„Der erste Schritt ist gemacht“

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Auch nach dem Sichern des WM-Tickets will Bundestrainer Julian Nagelsmann nach viel Kritik keine Genugtuung für sich reklamieren. Unterdessen wirft Nico Schlotterbeck nach dem überzeugenden 6:0 zum Abschluss der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2026 einen Blick voraus. Was für die DFB-Elf jetzt in den kommenden Monaten ansteht …
„Genugtuung hat immer so einen leichten negativen Touch, als wenn ich irgendwie sauer wäre auf alle anderen“, sagte Nagelsmann nach dem Kantersieg gegen die Slowakei. Weggewischt waren alle Zweifel: Die Mega-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko findet mit dem vierfachen Champion Deutschland statt. „Ich bin sehr glücklich, was die Mannschaftsleistung angeht. Ich freue mich super für die gesamte Gruppe.“
Aber natürlich war die Erleichterung über die Qualifikation als solche und über die grandiose Art und Weise des letzten Akts auch bei Nagelsmann zu spüren. Sein ganzes Wirken als Bundestrainer hätte auf dem Prüfstand gestanden, wenn das schiefgegangen wäre. Das große Fußball-Glück schwappte förmlich über zu Rudi Völler und auch zu Jürgen Klopp auf der Tribüne, der unter seiner Schiebermütze grinste, als habe er selbst als Trainer nochmal zugeschlagen.
Das steht jetzt an für Nagelsmann Richtung WM
Bis März muss Julian Nagelsmann nach der famos gesicherten WM-Qualifikation auf die nächsten Länderspiele warten. Der Bundestrainer ist kein Freund dieser langen Auszeit, aber an Arbeit mangelt es ihm nicht. „Die nächsten vier Monate haben viel mit Scouting, viel mit Gesprächen, auch mit Vereinstrainern zu tun, die alle natürlich ein Interesse haben, dass sie guten Fußball spielen.“ Einer der wichtigsten Termine steht für Nagelsmann aber schon in gut zwei Wochen in den USA an. Dann erfährt er, gegen wen die Nationalmannschaft im kommenden Sommer in der Gruppenphase ran muss. Die Vorbereitung nimmt dann richtig Fahrt auf.
Ein Überblick über die wichtigsten Eckdaten:
5. Dezember: WM-Gruppenauslosung in Washington D.C.
ca. bis Jahresende: Bekanntgabe des WM-Quartiers
27. März (Termin noch nicht bestätigt): Testspiel, Gegner offen
30. März: Testspiel in Stuttgart gegen die Elfenbeinküste
Mitte Mai: Bekanntgabe vorläufiger WM-Kader
16. Mai: Letzter Bundesliga-Spieltag
23. Mai: DFB-Pokalfinale in Berlin
ca. 25. Mai (Termin noch nicht bestätigt): Start Trainingslager, vermutlich in Herzogenaurach
31. Mai: Testspiel in Mainz gegen Finnland
Anfang Juni: Abflug in die USA
1. oder 2. Juni-Woche: Testspiel in den USA, Gegner offen
11. Juni-19. Juli: WM-Endrunde in den USA, Mexiko, Kanada
Schlotterbeck: Deutschland kann bei der WM „richtig was reißen“
Verteidiger Schlotterbeck hatte sich nach dem Erfolg in der WM-Quali optimistisch mit Blick auf das kommende Turnier gezeigt: „Wenn wir so spielen wie heute, sind wir eine sehr, sehr gute Mannschaft. Wenn dann die Jungs noch zurückkommen, die aktuell verletzt sind, dann glaube ich, dass wir eine sehr gute WM spielen. Der erste Schritt ist gemacht.“
Mit etwas Glück könne das DFB-Team bei der WM „richtig was reißen“. Der Dortmunder betonte: „Wenn wir so spielen wie heute, egal ob der 46. oder der Weltranglistenerste kommt, dann können wir jeden Gegner schlagen. Wir sind immer noch Deutschland! Wir wollen was erreichen. Ich will auch zur WM gehen und das Ding gewinnen.“
Pulsgeber Kimmichs WM-Gefühl
Die Gefühlswelt der Nationalspieler brachte auch Joshua Kimmich auf den Punkt. Der Kapitän ist das Gesicht dieses Teams, sein Antreiber und Pulsgeber. Keiner weiß nach den Turnierdebakeln 2018 und 2022 besser als der 30-Jährige, wie es sich anfühlt, bei einer WM zu verlieren. Jetzt schon vor der Endrunde zu scheitern, wäre unerträglich gewesen.

„Ich habe es den Jungs auch gesagt, die WM ist das Größte, was es gibt für einen Spieler in seiner Karriere, für sein Land bei der Weltmeisterschaft spielen zu dürfen. In Deutschland ist man es nicht gewohnt, dass das auf der Kippe steht“, sagte Kimmich.
Die reinen Zahlen lassen nicht vermuten, dass die Qualifikation als holprig in Erinnerung bleiben wird. 16:3 Tore bei 15 Punkten. Fünf Siege in Serie und vier davon ohne Gegentor. Doch die von Nagelsmann Ende August eingeforderte große Dominanz gab es erst jetzt zum Gruppenfinale gegen die Slowaken. Ob die Fähigkeiten auch schon auf dem Niveau der WM-Topfavoriten aus Argentinien, Spanien und Frankreich sei, wollte Nagelsmann nicht kommentieren. „Ich sage jetzt nicht, was ich gerade denke. Das ist so besser. Aber wir arbeiten daran, dass wir gut präpariert sind.“


