Münchner unter größten Wertschöpfern
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Für ihre aktuellen Kader investierten der FC Bayern, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen rund 1,16 Milliarden Euro. Damit haben die drei Klubs zusammen etwa so viel für ihre Mannschaften ausgegeben wie allein der FC Chelsea, der 1,17 Mrd. Euro für seinen Kader aufbrachte. Ein Blick auf die internationale Einkaufswert-Statistik bei Transfermarkt zeigt, wie viele Ablösen jeder Verein für seine Spieler bezahlt hat und wie diese Summe im Verhältnis zum derzeitigen Gesamtwert steht.
Die Top-10 in dieser Statistik wird von der Premier League dominiert – nur drei Klubs kommen nicht aus Englands Fußball-Oberhaus. Neben Chelsea gab auch Manchester City mehr als eine Mrd. Euro für sein Team aus (1,03 Mrd.), der FC Liverpool verpasste diese Marke knapp mit 994 Millionen Euro. Der erste nicht-englische Verein ist Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain (798 Mio.) auf Rang sieben, dahinter folgt Real Madrid mit 754 Mio. Euro und auf Platz zehn liegt Juventus Turin mit 489 Mio. Euro. Der erste deutsche Vertreter ist der FC Bayern als 13., der sich seinen Kader 442 Mio. Euro kosten ließ. Der BVB (368 Mio.) und die Werkself (356 Mio.) stehen auf den Plätzen 22 bzw. 23. Vor dem Duo liegt noch RB Leipzig als 21. mit 371 Mio. Euro.
Im Vergleich zum letzten Jahr gab es ein paar Verschiebungen. Liverpool machte nach einer Sommer-Einkaufstour von fast einer halbe Mrd. Euro einen Sprung von sieben auf drei, die Bayern rutschten leicht ab von elf auf 13 und neu unter den Top-20 ist Nottingham Forest zu finden auf Rang zwölf nach Investitionen von 237 Mio. Euro.
Man United mit größtem Minus zwischen Einkaufs- und Kaderwert
Blickt man nun auf die Differenz zwischen Einkaufswert und Gesamtmarktwert weisen fünf Klubs eine negative Bilanz auf. Darunter ist auch Chelsea, das gut 94 Mio. Euro mehr für seine Spieler ausgab, als diese aktuell wert sind. Noch eklatanter ist der Unterschied zwischen diesen Werten bei Manchester United, bei dem ein Minus von 222 Mio. Euro zu Buche steht. Derzeit hat der weiter schwächelnde englische Rekordmeister eine Taxierung von 723 Mio. Euro, für alle seine Profis hatten die Red Devils aber 946 Mio. Euro ausgegeben. Weltweit ist diese negative Differenz unübertroffen.
Beispiele dafür sind Harry Maguire, für den 2019 87 Mio. Euro an Leicester City überwiesen wurden, der nun statt einst 50 Mio. aber nur noch 13 Mio. Euro wert ist, oder Casemiro. Der Brasilianer war 2022 für knapp 71 Mio. Euro gekommen, wird aber nur noch mit 10 Mio. Euro bewertet.
Auch Al-Hilal investierte deutlich mehr für seine Spieler, als diese wert sind – das liegt daran, dass in der Saudi Pro League für prominente Namen aus Europa und heimische Stars Ablösen deutlich über dem Marktwert gezahlt werden. So stehen 417 Mio. Euro an Kosten Taxierungen von 215 Mio. Euro gegenüber – macht ein Minus von 202 Mio. Euro. Ähnlich, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, sieht es bei den weiteren saudischen Vereinen Al-Ittihad (-147 Mio.) und Al-Ahli (-130 Mio.) aus.
Auch ein Klub aus Deutschland ist in Bezug auf die größte Diskrepanz zwischen Einkaufs- und Gesamtmarktwert auf den vorderen Plätzen zu finden: RB Leipzig. Im Laufe einer enttäuschenden letzten Saison ohne Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb rutsche der Kaderwert der Sachsen von 453 Mio. Euro im Juli 2024 auf aktuell 341 Mio. Euro ab. Gezahlt wurden für alle Spieler des Kaders aber 371 Mio. Euro, unter dem Strich stehen somit -30 Mio. Euro. In diesem Sommer wurden unter anderem Summen über dem Marktwert für Rômulo (Ablöse: 20 Mio., MW: 11 Mio.) oder Yan Diomande (Ablöse: 20 Mio., MW: 1,5 Mio.) ausgegeben.
FC Bayern unter Top-3 bei der Wertschöpfung
Gänzlich anders sieht es beim FC Bayern aus. Die Münchner weisen ein deutliches Plus von 463 Mio. Euro auf und sind damit im weltweiten Vergleich Dritter. Spieler wie Jonathan Tah oder Tom Bischof kamen für sehr geringe Ablösen mit deutlich höheren Marktwerten zum deutschen Rekordmeister – bei Michael Olise wurden zwar 53 Mio. Euro auf den Tisch gelegt, seitdem steigerte der Flügelstürmer seine Taxierung aber von 55 Mio. auf 100 Mio. Euro. Dazu kommen Eigengewächse wie Aleksandar Pavlovic, Jamal Musiala und Josip Stanisic.
Bayerns Plus überbieten nur der FC Barcelona (+698 Mio.) und Real Madrid (+644 Mio.). Die Katalanen, die aufgrund finanzieller Probleme weiter zu einem Sparkurs gezwungen sind und vermehrt auf Eigengewächse setzen, haben die fünftwertvollste Mannschaft mit 1,11 Mrd. Euro, gaben dafür aber nur 412 Mio. Euro aus. Allein 200 Mio. Euro an Wert macht Lamine Yamal aus, der aktuell am höchsten taxierte Fußballer der Welt, den Barça selbst ausgebildet hat. Acht weitere Eigengewächse mit Bewertungen von 363 Mio. Euro gehören zum Kader.
Ebenfalls auf eine extrem positive Bilanz kommt Real. Mit 1,40 Mrd. Euro haben die Königlichen nicht nur den wertvollsten Kader, sondern gaben für diesen im Verhältnis dazu auch wenig Geld aus – die Wertschöpfung liegt bei 644 Mio. Euro. Der Grund dafür sind zwei Faktoren. Zum einen verpflichten die Madrilenen Profis in jungem Alter und entwickeln sie weiter. Beispiele dafür sind Vinicius Junior und Federico Valverde, die mit 18 Jahren für 45 Mio. bzw. 5 Mio. Euro kamen und mittlerweile 170 Mio. bzw. 130 Mio. Euro wert sind. Zum anderen hat weiterhin der Wechsel von Kylian Mbappé einen großen Einfluss auf diese Statistik. Der französische Top-Star kam im letzten Sommer ablösefrei von PSG zu Real und ist mit einem Marktwert von 180 Mio. Euro der zweitwertvollste Spieler weltweit. Da bei seiner Verpflichtung keine Ablöse geflossen ist – Handgeld nicht berücksichtigt –, hat er die Wertschöpfung um diese Summe gesteigert.
Auch Eintracht Frankfurt, Werder Bremen und VfB Stuttgart mit Wertschöpfungsplus
Neben dem FC Bayern befinden sich auch Eintracht Frankfurt (+161 Mio.), Werder Bremen (+153 Mio.) und der VfB Stuttgart (+148 Mio.) unter den Top-20. Für den SGE-Kader, der 325 Mio. Euro wert ist, tätigten die Verantwortlichen Investitionen in Höhe von 164 Mio. Euro. Immer wieder machten die Hessen in den letzten Jahren clevere Transfers und bildeten Spieler mit hohen Marktwerten aus. Im aktuellen Kader trifft dies beispielsweise auf Nathaniel Brown zu, der für marktwertentsprechende 3 Mio. Euro verpflichtet wurde und mittlerweile auf 22 Mio. Euro taxiert wird. Bei Werder ist ein hoher Teil des Betrags auf die sechs Leihspieler aus diesem Sommer zurückzuführen, für die womöglich im nächsten Jahr noch Ablösen gezahlt werden müssen.