Vor Krisenduell in Nürnberg
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Ebenso wie Hertha BSC kommt auch dessen Kapitän Fabian Reese in der laufenden Saison noch nicht richtig in Tritt. Vor dem richtungsweisenden Spiel beim 1. FC Nürnberg am Sonntag (ab 13:30 Uhr live) sprach der 27-Jährige über Selbstkritik, den enttäuschenden Saisonstart und die wachsenden Vorbehalte in Fan-Kreisen gegen Trainer Stefan Leitl.
„Es ist sehr schwer. Wir haben uns viel vorgenommen, bislang aber nicht viel auf die Platte bekommen. Wir haben keine guten Spiele gezeigt, sind alle unter unserem Leistungsniveau. Wir kriegen es aus unterschiedlichen Gründen nicht hin, die Energie beständig aufs Feld zu bekommen. Deshalb bin ich natürlich sehr unzufrieden mit der momentanen Situation“, attestierte der wertvollste Hertha-Profi im Interview mit dem „rbb“. Nach sechs Spieltagen steht bei Reese bis dato nur ein Assist zu Buche, insgesamt erzielte der Hauptstadtklub allerdings auch erst vier Treffer – gemeinsam mit Nürnberg Tiefstwert in der 2. Bundesliga.
„Wir Spieler nehmen uns das sehr zu Herzen, keiner ist zufrieden, keiner möchte so weiterspielen. Die Marschroute muss sein, weiter hart zu arbeiten, darauf zu vertrauen, was man kann und sich Stück für Stück zurückzukämpfen“, sagte der in Kiel geborene Angreifer angesprochen auf die Stimmung in der Kabine. Dass man im Sommer mit Ibrahim Maza, Derry Scherhant und Jonjoe Kenny mehrere Leistungsträger verlor, lasse er als Ausrede für das Formtief aber nicht gelten: „Wir haben es bis jetzt nicht geschafft, unser Spiel zu spielen. Wir haben mit dem System ein bisschen gekränkelt und es bisher nicht geschafft, mal über 90 Minuten eines Spiels volle Energie und eine Top-Leistung zu liefern. Dann gehen die Köpfe an – und wir sind momentan nicht auf unserem Leistungsniveau.“
In der ausgeglichenen 2. Liga könne man sich solche Aussetzer nicht erlauben und müsse Woche für Woche „an seine Leistungsgrenze“ gehen. „Man kann miteinander sprechen, das Trainerteam kann Hilfestellungen geben. In erster Linie ist aber jeder für sich selbst verantwortlich. Ich nehme mich als Erstes selbst in die Pflicht, bessere Leistungen zu zeigen. Was bin ich bereit dafür zu opfern, um Leistung abrufen zu können? Was tue ich unter der Woche, um am Wochenende fit zu sein? Da möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen und immer mehr machen. Vielleicht muss man auch mal weniger links und rechts lesen und sich stattdessen auf das Wesentliche, die Arbeit konzentrieren. Wenn man das über mehrere Wochen tut, maximiert das die Chance, erfolgreich zu sein“, sagte er.
Auch Reese habe „zuletzt nicht das gezeigt, was ich von mir selbst erwarte. Ich glaube aber auch, dass ich die letzten beiden Jahre verwöhnt mit meinen eigenen Leistungen war. Es ist eine Tatsache, dass alle Spieler mal Phasen haben, in denen sie ihr Leistungsniveau nicht erreichen. Ich kann nur versprechen, dass ich alles dafür gebe, die beste Version meiner selbst zu werden und daran zu arbeiten, dass ich dem Team mit meinen Leistungen helfe und die Jungs sich an mir hochziehen können.“
Hertha BSC: Reese traut Trainer Leitl die Wende zu
„Zu einhundert Prozent“, antwortete der Kapitän auf die Frage, ob er Hertha unter der Führung von Trainer Stefan Leitl noch mal die Wende zutraue. Weil „er ein guter Trainer ist, uns klare Abläufe gibt und die Rückrunde gezeigt hat, dass wir erfolgreich Fußball spielen können. Ich sehe Woche für Woche die Trainingseinheiten und glaube, dass der Trainer in dieser Phase die ärmste Sau ist. Wenn acht, neun Spieler unter ihrem Leistungsniveau sind, kann man über Taktik und System reden, aber in erster Linie muss man direkte Zweikämpfe gewinnen und besser als der Gegner sein – und das sind wir momentan nicht. Nichtsdestotrotz ist das Schöne am Fußball, dass man jede Woche die Chance hat, das Momentum zu drehen. Das wollen wir hinbekommen – und dann werden auch wieder andere Fragen gestellt.“
Trotz der widrigen Umstände will der Hertha-Profi das Krisenduell mit Nürnberg positiv angehen: „Das wird ein Spiel wie so oft in der zweiten Liga: Es ist brutal eng. Wir waren auch weit unten, als wir 3:0 in Hannover gewonnen haben. Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt lügen Tabellenstände noch etwas. Wir müssen einfach dort hinfahren, eine große Intensität gegen den Ball haben, gemeinsam verteidigen, mit Überzeugung Fußball spielen und drei Punkte holen. Das ist unser klares Ziel.“