Trotz Über-Ernte in Deutschland: Supermärkte setzen auf Kartoffeln aus Ägypten

Trotz Über-Ernte in Deutschland: Supermärkte setzen auf Kartoffeln aus Ägypten

Berlin – Deutsche Kartoffeln landen im Biogas – während der Handel auf Knollen aus Ägypten und Zypern setzt.

In deutschen Lagern stapeln sich derzeit 2,4 Millionen Tonnen Kartoffeln, für die es keine Abnehmer gibt. Die Ware ist einwandfrei – trotzdem will sie niemand. Ein Teil landet für lächerliche 1,50 Euro pro 100 Kilo in Biogasanlagen. Handelsware bringt zurzeit wenigstens noch 10 bis 15 Euro pro 100 Kilo. Verheizt statt verkauft!

Gleichzeitig importiert Deutschland munter weiter Kartoffeln aus dem Mittelmeerraum, hauptsächlich aus Ägypten und Zypern. Jedes Jahr zwischen 85.000 und 140.000 Tonnen. Das entspricht bis zu sieben Prozent der deutschen Überproduktion.

Warum kaufen wir trotz Rekordernte Kartoffeln aus dem Ausland?

Olaf Feuerborn (64), Vorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika), kennt den Grund: „Das Verbraucherverhalten resultiert aus Zeiten, als Kartoffeln nicht richtig bis zum Frühjahr gelagert werden konnten und oft schrumpelig in den Geschäften lagen.“

Olaf Feuerborn (64), Vorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika)

Olaf Feuerborn (64), Vorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika)

Das sei zwar längst anders. Dank moderner Lagermethoden können Landwirte ihre Knollen bis zur nächsten Ernte frisch und in Top-Qualität anbieten. Trotzdem greifen im Frühjahr viele noch immer lieber zu Kartoffeln vom Mittelmeer. Für deutsche Bauern eine bittere Realität.

Ein weiterer Grund: Der Handel will bereits Monate im Voraus wissen, ab wann genau neue deutsche Kartoffeln wieder lieferbar sind. Doch dieses Datum lasse sich nicht exakt auf den Tag vorhersagen, sagt Feuerborn. Deshalb setzten viele Händler lieber auf besser planbare Ware aus dem Ausland.

Hinzu kommt: Die importierten Kartoffeln sind meist teurer als einheimische. Das macht sie für Supermärkte attraktiv. Denn die machen so pro Quadratmeter Verkaufsfläche mehr Umsatz und damit Gewinn.

Feuerborn sagt klipp und klar: „Die Importe sind heute eigentlich nicht mehr nötig.“

Doch auch im nächsten Jahr werden wieder ausländische Kartoffeln in den Regalen liegen – obwohl noch massenhaft deutsche auf Abnehmer warten.

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