Von wegen „kein Streit“: Hier zofft sich Söder bei der Gipfelnacht im Kanzleramt
Erregter Ober-Bayer: CSU-Chef Markus Söder (58, r.) neben Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (52, CDU) in der Nacht im Kanzleramt
Berlin – Wenn man nach einer harten Nachtsitzung Einigkeit demonstrieren will und nicht weiß, dass einer unbemerkt durchs Fenster gefilmt hat – und die Szenen irgendwie etwas anderes zeigen als pure Harmonie.
Man habe in „wirklich ausgesprochen guter Atmosphäre“ beisammen gesessen, um wichtige Reformen auf den Weg zu bringen, sagte Kanzler Friedrich Merz (69, CDU) am Donnerstagmorgen nach dem Nacht-Gipfel seiner Schwarz-Rot-Koalition.
Auf jeden Fall, da waren sich auch andere Teilnehmer nach dem Koalitions-Gipfel verdammt einig, habe man sich nicht gezofft. Einer aus der Koalitionsrunde zu BILD: „Das war konzentriert“. „Sachlich“ habe man in „erster Stimmung“ verhandelt und gerungen.
Blöd nur, dass das Team von ZDF-Korrespondent Andreas Kynast in einem Video diese Szene festgehalten hat: einen wild fuchtelnden, offensichtlich aufgebrachten CSU-Chef Markus Söder (58).
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Twitter
Um mit Inhalten aus Twitter und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist Ihre jederzeit widerrufliche Einwilligung (über den Schalter oder über “ Widerruf Tracking und Cookies “ am Seitenende) zur Verarbeitung personenbezogener Daten nötig. Dabei können Daten in Drittländer wie die USA übermittelt werden (Art. 49 Abs. 1 lit. a DSGVO). Mit dem Aktivieren des Inhalts stimmen Sie zu. Weitere Infos finden Sie hier.
Verbrenner-Zoff in der Nacht
Söder war bereits vor der langen Koalitions-Gipfelnacht sauer, weil Umweltminister Carsten Schneider (49) am Vortag zusammen mit Arbeitsministerin Bärbel Bas (57, SPD) und Gewerkschaftern einen eigenen kleinen Autogipfel abgehalten hatte.
In der nächtlichen Sitzung geriet Söder dann aber vor allem mit SPD-Fraktionschef Matthias Miersch (56) aneinander. Der ist von Haus aus ein linker Klima-Politiker, an dem eine einheitliche Linie der Koalition zum Verbrenner-Aus scheiterte.
▶︎ Miersch und Schneider wollen keine Verbrenner weiterfahren lassen. Söder habe nicht verstanden, was die beiden antreibt und sei deshalb mit Miersch aneinandergeraten.
Der Vorwurf aus der CSU: Die SPD-Linken würden eine echte Hilfe für die deutsche Automobil-Industrie in Brüssel blockieren.
Söder habe – „leidenschaftlich wie man ihn kennt“ – vorgetragen, dass er auch glaube, dass 2035 mehr Deutsche elektrisch fahren, „aber eben nicht alle“. Ebenso habe Söder vorgetragen, dass man der Industrie mit dem sturen Verbrenner-Verbot Chancen auf dem Weltmarkt verbaue, der eben nicht bis dahin vollelektrisch sein werde. Söders Appell demnach sinngemäß: „Lasst uns das Verbrenner-Aus verschieben, Technologie-Offenheit herstellen.“ Selbst China plane eine Misch-Strategie.
Söder fuchtelte vergeblich: Man einigte sich nicht. Damit war auch klar, dass der Auto-Gipfel an diesem Donnerstag im Kanzleramt eher gegen die Wand fährt.
Haben Sie eine Meinung zu diesem Artikel? Hier können Sie uns schreiben.
Haben Sie Fehler entdeckt? Dann weisen Sie uns gern darauf hin.