Ebenezar Harcourt: Mit 15 für Nigeria und Star beim U20-Afrika-Cup

Talente-Kalender 

Von Fußball-Euphorie ist in Nigeria derzeit keine Spur. Die Goldene Generation um Victor Osimhen (26), Ademola Lookman (28), Alex Iwobi (29) und Ola Aina (29) verpasste wie schon 2022 die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 und muss vier weitere Jahre auf die nächste, dann vielleicht schon letzte Chance warten. Doch im Schatten der großen Namen schicken sich bereits die nächsten Spieler an, eine große Karriere hinzulegen. Neben dem 17-jährigen Honest Ahanor, der regelmäßig Einsätze bei Atalanta Bergamo bekommt, und dem 19-jährigen George Ilenikhena von der AS Monaco trifft das auch auf Ebenezar Harcourt zu.

Der erst 16 Jahre alte Torhüter ist in vielen Bereichen ein Frühstarter: Mit 15 wurde er im Mai zum Helden beim U20-Afrika-Cup, im August feierte er im selben Alter schon sein Debüt in der A-Nationalmannschaft, im Herbst durfte er ebenfalls bei der U20-Weltmeisterschaft ran und vor wenigen Wochen stand er mit 16 Jahren auch zum ersten Mal bei seinem Verein Sporting Lagos FC in der zweitklassigen Nigeria National League zwischen den Pfosten.

Die Voraussetzungen dafür wurden Harcourt mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Sein Vater Ifeanyi war ebenfalls Torhüter und ist heute Torwarttrainer beim nigerianischen Erstligisten Enyimba Aba, der seit Jahren für eine gute Ausbildung steht. Und diese scheint er auch seinem Sprössling mitgegeben zu haben, der schon jetzt zu den aufstrebendsten Talenten in ganz Afrika zählt. Im Alter von zehn Jahren trat Harcout der Jugendakademie von Sporting Lagos bei und schnell wurde sein Ausnahmetalent deutlich. Seine Trainer waren beeindruckt von seiner Disziplin, seinem Selbstvertrauen und seinen Fähigkeiten als Torwart.

„Harcourt ist definitiv ein Spieler mit einer großen Zukunft. Zu seinen Stärken zählt seine Spannweite, wobei er in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch etwas wachsen wird“, erklärt User „lyam95“, Datenscout bei Transfermarkt für den nigerianischen Fußball. „Auch sein Stellungsspiel, sein Spielverständnis und seine Gelassenheit am Ball ist ausgezeichnet. Verbesserungspotenzial sehe ich bei der Einschätzung von Flanken, die ihm schon mehrfach Probleme bereitet haben.“

Zum ersten Mal auf der internationalen Bühne machte Harcourt im Mai beim U20-Afrika-Cup auf sich aufmerksam. In fünf Einsätzen musste er nur zweimal hinter sich greifen und hatte seinen großen Auftritt im Viertelfinale gegen den Senegal, als er im Elfmeterschießen zwei Versuche parierte und so für den Halbfinal-Einzug sorgte. Dort sah es gegen Südafrika lange gut aus, ehe sich Harcourt in der 51. Minute verletzte, ausgewechselt werde musste und kurze Zeit später das 0:1 fiel.

Harcourt debütiert mit 15 für Nigeria – und bald in Europa?

Dennoch war Platz drei am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis und die Aufmerksamkeit um Harcourt wurde seither nicht weniger. Das lag auch daran, dass nur drei Monate später Nationalcoach Éric Chelle anrief und ihn für die Afrikanische Nationenmeisterschaft nominierte – ein Turnier, bei dem nur Spieler aus den heimischen Ligen teilnehmen dürfen. Gegen die Republik Kongo kam Harcourt 90 Minuten zum Einsatz und blieb – natürlich – ohne Gegentor.

Wenig überraschend liegen die Hoffnungen in seiner Heimat darauf, dass er früher oder später Maduka Okoye dauerhaft den Platz im Tor der Super Eagles streitig machen kann. Auch der gebürtige Düsseldorfer durfte sein Debüt in der Nationalmannschaft schon geben, als er noch keinen einzigen Profieinsatz absolviert hatte. Nach einem Duell mit Brasilien waren die Scheinwerfer auf ihn gerichtet und heute ist Okoye nach Stationen bei Sparta Rotterdam und dem FC Watford Stammkeeper bei Udinese Calcio.

Bei Harcourt soll es früher oder später ebenfalls nach Europa gehen. Scouts aus Deutschland, Frankreich und Belgien sollen den Youngster bereits beobachtet haben. Ein nicht namentlich genannter Scout wird auf der Website des afrikanischen Fußballverbandes wie folgt zitiert: „Wenn er die richtigen Entwicklungsschritte nimmt, kann er innerhalb der nächsten fünf Jahren ohne Zweifel zu einem der besten afrikanischen Torhüter werden.“

Vom 1. bis zum 24. Dezember stellt Transfermarkt jeden Tag ein Talent des 2008er- oder 2009er-Jahrgangs aus einem anderen Land vor. Paten, Datenscouts und User kommen dabei als Experten zum Einsatz und berichten in unserem Talente-Kalender Wissenswertes über 24 junge Spieler, auf die man in Zukunft einen genauen Blick haben sollte. Zum Beispiel mit der TM-Watchlist.