USA: Pentagon offenbar überrascht von Donald Trumps Angriffsdrohung gegen Nigeria

USA: Pentagon offenbar überrascht von Donald Trumps Angriffsdrohung gegen Nigeria

Im US-Verteidigungsministerium hat eine überraschende Drohung von Präsident Donald Trump mit Militärschlägen gegen Nigeria für Unruhe gesorgt. Mehrere Pentagon-Vertreter sagten der Nachrichtenagentur Reuters am Montag, sie seien von der Anordnung des Präsidenten vom Wochenende völlig unvorbereitet getroffen worden.

»Ich glaube, wir erfahren das alle zur gleichen Zeit«, sagte ein US-Militärvertreter, der anonym bleiben wollte. Trump hatte zuvor über die Plattform Truth Social mögliche Aktionen befohlen. Als Begründung nannte er, dass in Nigeria Christen getötet würden. Einem Vertreter des Verteidigungsministeriums zufolge gibt es jedoch bisher keine konkreten Anweisungen zur Vorbereitung von Operationen.

In einem Beitrag auf seiner eigenen Onlineplattform hatte Trump am Wochenende erklärt: »Ich weise das Kriegsministerium hiermit an, einen möglichen Einsatz vorzubereiten.« Unter Trump soll das Verteidigungsministerium inzwischen als Kriegsministerium bezeichnet werden.

Und weiter: »Wenn wir angreifen, wird es schnell, böse und süß sein – genau so, wie die terroristischen Verbrecher unsere geehrten Christen angreifen.« Seinen Beitrag schloss Trump mit den Worten: »Warnung: Die nigerianische Regierung sollte besser rasch handeln!«

Die Drohung des US-Präsidenten erfolgte nach intensiver Lobbyarbeit evangelikaler Gruppen und einen Tag, nachdem seine Regierung Nigeria auf eine Liste von Ländern gesetzt hatte, die die Religionsfreiheit verletzen. Das Weiße Haus sprach von einer existenziellen Bedrohung, der Christen in Nigeria ausgesetzt seien. Am Sonntag wurde Trump gefragt, ob er auch Bodentruppen nach Nigeria schicken würde. Seine mäßig erleuchtende Antwort: »Könnte sein. Ich kann mir vieles vorstellen.«

Die größte ständige US-Militärbasis in Afrika ist Camp Lemonnier in Dschibuti, knapp 4000 Kilometer von der nigerianischen Hauptstadt Abuja entfernt.

US-Camp Lemonnier in Dschibuti (2010)

US-Camp Lemonnier in Dschibuti (2010)


Foto: U.S. Navy

Immer wieder blutige Übergriffe – auf alle Glaubensgruppen

Nigeria wird von zahlreichen Konflikten zwischen verschiedenen Ethnien und Bevölkerungsgruppen erschüttert, denen Christen wie Muslime gleichermaßen zum Opfer fallen. Das Land ist in einen mehrheitlich muslimischen Norden und einen weitgehend christlichen Süden geteilt. Dabei sind auch die rund 220 Millionen Menschen in etwa zu gleicher Zahl auf die beiden Religionen verteilt.

Die nigerianische Regierung weist diese Anschuldigung zurück. Präsident Bola Ahmed Tinubu schrieb am Samstag als Reaktion auf Trumps Post vom Vortag im Onlinedienst X: »Die Charakterisierung Nigerias als religiös intolerant spiegelt nicht unsere nationale Realität wider.«

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Die Terrorgruppe Boko Haram versucht, aus dem Norden des Landes heraus einen islamischen Staat zu errichten. Dabei greift sie auch immer wieder Zivilisten an. Ziele sind dabei aber bei Weitem nicht nur Christen, sondern laut dem »Guardian«  auch oft Muslime, die ihrem Glauben laut Boko Haram nicht streng genug folgen. Weiterhin gibt es in dem Land immer wieder blutige Kämpfe wegen Landrechten oder Stammesfehden.

Staatschef Tinubu hofft derweil auf ein Treffen mit Trump. »Ob die Terroristen in Nigeria allein auf Christen zielen oder tatsächlich auf alle Gläubigen und Ungläubigen«, werde in den kommenden Tagen von beiden Staatschefs bei einem Treffen »diskutiert und geklärt« werden, erklärte Tinubus Sprecher Daniel Bwala am Sonntag im Onlinedienst X.

Bwala betonte, Trump habe »Nigeria sehr geholfen, indem er Waffenverkäufe an dieses Land genehmigt hat«. Tinubu habe »diesen Vorteil im Kampf gegen den Terrorismus zu nutzen gewusst, weshalb wir beträchtliche Ergebnisse erzielt haben«.

Der Nachrichtenagentur AFP sagte Bwala zuletzt am Telefon, Nigeria verstehe die Äußerung Trumps »nicht im Wortsinn«. »Wir wissen, dass Donald Trump seinen eigenen Kommunikationsstil hat.« Es gehe ihm darum, »ein Treffen zwischen beiden Anführern zu erzwingen, damit sie eine gemeinsame Linie festlegen können«. Zu Details eines möglichen Treffens zwischen den beiden Präsidenten wollte sich Bwala nicht äußern.

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