Zabiri lässt Favoritenschreck jubeln
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Marokko hat für die große Überraschung gesorgt und sich erstmals zum U20-Weltmeister gekrönt. Für die Nordafrikaner ist es der erste Triumph bei einem großen Turnier des Weltverbandes FIFA. Im Finale in Santiago de Chile setzte sich das Team am Sonntagabend (Ortszeit) mit 2:0 (2:0) gegen die favorisierten Argentinier durch. Der Erfolg wurde in Marokkos Großstädten mitten in der Nacht mit Autokorsos gefeiert.
Finalheld vor den 43.253 Zuschauern im Estadio Nacional Julio Martínez Prádanos war Stürmer Yassir Zabiri, der beide Treffer erzielte. In der 12. Minute zirkelte er einen Freistoß in den Winkel. Zuvor hatte Trainer Mohamed Ouahbi von der Blauen Karte Gebrauch gemacht, die bei dem Turnier von der FIFA getestet wurde. Damit kann zweimal pro Spiel der Einsatz des Videoschiedsrichters gefordert werden.
Ouahbis Einspruch hatte Erfolg, Referee Maurizio Mariani hatte ein klares Foul an Zabiri an der Strafraumgrenze übersehen. Der Angreifer trat selbst an und verwandelte sehenswert. In der 29. Minute erhöhte Zabiri nach einem Sprint, einem Dribbling und einer Flanke von Othmane Maamma auf 2:0. Zwar dominierte Argentinien mit 71 Prozent Ballbesitz die Partie optisch, konnte sich aber keine klaren Chancen herausspielen. Wie im gesamten Turnierverlauf verteidigte Marokko organisiert.
„Wir hatten 21 Spieler, alle haben ihren Beitrag geleistet“, sagte Trainer Ouahbi, bei dem nach dem Abpfiff die Tränen flossen. Seit März 2022 ist der Belgier im Amt, der jahrelang beim RSC Anderlecht im Nachwuchs tätig war. „Ich halte mich nicht für den besten Trainer, ich bin nur der Trainer der besten Mannschaft und habe die besten Mitarbeiter. Unser Ziel war es von Anfang an, den Titel zu gewinnen und mit dem Pokal nach Hause zurückzukehren. Und genau das haben wir geschafft.“
Dabei hatten nur die wenigsten Marokko schon in der „Todesgruppe“ eine Chance ausgerechnet. Doch die Nordafrikaner entwickelten sich zum Favoritenschreck. Mit Siegen gegen Spanien (2:0) und Brasilien (2:1) zog Marokko als Erster in die Finalrunde ein, wo vor Argentinien auch die hoch gehandelten USA (3:1) und Frankreich (5:4 n. E.) ausgeschaltet wurden.
Marokkos Maamma erhält Goldenen Ball bei U20-WM
Mit dem Doppelpack im Finale stieß Zabiri auch zu den besten Torschützen neben Néiser Villarreal (Kolumbien), Lucas Michal (Frankreich) und Benja Cremaschi (USA), die allesamt fünfmal trafen. Da Letztgenannter mit zwei Vorlagen die meisten hatte, wurde Cremaschi mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet. Der Goldene Ball für den besten Spieler ging an Maamma, der auch als „Marokkos Cristiano Ronaldo“ bezeichnet wird. Teamkollege Zabiri bekam die Auszeichnung in Silber, der Bronzene Ball ging an Argentiniens Milton Delgado. In den Reihen der Albiceleste findet sich auch der beste Torhüter des Turniers: Santino Barbi blieb in vier Partien ohne Gegentreffer.
Marokko ist nach Ghana im Jahr 2009 erst die zweite Nation aus Afrika, die den Titel bei einer U20-WM holt. Es ist der nächste Coup des Königreichs nach dem vierten Platz bei der WM 2022 in Katar und der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Paris 2024. Marokko ist 2030 neben Spanien und Portugal einer der drei Hauptgastgeber der WM und steht auf dem Weg dahin fußballerisch vor einer großen Zukunft.