Gemessen an den Befürchtungen verlief das internationale Spitzentreffen am Montag im Weißen Haus geradezu harmonisch. US-Präsident Donald Trump lobte sich selbst faktenfern als Friedensfürst, die angereisten Gäste aus Europa lächelten und schmeichelten. Auch ein Eklat wie beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Februar blieb aus.
US-Vizepräsident JD Vance schien es allerdings ein Bedürfnis, dieses Bild rückblickend etwas zu relativieren. Dem Trump-nahen Fernsehsender Fox News sagte er in einem Interview, er habe sich Selenskyj beim Betreten des Oval Office zugewandt und ihn ermahnt: »Herr Präsident, solange Sie sich benehmen, werde ich nichts sagen.«
Wortwahl wie bei einem Kindergartenkind
Der ukrainische Staatschef habe über den ungefragten Ratschlag »ein wenig gelacht«, so Vance weiter. Die »New York Times« schrieb anlässlich dessen, es sei nicht das erste Mal, dass der US-Vizepräsident Worte gewählt habe, mit denen man »eher Kleinkinder als Staatsoberhäupter« anspreche. Vance selbst sieht es dagegen offenbar eher als gelungenen Scherz an. Der Fox-Moderatorin Laura Ingraham sagte er: »Es war ein netter Icebreaker.«
Auch im öffentlichen Teil des Besuchs spielte das Auftreten Selenskyjs eine zentrale Rolle. Schon im Vorfeld hatte es widersprüchliche Berichte darüber gegeben, ob der ukrainische Präsident erneut ohne Anzug komme oder sich den Kleidungswünschen des Weißen Hauses anpasse.
Beim Besuch im Februar war der Ukrainer für seine Kleidung verspottet worden, er trug einen schwarzen Pullover mit dem Ukrainewappen. »Er hat sich schick gemacht«, sagte Trump vor Journalisten, als er Selenskyj begrüßte. Später endete der Termin im Eklat. Ein Mineralienabkommen wurde nicht wie geplant unterzeichnet. Vance warf Selenskyj fehlenden Respekt vor, Trump überzog ihn mit Vorwürfen. »Sie setzen das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Sie riskieren einen dritten Weltkrieg«, sagte er zu ihm. »Sie werden das hier nicht gewinnen.«
Beim erneuten Treffen trug Selenskyj nun einen schwarzen Anzug, der nicht klassisch geschnitten war, aber wohl dennoch gefiel. US-Präsident Trump lobte ihn ausführlich, Vizepräsident JD Vance verfolgte das Gespräch überwiegend im Hintergrund. Als ein rechtsgerichteter Fragesteller aus dem Publikum den ukrainischen Staatschef ebenfalls darauf ansprach, wagte Selenskyj gar einen Witz. Ja, er habe seine Kleidung im Vergleich zum Februar gewechselt, sagte er. »Anders als Sie.«
Bei einem Auftritt in Washington wurde Vance am Donnerstag selbst von Bürgern vulgär beschimpft. Sie forderten ihn unter anderem zum Intimverkehr mit einem Polstermöbel auf. In Vance’ Großbritannienurlaub mit der Familie lief es zuvor ähnlich.