07:36 Uhr

BUNTE.de-Chefredakteurin Alina Bähr ist mit Ende 30 erstmals Mutter geworden. Babys gibt es in ihrem Umfeld genug. Doch niemand spricht offen über Zweifel, Druck und Ängste. Also tut sie es.

Ich liebe mein Baby. So sehr, dass es mir manchmal fast das Herz sprengt. Und trotzdem gibt es Momente, in denen ich einfach nur verschwinden möchte. Für einen Abend. Für eine Stunde. Für einen Atemzug, in dem niemand etwas von mir will. Kein Stillen, kein Trösten, kein Wachwerden im Halbschlaf, weil irgendwo ein kleines Geräusch zu hören war.

Am Donnerstag war ich zum ersten Mal wieder auf einem Event – acht Wochen nach der Geburt, beim FRAUEN100 x Health Dinner in Berlin. Mein erstes Mal wieder unter Erwachsenen. Ich stand da, ein Glas Champagner in der Hand, und fühlte mich, als wäre ich auf einer Expedition in ein fremdes Land. Ein Land, das ich früher so gut kannte – und jetzt irgendwie neu erlernen musste.

Um mich herum klirrten Gläser, Gespräche rauschten, alle sahen fantastisch aus. Und ich? Ich war erstmal komplett überfordert. Mein Kopf suchte nach den richtigen Sätzen, während meine Hände instinktiv nach der Babyflasche in der Tasche tasteten, die natürlich gar nicht da war.

Das erste Mal raus aus der Baby-Bubble

Es hat eine Weile gedauert, bis ich wieder in dieser Welt angekommen war. Der Welt der Erwachsenen. Der Welt, in der man nicht alle zwei Stunden eine Windel wechselt oder reflexartig auf jedes Rascheln mit „Schschsch“ antwortet. Und gleichzeitig war da dieses schlechte Gewissen – weil ich mich gut fühlte. Weil es schön war, mal wieder ICH zu sein.

Ich sprach an diesem Abend mit einigen anderen Frauen, die auch gerade Mütter geworden waren. Wir saßen am Tisch, lachten, nippten an unseren Drinks. Sie fühlten wie ich. Diese Ambivalenz, die man kaum in Worte fassen kann: das tiefe Glück, Mutter zu sein – und gleichzeitig die Sehnsucht nach kurzzeitiger Freiheit.

Der erste Babyfreie Abend: Zwischen Sehnsucht und Schuldgefühl

Was mich tröstet: Ich bin nicht allein mit diesem Gefühl. Es ist kein Zeichen von Undankbarkeit oder Schwäche. Es ist schlicht menschlich. Acht Wochen Dauerbereitschaft, acht Wochen Körperkontakt, acht Wochen Verantwortung, die nicht einmal endet, wenn das Baby schläft – das verändert einen.

Und irgendwann will man einfach kurz raus aus diesem Ausnahmezustand. Einen Moment lang wieder Frau sein, nicht nur Mutter. Wieder Gespräche führen, die nichts mit Windeln, Milch oder Schlafrhythmus zu tun haben.

Ich glaube, das Schwierige ist nicht der Wunsch nach Pause – sondern das schlechte Gewissen, das sofort hinterherkommt. Dieses nagende Gefühl, man dürfe das nicht empfinden. Dass Liebe und Überforderung sich ausschließen würden. Tun sie aber nicht. Im Gegenteil: Sie gehören zusammen wie William und Kate.

Kleine Fluchten, große Wirkung

Als ich später in der Nacht nach Hause kam, war mein Baby längst eingeschlafen. Ich stand einen Moment in der Tür, sah auf dieses kleine, friedliche Gesicht – und wusste: Ich bin genau da, wo ich sein will. Nur eben nicht 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ohne Atempause.

Und das ist okay.

Vielleicht ist das sogar das größte Zeichen von Liebe: zu wissen, wann man auftanken muss, um wieder ganz da sein zu können. Für sich selbst – und für dieses kleine Wesen, das einen mit einem Blick wieder zurück ins Herz zieht.

Liebe Leserinnen, kennt ihr dieses Gefühl auch – oder seht ihr das ganz anders? Welchen Herausforderungen müsst oder musstet ihr euch als junge Mutter stellen? Ich freue mich über eure Gedanken. Schreibt mir gern bei Instagram oder per Mail.

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