Ina Scharrenbach: „Der Krebs ist ein absolutes Biest“

Ina Scharrenbach: „Der Krebs ist ein absolutes Biest“
CDU-Politikerin

Ina Scharrenbach: „Der Krebs ist ein absolutes Biest“

03.12.2025, 16:26 Uhr

03. Dezember 2025 um 16:26 Uhr

Ina Scharrenbach ist die tapferste Minsterin Deutschlands. Die CDU-Politikerin aus Nordrhein-Westfalen bleibt trotz schwerer Krankheit im Amt.

Sie kann schon wieder lachen. Ina Scharrenbach (49) ist eine mächtige Frau, in Nordrhein-Westfalen ist sie Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, eine wichtige Politikerin im schwarz-grünen Kabinett von Ministerpräsident Hendrik Wüst (50). Immer wieder war die beliebte CDU-Politikerin im Land unterwegs – bis sie im Sommer eine Krebsdiagnose stoppte.

Ina Scharrenbach: „Politik ist ein wilder Zoo“

BUNTE: Frau Scharrenbach, Sie sind wieder in Ihrem Büro. Sind Sie schon über den Berg?

Ina Scharrenbach: Nein, ich habe unverändert Krebs und unterziehe mich einer Tablettentherapie, nachdem die Chemotherapie nicht in dem erhofften Maß anschlug. Noch bin ich nicht geheilt und weiß jetzt aus eigener Erfahrung: Krebs ist ein absolutes Biest.

Sie haben Ihre Krankheit sehr schnell öffentlich gemacht. War das sehr schwierig für Sie?

Mir war klar, dass ich einige Zeit nicht öffentlich auftreten kann. Es wären sofort Spekulationen und Gerüchte entstanden, wenn ich den wahren Grund verheimlicht hätte. Offenheit ist wichtig – gegenüber meiner Partei und meinen Wählern und Wählerinnen. Politik ist ein wilder Zoo, man will dem Gegner keine Schwäche zeigen. Ich wollte aber kein Versteckspiel. 

Werden Sie jetzt in NRW mit Samthandschuhen angefasst?

Nein, das ist schon vorbei, seit ich wieder Termine mache. Im Sommer war das noch so, dass ich parteiübergreifend viel Unterstützung bekommen habe. Das ist das Schöne an dieser Erfahrung: Bei allem politischen Streit bleiben Menschen doch Menschen, mitfühlende Menschen. Auch eine Bürgermeisterin kam auf mich zu und sagte: ‚Ina, ich habe auch Krebs gehabt.‘ Ich wusste das nicht von ihr. 

„Ich dachte mir: Soll es das wirklich gewesen sein?“

Wie wurde die Krankheit entdeckt?

Ich bin am 5. Juni zu einem Arzt, weil ich so einen Husten hatte, der einfach nicht wegging. Die Erstdiagnose war: leichte Lungenentzündung. Im Gefäßzentrum wurde dann eine Thrombose rechts und links festgestellt. Und nach einer Computertomografie eine beidseitige Lungenembolie. Ich dachte mir mit schwarzem Humor: Das wird ja immer besser. Danach wurde ich eine Woche lang in der Uniklinik Köln untersucht und die Diagnose war klar – Krebs.

Wie reagiert eine Powerfrau wie Sie?

Ich dachte mir: Soll es das wirklich gewesen sein? Mit 48? Meine erste Frage an die Ärzte war: Kann ich weiterarbeiten? Sie waren ehrlich und meinten, sie wüssten nicht, wann und ob es wieder geht. So eine klare Ansage hilft. Und Gott sei Dank war es kurz vor den Sommerferien im Parlament. Ich hatte dann sechs Wochen Ruhe und Chemotherapie. Natürlich habe ich da nicht nur Romane gelesen, ich habe regelmäßig mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern telefoniert. The Show Must Go On. So ist das in der Politik.

Ina Scharrenbach verlor 2020 ihre große Liebe: „Der Altersunterschied hat uns nie gestört – er war 41 Jahre älter“

Haben Sie daran gedacht, das Amt aufzugeben?

Nein, ich liebe meine Aufgabe. Aber wir haben natürlich in der Politik alle nur Zeitverträge vom Wähler. Meiner dauert fünf Jahre, den will ich einhalten. Politiker müssen belastbar sein, aber sie brauchen Wurzeln. Meine sind in Kamen, im Ruhrgebiet. Hier war ich im Gemeinderat. 

Dort war Ihre große Liebe Bürgermeister. Und in der SPD.

Ja, man liebt einen Menschen, nicht die Partei. Mit Manfred Erdtmann war ich fast 20 Jahre zusammen. Wir hatten viel Gesprächsstoff, gerade weil er in der SPD war und manches anders sah. Der Altersunterschied hat uns nie gestört – er war 41 Jahre älter. Aber Liebe ist keine Frage des Alters. Manfred wirkte nie alt, er war bis zum letzten Tag neugierig. Er starb 2020. Ein großer Verlust für mich.

„Ich hätte gern Kinder gehabt“

Sie sind Landesvorsitzende der Frauenunion – sind Sie Feministin?

In solchen Kategorien habe ich noch nie gedacht. Aber natürlich tue ich alles dafür, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Und sich mehr Frauen in der Politik engagieren. Leider werden Frauen gerade weltweit zurückgedrängt. Wir brauchen ihr Können, ihre Erfahrungen. Und wir sollten aufhören, Männer und Frauen unterschiedlich zu bewerten: Wenn Hannelore Kraft im Landtag lautstark auftrat, hieß es, sie ist zickig. Wenn Armin Laschet das Gleiche machte, hieß es, er ist durchsetzungsstark. Damit müssen wir aufhören.

Gibt es etwas, was Sie bereuen?

Ich hätte gern Kinder gehabt. Im Studium gab es ein Zeitfenster, das habe ich leider verpasst.

Weiterlesen

Weitere Nachrichten

Bitcoin: Donald Trump und der Krypto-Absturz

Bitcoin: Donald Trump und der Krypto-Absturz

Sie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet. Diesen Artikel weiterlesen mit SPIEGEL+ Sie haben bereits ein Digital-Abo? Zum Login SPIEGEL plus Nur...

mehr lesen
Iran will Wasser aus Nachbarländern kaufen

Iran will Wasser aus Nachbarländern kaufen

Nun hat die Regierung erklärt, dass sie Wasser aus Nachbarländern kaufen wolle.»Wenn ein Land bereit ist, Wasser zu verkaufen, kaufen wir es«, sagte Energieminister Abbas Aliabadi, wie die Nachrichtenagentur Fars berichtet.Iran zählt zu den trockensten Ländern der...

mehr lesen