RB Leipzig: Talent Yan Diomande spricht über ungewöhnlichen Werdegang

RB Leipzig: Talent Yan Diomande spricht über ungewöhnlichen Werdegang

Neuzugang im Interview 

RB Leipzig: Talent Yan Diomande spricht über ungewöhnlichen Werdegang

©IMAGO

Im Sommer überwies RB Leipzig 20 Millionen Euro an den spanischen Zweitligisten CD Leganés für die Dienste von Yan Diomande. Eine hohe Ablöse für den 18-jährigen Ivorer, der erst im Januar 2025 nach Europa gewechselt und zuvor ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt war. Bereits in den ersten Spielen der neuen Saison hinterließ Diomande aber einen bleibenden Eindruck. Im Interview mit Transfermarkt spricht er über seinen untypischen Werdegang.

Diomandes Weg von der Elfenbeinküste nach Europa führte über die USA. „2022 spielte ich in der U17-Nationalmannschaft, war aber zu jung, um zu den Profis zu gehören“, erklärt der Linksaußen. „Dann ging ich in die USA, um dort zu studieren und Fußball zu spielen. Ich habe bei einigen Teams vorgespielt. Ich war bei den Colorado Rapids und Charlotte FC, aber es hat nicht geklappt.“ Er war schließlich für die DME Academy und die Yulee Hornets High School am Ball, gewann neben Titeln mit der Mannschaft auch Auszeichnungen als Spieler des Jahres.

Die Zeit in den USA verlief nicht wie gewünscht. „Ich wollte einfach nur mehr Erfahrung sammeln. Aber mir wurde schnell klar, dass es nicht zu 100 Prozent das Richtige für mich war. Der Fußball hat dort noch nicht denselben Stellenwert wie Basketball oder Football.“ Trotzdem konnte Diomande den Stationen etwas Positives abgewinnen. „Ich war weit weg von meiner Familie und es war schwierig, allein zu leben. Ich musste lernen, meine Emotionen zu kontrollieren. Jetzt bin ich entspannter und kann besser damit umgehen, weit weg von zu Hause zu sein, und das hilft mir hier bei RB Leipzig.“

Diomandes Wechsel nach Europa: Erste Schritte in Leganés

In Europa war Diomande dennoch gefragt, er absolvierte unter anderem Probetrainings in England und Griechenland. Im Januar 2025, anderthalb Monate nach seinem 18. Geburtstag, wechselte er nach Leganés. Nach drei Scorern in zehn Partien ging es weiter zu RB Leipzig. „Ich wollte den nächsten Schritt machen, von einem kleineren Team zu einem größeren Team wechseln. Ich habe mit dem Sportdirektor und dem Trainer gesprochen. Wir hatten einige sehr gute Gespräche. Sie haben mich von dem Projekt überzeugt. Sie wollen mit jungen Spielern arbeiten, die mehr Qualität und Energie mitbringen. Für mich war es die beste Option, hierherzukommen.“

Wettbewerbsübergreifend sammelte Diomande in dieser Saison bislang 369 Einsatzminuten, ein Treffer gelang ihm in der ersten Runde des DFB-Pokals. Vor allem seine Qualitäten im Dribbling haben auf ihn aufmerksam gemacht. „In Spanien geht es mehr darum, Zeit mit dem Ball zu verbringen, und hier ist es viel körperbetonter. In Spanien musste ich mich nur um das Fußballspielen kümmern, aber hier muss ich ins Fitnessstudio gehen. Man muss auf dem Platz mehr Gas geben. Ich gehe ins Fitnessstudio, um stärker zu werden“, schildert er seine ersten Monate in Deutschland.

„Ich bin ein Spieler mit hoher Intensität und ich dribble gerne“, sagt Diomande über seine Stärken. „Ich glaube, ich habe das Potenzial, ein guter Spieler zu werden. Ich habe Zeit, ich bin jung. Ich bin aber auch ungeduldig, weil ich zur Spitzenklasse gehören möchte.“ Und Diomande weiß offenbar, was es braucht, um dahin aufzusteigen. „Auf meiner Position ist das Wichtigste, Tore zu schießen. Ich muss jedoch auch an meinem Dribbling, meinen Pässen und meiner Verteidigung arbeiten sowie mein Teamwork verbessern. Dennoch ist das Wichtigste, Tore zu schießen. Die Spitzenspieler schießen Tore. Aber das kommt noch.“

Diomandes Vorbilder: Von Mbappé bis Mitspieler Orbán

Obwohl Diomande Offensivspieler ist, bewundert er unter seinen neuen Teamkollegen zwei Verteidiger. „Am besten gefällt mir Willi Orbán, aber auch Castello Lukeba“, erklärt er. „Wir können uns gegenseitig herausfordern. Sie verteidigen und das ist gut für die Mannschaft. Aber sie fordern mich auch im Training heraus, was mich zu einem besseren Spieler macht. Das gefällt mir an ihnen.“ Doch auch Angreifer zählen zu seinen Vorbildern. „Ich denke, Vinicius Junior ist im Vergleich der beste Spieler. Was die Mentalität angeht, ist Kylian Mbappé mein Vorbild. Ich denke, man muss eine gute Mentalität haben. Ich glaube, wenn Herz und Verstand stark sind, dann ist man insgesamt stark. Daran arbeite ich am meisten.“

Am Tag des Interviews erfuhr Diomande, dass er erstmals für die ivorische Nationalmannschaft für die Spiele gegen die Seychellen und Kenia nominiert wurde. „Es ist immer schön, in der ersten Mannschaft zu sein“, sagte er. „Ich bin stolz, denn das war mein Traum. Ein sehr großer Traum. Ich wollte schon immer für mein Land in der A-Nationalmannschaft spielen und heute bin ich dort, ich bin sehr aufgeregt.“ Dort trifft er unter anderem auf Ex-BVB-Profi Sébastien Haller und den Hoffenheimer Bazoumana Touré.

Trotz der 0:6-Klatsche am ersten Spieltag beim FC Bayern hat RB Leipzig einen guten Saisonstart hingelegt und belegt nach sechs Spieltagen mit 13 Zählern Rang drei. „Ich möchte persönlich und für die Mannschaft eine großartige Saison spielen“, sagt Diomande. „Unser Ziel ist es, uns für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Wir haben eine junge Mannschaft, in der es diesen Sommer viele Veränderungen gab. Mein oberstes Ziel ist jedoch nach wie vor die Champions League. Ich bin nach Leipzig gekommen, um in der Champions League zu spielen. Deshalb bin ich hier.“

Diomande winkt sattes Marktwert-Plus bei RB Leipzig

Aktuell liegt Diomandes Marktwert bei 1,5 Mio. Euro, doch im Zuge des anstehenden Bundesliga-Updates am 14. Oktober wird es für ihn deutlich nach oben gehen. „Ich denke auch, dass man hier mindestens auf die 15 Mio. gehen muss. RB hat 20 Mio. gezahlt, setzt auch sofort auf ihn, technisch wahnsinnig gut, körperlich weit. Dass er noch lernen muss, versteht sich von selbst, aber für Spieler dieser Kategorie explodieren die Preise gerade“, kommentiert TM-User „Vauxdvihl“ in der Marktwert-Analyse.

Dass für Diomande aber auf Anhieb noch nicht alles rund läuft, zeigte das vergangene Wochenende. Beim Verfolgerduell bei Borussia Dortmund (1:1) saß der Youngster beim Anpfiff nur auf der Bank, weil er zu spät zur Abschlussbesprechung gekommen war. Trainer Ole Werner zeigte sich im Nachgang gnädig. „Er hat die Uhr schon auf Winterzeit“, sagte Werner schmunzelnd. „Wir wollen keine große Sache daraus machen.“ Diomande wurde erst in der 67. Minute eingewechselt. „Der Junge ist sehr gut bei uns angekommen“, lobte Werner. „Wir werden an ihm noch viel Freude haben.“

Deutsche Übersetzung: Jannek Ringen (Original von Manuel Veth)

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